Die Ästhetik des Vergänglichen: Nele und Romy von Mengershausen stellen aus

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„Bedenke, dass du sterben wirst“: Mit (v.l.) Nele und Romy von Mengershausen haben sich zwei Generationen mit 50 Jahren Unterschied künstlerisch mit Tod und Vergänglichkeit auseinandergesetzt. Ihre Arbeiten zeigen sie in Holzkirchen. © Stefan Schweihofer

„Memento mori“: Unter diesem Titel zeigen Nele und Romy von Mengershausen in einer Ausstellung in der Steingraber-Galerie in Holzkirchen den Blick zweier Generationen auf das Thema Vergänglichkeit.

Holzkirchen – Memento mori – bedenke, dass du sterben wirst: Unter diesem Motto stellen Nele und Romy von Mengershausen in der Galerie im Autohaus Steingraber in Holzkirchen 41 Arbeiten aus. Eine Auseinandersetzung mit der Vergänglichkeit in zwei Künstlerinnen-Generationen, zwischen denen die Spanne eines halben Jahrhunderts liegt.

Der Totenkopf als Symbol

Memento mori wurde bereits im antiken Rom zum Symbol der Vergänglichkeit. So gibt es in der bildenden Kunst seit Jahrhunderten das Genre der Vanitas-Stillleben, in denen der menschliche Schädel eine zentrale Rolle einnimmt. Dieses Symbol des Todes verarbeiten Großtante Nele und Großnichte Romy seit zwei Jahren künstlerisch jeweils aus ihrer eigenen – zeitlich mehr als 50 Jahren getrennten – Perspektive. Horst Hermenau erklärte in seiner Begrüßung bei der gut besuchten Vernissage, dass bei der Verteilung der Einladungen „die Reaktion der Leute total unterschiedlich“ war, weil eben der Umgang mit dem Tod etwas sehr Spezielles und Individuelles sei.

In einem anrührenden und von gegenseitiger Zuneigung geprägten Zwiegespräch erklärten die beiden Künstlerinnen, wie alles begann, wie die Idee reifte und schließlich umgesetzt wurde in einer künstlerisch hochwertigen und tiefgründigen Ausstellung. Romy studiert in Cluj (Rumänien) Medizin und schuf – zunächst – zu Studienzwecken anatomische Zeichnungen des Schädels. Nele war sofort angetan – „wie schön die sind!“ – und fand ihrerseits einen Schädel, „ein charmantes Geschenk eines Freundes“.

Nele von Mengershausen wurde auf dem Bayrischzeller Tannerhof geboren, wo sie seit 2000 wieder lebt. Dazwischen studierte sie Kunst in Basel und München, lebte und arbeitete lange in den USA. Sie gehört zu den wichtigsten Landkreis-Künstlern, voriges Jahr kaufte die Staatliche Graphische Sammlung München einige Werke von ihr an. Sie stellte schon mehrmals auch in der Steingraber-Galerie aus , im wahrsten Sinne „leuchtende“ Bilder oder Werke „aus einem Stamm“. Großnichte Romy war als Kind oft in ihrem Atelier und erhielt so ganz nebenbei ihre künstlerische Prägung und Neigung, die sie nicht mehr losließ.

Unterschiedliche Herangehensweise

„Auch wenn es so verschieden ist, geht es in die Resonanz“, erklärt die Ältere und meint damit die komplett unterschiedliche Herangehensweise an das Thema, die vor allem durch den Altersunterschied erklärbar ist. Hier eine feine, differenzierte, in einer langen Künstlerlaufbahn gewachsenen Farbgebung und Formensprache mit einem durchaus versöhnlichen Zugang zum Tod. Auf der anderen Seite dominiert die jugendliche Kraft und Unbekümmertheit, die sich in kräftig leuchtenden Neonfarben und einem kompromisslosen Strich manifestiert. Zu ihren sechs kraftvollen Bildern las die „Junge“ drei ihrer dazugehörigen sensiblen Gedichte.

Einige von Nele von Mengershausens Bildern bestechen durch einen zarten, lyrischen Ausdruck, den man nicht unmittelbar mit dem Tod in Verbindung bringen kann: Sie wandelt das Thema ab, verfremdet es, lässt aus einem angedeuteten Schädel Tentakel eines Oktopus herauswachsen. Hier hat der Meeresbewohner seine Intelligenz, also in der Weichheit, im Gegensatz zu dem 22 Knochen umfassenden, harten menschlichen Schädel. Verweise auf die mexikanische Totenkultur, nach der am 2. November auf dem Friedhof heiter gefeiert wird, finden sich in Arbeiten der Serie der „mexikanischen Geschenke“. „Ich stelle mich diesem existenziellen Abschiednehmen nicht, ich geh’ wieder auf die Reise“, erklärt sie, ehe eine liebevolle Umarmung das emotionale Zwiegespräch beendet.

Die Hälfte der erzielten Einnahmen soll an das Hospiz Domicilium in Weyarn gehen. Dessen ebenfalls anwesende Leiterin Helena Snela zeigte sich „berührt, dass die Bilder keine Angst erzeugen, sondern fröhlich und heiter sind“. Ihr Schlusswort: „Der Tod ist die Krönung des Lebens.“

Öffnungszeiten

Die Werkschau „Memento mori“ von Nele und Romy von Mengershausen ist bis Mittwoch, 24. April, in der Galerie im Autohaus Steingraber im Holzkirchner Gewerbegebiet Ost (Robert-Bosch-Straße 1) zu sehen: an Werktagen montags bis freitags von 10 bis 18, samstags von 10 bis 15 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Reinhold Schmid

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