Oscars 2024: Kinobetreiber erklärt, wie es Abräumer „Oppenheimer“ & Co. in sein Programm schafften

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Oscars 2024: Kinobetreiber erklärt, wie es Abräumer „Oppenheimer“ & Co. in sein Programm schafften

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Cineast – und kein Fan von Popcorn-Kino: Thomas Modlinger betreibt in Holzkirchen ein Programmkino. Trotzdem liefen bei ihm diese Saison fast alle Oscar-Favoriten und deutschen Hoffnungen. © Thomas PletTenberg

Er ist kein Fan von Hollywood-Blockbustern. Der Oscar-Abräumer 2024 und deutsche Hoffnungen haben es aber sogar bei Tom Modlinger in Holzkirchen ins Programm geschafft. Warum, erklärt der Kinobetreiber im Interview.

Holzkirchen – Thomas Modlinger hatte sie voriges Jahr so gut wie alle: „Oppenheimer“ und „Barbie“, „Anatomie eines Falls“, „Das Lehrerzimmer“, „Perfect Days“ – und „Zone of Interest“ kommt ab 21. März 2024 ins Programm des Foolskinos in Holzkirchen. Dass Betreiber Modlinger in seinem kleinen Programmkino so geballt Oscar-Kandidaten vorführt, darf man getrost als ungewöhnlich bezeichnen, denn der 62-jährige Cineast ist kein Fan von Hollywood und erst recht nicht von Popcorn-Kino. Nach der Oscar-Verleihung in der Nacht zum Montag haben wir bei ihm nachgefragt, ob er seine Meinung geändert hat und ob bei den Oscars die Richtigen abgeräumt haben.

Herr Modlinger, jetzt hatten oder haben Sie bis auf „Poor Things“ alle Oscar-Favoriten und die deutschen Hoffnungen im Programm. Was ist denn da passiert?

Tom Modlinger: „Das kann ich Ihnen sagen: Die Juroren der Oscars haben in mein Programm geschaut und danach nominiert (lacht). Nein, im Ernst: Ich spiele keinen „King Kong“ und „Godzilla“ und keine „Transformers“. Aber gute amerikanische Filme wie „Oppenheimer“ oder „Barbie“, was mir eben gut erscheint, nehme ich schon ins Programm. Ich weiß natürlich nie, ob sie ausgezeichnet werden. Wenn, dann freue ich mich natürlich. Aber ich habe nichts an meiner Auswahl geändert.“

„Es geht auch ums Gefühl“

Haben die Filme denn auch Publikum gezogen?

Modlinger: „Das ist eine schwierige Frage. Bei „Oppenheimer“ kann ich mich nicht beschweren. Das ist auch ein toller Film. Als kleines Programmkino bin ich froh um alle, die kommen. Für mich muss trotzdem nicht nur die Kasse stimmen, es geht auch ums Gefühl. Wenn die Leute begeistert rausgehen, ist das Seelenbalsam für mich. Bloß kaufen kann ich mir davon nichts. Bislang sind wir noch nicht wieder auf dem Niveau von vor Corona. Ich hätte mir voriges Jahr schon 14 000 Besucher gewünscht. Tatsächlich waren es knapp 12 000.“

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Zwei deutsche Hoffnungen als Favoriten

Warum hat es „Poor Things“ denn nicht in Ihr Programm geschafft?

Modlinger: „Mit dem hab ich schon lange geliebäugelt, er ist aber auch schwere Kost. Schließlich ist er einfach durchgerutscht. Wenn er im Streaming läuft, brauche ich ihn auch nicht mehr zu zeigen, da kommt dann keiner mehr.“

Wer wäre denn Ihr Favorit bei den Oscars gewesen?

Modlinger: „„Anatomie eines Falls“ war grandios. Als Zwölf-, 13-Jähriger hätte mich der furchtbar gelangweilt. Aber die Dialoge und die Spannung – das ist ein toller Film. Im Original mit Untertiteln ist er noch besser. Sandra Hüller spielt ja eine Deutsche, deren Englisch ein Dolmetscher übersetzt. Diese Spielerei mit der Sprache ist unheimlich gut gemacht. Das Original ist einfach authentischer, allein die Tonlage ist um Größenordnungen besser, ich bin schon ein Fan von OmU. Auch „Das Lehrerzimmer“ ist ein toller Film. „Zone of Interest“ habe ich noch nicht gesehen.“

„Anatomie eines Falls“ mit Sandra Hüller großer César-Sieger

„Die Branche ändert sich zum Positiven“

Die Oscar-Saison war heuer aber schon überraschend gut, oder? Die Favoriten und die deutschen Hoffnungen – das war jetzt alles kein Hollywood-Popcornkino.

Modlinger: „Da ändert sich die Branche auch zum Positiven. Es werden mehr sozialkritische Themen und Biopics angepackt. Warum sollte ein „Transformers“-Film auch einen Oscar bekommen? Allenfalls für die beste Animation. Oder ein „Fast and Furious“ – da wüsste ich nicht, wie man das begründen sollte.“

Und wie geht’s im Foolskino weiter?

Modlinger: „Ich bin jetzt mit Hochdruck am April-Programm, bevor ab Mai wieder die Saure-Gurken-Zeit fürs Kino anfängt. Im Februar waren meine Frau und ich bei den Screenings auf der Berlinale. Die Ausbeute war diesmal nicht groß, aber ein paar schöne Sachen waren dabei: der neue Kafka-Film „Die Herrlichkeit des Lebens“ etwa und „Drive Away Dolls“ eines der Coen-Brüder. Den fand ich witzig, ich muss mal kucken, ob ich den unterbringe. Im April kommt zu mir ein P-Seminar des Holzkirchner Gymnasiums und macht bei mir ein englischsprachiges Filmfestival. Da überlasse ich den Schülern vier Tage das Kino.“

Das Programm

Das Programm des Foolskinos und aktuelle Infos gibt es auf der Internetseite.

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