Fünffache Mutter: "Wenn am Monatsende 10 Euro übrig bleiben, kann ich froh sein"

Eine 38-jährige Mutter von fünf Kindern aus Niederösterreich steht vor großen Herausforderungen. Jasmin Bleier (Name geändert) lebt mit drei ihrer Kinder in einer Mietwohnung nahe Wiener Neustadt. Trotz staatlicher Unterstützung und Familienbeihilfe bleibt ihr kaum Geld, um die steigenden Lebenshaltungskosten zu decken. 

“Wenn am Monatsende vielleicht 10 Euro übrig bleiben, kann ich froh sein”, schildert sie ihre Situation im Gespräch mit der Zeitung “Heute”.

Fünffache Mutter rechnet vor: 400 Euro bleiben nach Miete und Lebensmitteln

Um über die Runden zu kommen, kauft Bleier fast ausschließlich Aktionsware und hetzt von Supermarkt zu Supermarkt, um die günstigsten Angebote zu nutzen. “Milch um 90 Cent, das ist für uns schon ein riesiger Unterschied”, sagt sie der Zeitung. Für unerwartete Ausgaben bleibt kein Geld übrig. Sie rechnet vor:

Einnahmen:

  • Sozialleistungen: 1600 Euro
  • Familienbeihilfe: 900 Euro
  • Alimente: 400 Euro

Ausgaben:

  • Miete: 1500 Euro
  • Lebensmittel für sie und drei Kinder: 1000 Euro
  • Es bleiben 400 Euro für Sprit, Versicherungen und Handyverträge.

Zusätzlich erschwert die Betreuung ihres jüngsten Sohnes, der unter frühkindlichem Autismus leidet, ihre Situation. Der Junge kann nur zwei Stunden täglich den Kindergarten besuchen, da ihn die Lautstärke und andere Kinder überfordern. “Hier in Niederösterreich fehlt es massiv an sozialer Infrastruktur”, kritisiert sie gegenüber "Heute". Vor allem Betreuungseinrichtungen für Kinder mit besonderen Bedürfnissen seien auf dem Land kaum vorhanden.

Die Familie muss streng mit ihrem Geld haushalten. Selten bleibt etwas zum Sparen für unvorhersehbare Ausgaben übrig.
Die Familie muss streng mit ihrem Geld haushalten. Selten bleibt etwas zum Sparen für unvorhersehbare Ausgaben übrig (Symbolbild). Getty, Westend61

Kein Einzelfall: Alleinerziehende tappen in die Armuts-Falle

Auf die Frage, warum sie nicht arbeiten gehe, entgegnet sie: “Würde ich gerne, aber wer passt dann auf meinen Sohn auf?”.

Auch in Deutschland sind Alleinerziehende am häufigsten von Armut betroffen. Ihr Armutsrisiko ist dreimal so hoch wie das von Männern oder Frauen in Partnerschaften. Dies geht aus dem Familienbericht des Jahres 2023 hervor, der im Januar vorgestellt wurde. 

Das Projekt "Mika" ("Mit Kind in Arbeit") des Ausbildungsverbunds Magdeburg will dies ändern, wie der "MDR" berichtet. In Kooperation mit dem Jobcenter unterstützt es alleinerziehende Mütter beim Einstieg in Ausbildung oder Beruf. Doch die Zahlen zeigen auch, dass das Problem nicht allein auf fehlende Erwerbstätigkeit zurückzuführen ist: 71 Prozent der alleinerziehenden Mütter und 87 Prozent der Väter sind laut den Zahlen der Bertelsmann-Stiftung berufstätig, viele sogar in Vollzeit.