Eibsee-Chaos: „Schiene keine Lösung“ - Andere Alternative präferiert

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Auf die Zahnradbahn haben manche gehofft, um die Verkehrssituation auf dem Weg zum Eibsee in den Griff zu bekommen. Doch daraus wird wohl nichts. © sehr

Alle sehnen sich nach einer Lösung für das leidige Chaos auf der Eibseestraße. Im Kreistag hieß es zuletzt, die BZB solle für Entlastung sorgen. Doch das Unternehmen winkt ab. Die Zug-Kapazitäten sind ausgereizt.

Grainau/Garmisch-Partenkirchen – Der nächste Sommer kommt bestimmt. David Schwinghammer, Kreisrat und ehemals Zweiter Bürgermeister von Grainau, prognostizierte in einer Sitzung im alten Jahr für 2024 den womöglich „schlimmsten aller Zeiten“ für seinen Heimatort. Freilich spielte er auf das Verkehrschaos rund um den Eibsee an. Alle sehnen sich nach einer Lösung, doch sie ist nicht in Sicht.

Seit dem angekündigten Aus des Eibsee-Busses hat auch der Landkreis das Thema aufgenommen, zuletzt im Kreistag beschlossen, die Situation prüfen zu lassen. Ein Verkehrsgutachten soll es geben – schnellstmöglich. Denn für alle bisherigen Ideen, die die Lage verbessern sollen, gibt es zu viele Haken. Straßensperrung? Nicht möglich. Mautstraße? Geht nur als Privatstraße, doch jeder scheut den millionenteuren Unterhalt. Seilbahn? Wer soll das bezahlen? Als maximal zielführend sahen viele Kreispolitiker eine Intensivierung des Transports auf der Schiene an. Der Tenor: Die Zugspitzbahn solle die Eibseestraße entlasten. Eine Diskussion, die in der Öffentlichkeit bisher an den Verantwortlichen der Bayerischen Zugspitzbahn AG vorbei geführt wurde. Vorstand Matthias Stauch entzieht ihr im Tagblatt-Gespräch schnell die Grundlage: „Realistisch betrachtet, wird die Schiene nicht die Lösung für den Eibsee sein.“ Wirtschaftlich und technisch sei ein Ausbau kaum darstellbar. Die BZB präferiert ein Shuttle-Angebot mit Bussen.

Zweigleisiger Ausbau: Grundstücke nicht in eigener Hand

Grundsätzlich ist Stauch froh, dass sich viele – er bezieht den Arbeitskreis Mobilität des Marktes Garmisch-Partenkirchen ein – nun noch intensiver Gedanken über die Lage machen. „Das ist sehr positiv, auch, dass wir eingebunden werden, weil wir aus der Praxis heraus viele Dinge geraderücken können.“ Dennoch dämpft er die Hoffnungen speziell beim Faktor Zeit: „Es gibt keine schnelle Lösung für das Problem.“ In seinen Augen hängt viel an den überregionalen Infrastruktur-Projekten. Es brauche eine verlässliche Deutsche Bahn als Partner, den Kramertunnel und eine weitgehend verkehrsfreie Eibseestraße. „Solange sich da nichts tut, werden wir immer nur Stückwerk haben.“

Als wenig realistisch stuft Mario Lanzenhofer, Leiter Logistik und Betriebsleiter der Zahnradbahn, den Vorschlag ein, die Talbahn der BZB einfach zweigleisig auszubauen und allen Verkehr auf die Schiene zu verlagern. „Dazu haben wir die Grundstücke gar nicht.“ Gerade in Hammersbach oder Grainau reiche die Bebauung oft bis direkt ans Gleis. Freie Flächen? Fehlanzeige. Da brauche man noch gar nicht über Kosten zu sprechen. „Ich traue mir gar keine Schätzung zu, was ein zweites Gleis bis zum Eibsee kosten würde.“ Genauer weiß er das bei den Zuggarnituren. Zehn davon hat die BZB, an Hochfrequenz-Tagen sind alle im Einsatz, um einen 30-Minuten-Takt zu gewährleisten. „Eine davon kostet zirka elf bis zwölf Millionen Euro.“

BZB mit ausgeklügelter Logistik

Weiteres Problem: Ein dichterer Takt als 30 Minuten ist nicht drin. „Das bekommen wir in das Zeitfenster nicht rein“, betont Lanzenhofer. Denn zwischen dem Bahnhof Garmisch-Partenkirchen und der Endstation Zugspitze/Sonnalpin gibt es nur vier Ausweichpunkte für Begegnungen von Zügen.

