Manche Wölfe verlieren die Scheu: Appell zur Vorsicht - Riss bei Schöffau wird geprüft
Der Wolf macht sich breit und damit häufen sich auch die Risse. Ob das Raubtier auch ein Hirschkalb im Schöffauer Gebiet getötet hat, steht noch nicht offiziell fest. Unabhängig davon raten der Jagdpächter und der Vorsitzende der Jagdgenossenschaft den Bürgern, die in der Landschaft unterwegs sind, vorsichtig zu sein.
Schöffau – Es ist ein waldreiches Gebiet zwischen Bad Kohlgrub und Uffing. Offenkundig fühlen sich auch Wölfe in der Gegend wohl. Behördlicherseits wurde einem Wolfspaar, das als standorttreu eingestuft wurde, bereits ein Revier mit dem Namen „Staffelsee-West“ verpasst. Es erstreckt sich über Teile der Landkreise Garmisch-Partenkirchen und Weilheim-Schongau. Aufnahmen einer Wildkamera zeigen, dass es bereits Wolfsnachwuchs gibt.
Im Bereich Gspeichert nahe Schöffau machte am 10. Januar ein Waldbesitzer eine unschöne Entdeckung. Er fand ein gerissenes Hirschkalb. Jagdpächter Johann Samm hat sich den Kadaver auch angesehen. „Das Tier ist richtig ausgeweidet worden“, sagt er. „Der Brustkorb wurde aufgerissen.“ Außerdem habe das Kalb einen „typischen Kehlbiss“ aufgewiesen. „Und ein Schenkel ist zur Hälfte abgefieselt worden.“ Samm schließt nicht aus, dass es mehrere Wölfe waren, die das Hirschkalb jagten und töteten. Er kann sich auch vorstellen, dass es die jungen Wölfe waren. Nach Meinung von Johann Winkler, Vorsitzender der Jagdgenossenschaft Schöffau, habe ein einzelner Hund keine Chance, Rotwild zu erlegen. Wenn, dann müssten es mehrere Hunde gewesen sein.
Zuständig ist in solchen Fällen das Landesamt für Umwelt (LfU). Einem Sprecher zufolge wurde der Fall dem LfU am 10. Januar gemeldet. „Ein Mitglied des Netzwerks Große Beutegreifer hat den Fall vor Ort aufgenommen und Proben für eine genetische Untersuchung sichergestellt.“ Die Ergebnisse liegen aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht vor.

Auch dem Landratsamt Garmisch-Partenkirchen ist der Riss bekannt. Mangels Ergebnis könne „noch keine gesicherte Aussage darüber getroffen werden, ob es sich um einen Wolfsriss handelt und ob gegebenenfalls mehrere Tiere daran beteiligt waren“, sagt Sprecher Stephan Scharf. „Nach Einschätzung des Rissbegutachters lässt der Riss jedoch auf die Beteiligung eines Wolfes schließen.“
Jagdpächter Samm rät Spaziergängern, Reitern und anderen Menschen, die in dem Gebiet unterwegs sind – ihm zufolge sind es viele – , vorsichtig zu sein. Des Öfteren seien Hunde nicht angeleint. Kürzlich hat Samm einen Wolf beobachtet, der am helllichten Tag 200 Meter von ihm entfernt war. Von Spaziergängern war er nur 100 Meter weg. Winkler sieht die Sache ähnlich. „Die Leute müssen vorsichtig werden.“ Denn manche Wölfe hätten die Scheu vor den Menschen verloren. Winkler sieht die „große Gefahr, dass es mit Leuten, die am Wochenende mit ihrem Hund spazieren gehen, zu einer Konfrontation kommt“. Im Frühjahr, wenn der Nachwuchs geboren wird, verteidigten die Wölfe ihren Wurf. „Da würde ich keinem empfehlen, ins Unterholz zu gehen. Ich hoffe nur, dass es kein zweites Rudel gibt.“
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