Stolze Baiuvaren seit über 1200 Jahren: So feiert Steinhöring seinen „Namenstag“
Eine biwakierende Armee, Mozart und ein Lochbeil: Steinhöring feiert seinen „Namenstag“ als 1200-jähriges Jubiläum – Die Festwoche zeigt: Der Ort ist noch viel älter.
Steinhöring – Mozart reiste durch Steinhöring. Womöglich hat er sogar im Gasthof zur Post übernachtet. Die Schlacht von Hohenlinden hatte Auswirkungen auf den Ort: Tausende französische Soldaten biwakierten vor der großen Entscheidungsschlacht zwischen Frankreich unter Napoleon und der österreichisch-bayerischen Armee um das Dorf. Der Ort könnte viel erzählen aus seiner jahrhundertealten Geschichte. Erste Siedlungsspuren gehen weit zurück.
Der älteste Fund: In der Nähe des heutigen Ortsteils Berg hat man einst ein Steinbeil (Lochaxt) aus der jüngeren Steinzeit gefunden. Relikte gibt es aus der Bronzezeit oder der Römerzeit. In einem baiuvarischen Reihengräberfeld mit 255 Skeletten aus der Merowingerzeit, das man in den 1970er-Jahren in der Nähe des heutigen Sportplatzes entdeckt hatte, fanden sich sogar byzantinische Goldohrringe.
Uralte Geschichten, aber „erst“ vor 1200 Jahren urkundlich erwähnt
Trotz dieser uralten Geschichtsfunde ist Steinhöring offiziell „erst“ 1200 Jahre alt. Die erste urkundliche Erwähnung – ein Kleriker übergibt seinen Grundbesitz zu „Steinheringa“ an Freising – findet sich 824. Und so kommt es, dass man in diesem Jahr das 1200-jährige Bestehen feiert. Die zugehörige Festschrift formuliert es so: „Dieses Jubiläum ist allerdings als Namenstag zu verstehen, da Steinhöring als Siedlungsort natürlich sehr viel älter ist. Die ersten Bayern sind jedenfalls nachweislich seit ca. 570 nach Christus hier ansässig.“

Vor rund einem Jahr gründete sich der Festausschuss für das Gemeindejubiläum, bestehend aus den Gemeinderatsmitgliedern Hans Antoni, Thomas Grundmann von Holly, Willi Slowaczek, Caren Lipp, Max Stabernak, Christian Schächer sowie Martin Pointner. Sie haben „Baiuvaren in Steinhöring“ (in an Latein angelehnter Schreibweise) als Motto der 1200-Jahrfeier auserkoren.
1200 Jahre Steinhöring: Das Programm der Festwoche im Juni 2024
Die Grundidee für die große Festwoche vom Donnerstag, 13., bis Montag, 17. Juni, ist, jeden der Festtage von einem der ortsansässigen Vereine ausrichten zu lassen: der Blasmusik, dem TSV, der Feuerwehr und dem Tennisclub. Mit dabei ist auch der Heimatverein, der eine Ausstellung zur Geschichte des Ortes beiträgt, die in der Jubiläumswoche in der Schulaula gezeigt wird.
Zu sehen sind dort frühzeitliche Fundstücke, ein Faksimile der Urkunde von 824 sowie jede Menge anderes geschichtliche Material. Auch das Lebensborn-Heim der Nazis wird thematisiert. Und dann gibt es das Festzelt auf dem Sportfeld der Schule, in dem täglich für Programm gesorgt wird. Nach Eröffnung der Festwoche durch die Bürgermeisterin und der Eröffnung der historischen Ausstellung folgt dort der Bieranstich.
Für Festzeltstimmung sorgen die Blech-Bagage und Gstanzl von und mit Erdäpfekraut. Am Folgetag lässt man Markttreiben auf dem Dorfplatz, im Pausenhof der Schule sowie im Pfarrhofgarten aufkommen. Gemeint sind freilich nicht nur die üblichen Verkaufsstände, sondern eine ganze Reihe an Events wie etwa „Stoaheben“, Einradfahren, Postkutschenfahrten durch Steinhöring oder „Grottenwanderungen“. Auch Führungen in der Kirche oder an der Orgel stehen im Programm. Ebenso gibt es Handwerkerstände und kulturelle Angebote wie etwa Vorführungen aus Zeit der Baiuvaren mit Töpfern, Glasperlenherstellung, textile Arbeiten, historisches Backen und Bierbrauen, Schwertkunde oder mittelalterliches Moritatensingen am Dorfplatz. Am Freitag lädt man zum Public Viewing des EM-Eröffnungsspiels auf einer Großleinwand. Anschließend ist Disco-Party.
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1200 Jahre Steinhöring: Alle Vereine und die Schule beteiligt
Am Festsonntag zelebrieren die Steinhöringer einen Feldgottesdienst und einen Festumzug mit Brauereigespann und historischen Feuerwehren – mit der 1200 Jahrfeier des Ortes feiert die Steinhöringer Feuerwehr ihr 150-jähriges Bestehen. Musik im Festzelt gibt es dazu von der Steinhöringer Blasmusik und den Panzerknackern.
Ausklingen werden die Festtage am Montag mit Kesselfleischessen und einer Versteigerung eines Mopeds „NSU Quickly“. Ein Los dafür bekommt man mit dem käuflich zu erwerbenden Festabzeichen, das der Einrichtungsverband beisteuert, oder im freien Verkauf.
Auch wenn das offizielle Jubiläumsprogramm nur ein paar Tage dauert, an der Schule ist das Jubiläumsmotto Jahresthema. Zur Eröffnung treten die Schulkinder etwa in Kleidung aus dem 7. Jahrhundert auf. Gesehen haben Steinhöring seit der Gründung wohl viele Menschen: Durch den Ort führten Salzstraße und Postroute.