Ein drittes Argument spricht gegen die Schiene als Heilmittel: die unternehmerischen Ziele der Zugspitzbahn AG. „Wir können nicht endlos viele Leute befördern“, sagt Stauch. Die Verantwortlichen dürfen ihr eigentliches Geschäft, den Transport von Besuchern auf Deutschlands höchsten Berg, nicht ad absurdum führen. „Wir müssen unsere Vollzahler auf die Zugspitze bringen, das ist unsere Herausforderung.“ Im Sommer stellt die BZB dazu bereits Platzkarten für die Zahnradbahn aus, die einem Zugspitz-Gast die Teilnahme an einer Bergfahrt mit dem Zug garantieren. Mit der Seilbahn ist bei 4000 bis 4500 Besuchern pro Tag Schluss. Dann wird der Ticket-Verkauf eingestellt, Informationssysteme auf dem Weg Richtung Garmisch-Partenkirchen klären anfahrende Gäste auf. Das Limit ist notwendig, denn: „Wir müssen die Menschen ja auch wieder runterbringen vom Berg.“

Sammelparkplätze im Bereich des Kramertunnel-Südportals

Die Logistik hinter den Transporten ist ausgeklügelt. „Wir haben ja an einem schönen Sommertag auch noch 600 bis 700 Bergsteiger, die oben ankommen und ins Tal transportiert werden wollen“, merkt Lanzenhofer an. Wanderer stehen abends am Eibsee, setzen in puncto Heimkehr auf die Zahnradbahn ins Tal. All das gilt es zu bewerkstelligen. „Und wir wollen hohe Qualität bei der Beförderung bieten.“

Alles in allem: Der Zug ist bei der BZB speziell an den Tagen der Übervölkerung am Eibsee – rund 70 sollen es pro Jahr sein, 50 davon im Sommer – absolut ausgereizt. Deshalb sieht Lanzenhofer im Grunde nur eine echte Lösung, die Verkehrssituation besser in den Griff zu bekommen. „Der Ansatz ist, die Straße einigermaßen frei von Verkehr zu bekommen und die Menschen mit einem Bus-Shuttle-System zu befördern.“ Er stellt sich Sammelparkplätze im Bereich des Südportals des Kramertunnels vor, um die Autos im Tal abzufangen. Nur so könne man den Ansturm, der sich durch das 49-Euro-Ticket für den ÖPNV speziell auf die Busverbindung zum Eibsee deutlich verstärkt hat, in Zukunft möglicherweise besser bewältigen.

Verkehrsleitsystem: Tafeln informieren

Seit vielen Jahren engagiert sich die Bayerische Zugspitzbahn für eine Verbesserung der Verkehrssituation am Eibsee. „Wir waren die Ersten im Ort, die eine Lenkung angepackt haben“, betont Vorstand Matthias Stauch. Das Unternehmen installierte feste, mittlerweile digitale Informationstafeln ab Oberau. Darüber wird auch kommuniziert, wenn keine Karten für die Zugspitze mehr verfügbar sind. Hinzu kommen ein Parkleitsystem und an Hochfrequenztagen mobile Aufsteller im Ort. „In den vergangenen zehn Jahren haben wir mehrere 100 000 Euro ausgegeben, mittlerweile haben wir jährlich ein sechsstelliges Budget für Lenkungsmaßnahmen.“ Man sei offen, auch künftig vernünftige Ansätze zu unterstützen. Für die Angaben auf den Tafeln steht die BZB im engen Austausch mit der Polizei sowie dem Eibsee-Hotel. Stauch hat eine Erkenntnis gewonnen: „Je früher wir die Leute informieren, desto besser, desto höher ist auch deren Leidensfähigkeit.“ Das ändere aber nichts daran, dass viele die Hinweise immer wieder ignorieren.

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