Die etwas andere Klassenfahrt: Realschüler aus Poing besuchen Kinder und Jugendliche in Müllstadt in Kairo
Realschüler aus Poing sind nach Kairo geflogen und haben dort Kinder, Jugendliche und Familien in einer Müllstadt besucht. Und ihnen etwas Abwechslung ermöglicht und mehr als ein Lächeln geschenkt.
Poing – Mit Kindern und Jugendlichen, die nichts anderes kennen als ihre Müllstadt, spielen, lernen, lachen und ihnen Abwechslung vom tristen Alltag und armen Leben geben – das haben elf Schülerinnen und Schüler zusammen mit zwei Lehrkräften der Poinger Dominik-Brunner-Realschule getan. Zum zweiten Mal reiste eine kleine Gruppe nach Kairo, um dort in das Leben einer Müllstadt einzutauchen. In einem Viertel der Millionenmetropole, in dem die Menschen im und vom Müll leben. Den sie sortieren und wiederverwerten.
Poing: Präsentationsabend gibt Einblicke und Eindrücke
Bei einem Präsentationsabend in der Realschule berichteten die Neuntklässler Max, Markus, Emma, Jule, Sofia, Maja, Valentino, Johanna, Sina und die Zehntklässlerin Sude jetzt von ihren Erlebnissen und Eindrücken und zeigten auf einer großen Leinwand Bilder. Der 11. Schüler, Jan, war leider krank.

Sina und Valentina erläuterten zu Beginn den Eltern, Geschwistern, Großeltern und anderen Interessierten, die zur Präsentation gekommen waren, was eine Müllstadt ist. „Die Menschen in den Häusern leben oben, im Erdgeschoss befindet sich der ganze Müll.“ Jule berichtete, wie aus leeren Kaffeetabs Schmuck hergestellt wird und zeigte Bilder von einem Besuch bei einer Familie in der Müllstadt.
Die Schülerinnen und Schüler haben auch den Kindergarten besucht, den der Verein Müllstadtkinder in Kairo betreibt. Maja und Emma erzählten, wie sie mit den Kindern gespielt haben. „Anfangs waren sie schüchtern, sie wurden aber immer offener und die Mädchen ließen sich von uns sogar Zöpfe flechten.“ Großen Spaß hatten die Kindergartenkinder beim Seifenblasen blasen mit den Gästen aus Poing. Die haben für die Kinder auch E-Mails verfasst und den Pateneltern geschickt.
Kooperation mit Verein aus dem Allgäu
Der im Allgäu ansässige Verein Müllstadtkinder Kairo kümmert sich seit gut 20 Jahren um Betreuung, Bildung und Ausbildung von Kindern in einer der Müllstädte. Er vermittelt Patenschaften und versucht, ihnen etwas Abwechslung zu bieten. So waren die Schülerinnen und Schüler aus Poing drei Tage mit 16 Kindern und Jugendlichen aus der Müllstadt auf Freizeit in einer Oase und an einem See. Orte, an denen sie normalerweise nie hinkommen, weil sie zu arm dafür sind. Das Geld für den Ausflug haben die Realschüler im Laufe der vergangenen Monate durch den Verkauf von selbst gebackenen Kuchen in der Pause eingenommen, außerdem durch Spenden.
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Beim Präsentationsabend berichteten Sofia und Sedi von dem Ausflug, zeigten Bilder und ein Video, in dem die Kinder und Jugendlichen versuchen, sich gegenseitig in der jeweiligen Sprache ein paar Wörter beizubringen. Bei den Versuchen gab’s viel zu Lachen.
Ausflug in die Wüste
Freizeit hatten die Schülerinnen und Schüler aus Poing selbst auch, sie besuchten unter anderem die Pyramiden von Kairo, die Al-Hussain Mosche, eine Felsenkirche und den Bazar von Alt-Kairo. Von diesen Aktivitäten berichteten Markus und Max.
Zu guter Letzt schilderte Johanna ihre Eindrücke vom Besuch eines Krankenhauses für krebskranke Kinder und einer deutschen Schule.
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„Es ist nicht nur irgendeine Klassenfahrt, es ist eine Projektfahrt“, sagte zum Abschluss Lehrer Thomas Reichle. Er und Lehrerin Kristina Schuster hatten die Reise zum zweiten Mal, nach 2023, organisiert und durchgeführt. Um „Kultursinn-Botschafter Poings“ zu werden (so der Titel des Projekts), mussten interessierte Schülerinnen und Schüler der 9. Jahrgangsstufe sich bei den beiden Lehrkräften Bewerben. „Voraussetzung ist, dass man offen ist für neue Kulturen und Interesse hat an sozialen Projekten“, so Reichle. Und ganz wichtig sei der Charakter, betonte Schuster.
Die beiden dankten den Eltern für die Unterstützung, nicht zuletzt auch dafür, dass sie durch das Bezahlen der Reise ihren Kindern diese Möglichkeit des Kennenlernens einer anderen Kultur und eines völlig anderen Lebens gegeben haben.
Die Schülerinnen und Schüler sind weiterhin in Kontakt mit Jugendlichen aus Kairo, per WhatsApp und Snapchat, berichtete Emma. Schlusswort von Valentina: „Die Reise war ein sehr schönes Erlebnis und ich bin froh, dass ich diese Menschen kennenlernen durfte.“