„Zu faul zum Lernen“: Immer mehr Fahrschüler rasseln durch Theorieprüfung
Der Führerschein ist ein begehrtes Dokument. Trotzdem rasseln heute so viele Fahrschüler durch die Theorieprüfung wie noch nie. Schuld daran sind die Fahrschüler selbst, sagen Fahrlehrer aus dem Landkreis.
Landkreis – Endlich nicht mehr auf Mitfahrgelegenheiten bei Eltern, Geschwistern oder Freunden angewiesen sein: Gerade auf dem Land bedeutet der Führerschein für viele Jugendliche Freiheit. Doch der Weg dahin gestaltet sich für einige zunehmend steiniger.
Neuer Höchststand: Immer mehr Fahrschüler schaffen Theorieprüfung nicht
Laut TÜV-Verband gab es 2023 knapp zwei Millionen theoretische Prüfungen für den klassischen Autoführerschein. Dabei rasselten 42 Prozent der Fahrschüler deutschlandweit durch die Prüfung – so viele wie noch nie. Auch in Bayern zeigt sich kein besseres Bild: Über 38 Prozent der Prüflinge bestanden hier den Theorieteil nicht.
Schuld daran sind oft die Fahrschüler selbst, sagen Fahrlehrer aus dem Landkreis Ebersberg. „Wenn man durchfällt, hat das heute keine Konsequenzen mehr“, nennt Uwe Eggerl, Inhaber der gleichnamigen Fahrschule in Grafing, einen Grund. Während die Fahrschüler früher nach drei missglückten Versuchen für mindestens drei Monate gesperrt waren, können sie heute so oft wiederholen, wie sie müssen. „Dadurch fehlt ihnen einfach der Druck“, so Eggerl.
Fahrschüler müssen über 1000 Prüfungsfragen beherrschen
Aber auch an Motivation mangelt es einigen jungen Menschen. „Wir merken, dass viele einfach zu faul zum Lernen sind“, berichtet eine Mitarbeiterin der Glonner Fahrschule Klessinger. Und dennoch melden sich Fahrschüler teils völlig unvorbereitet zur Prüfung an. Ihre Devise: Mut zur Lücke.
Viele probieren es einfach auf gut Glück
Für den hiesigen Prüfungsabnehmer in Ebersberg, den TÜV, ist das nichts Neues. Denn Pflichtstunden vor dem Test gibt es, anders als bei der praktischen Prüfung, nicht. Bewerber entscheiden selbst, ob sie sich die Prüfung zutrauen. Knapp 25 Euro müssen die Fahrschüler für die Theorieprüfung beim TÜV hinlegen. „Der Preis ist überschaubar. Viele probieren es deshalb einfach auf gut Glück“, erklärt TÜV-Pressesprecher Vincenzo Lucà. Mit mehr oder weniger Erfolg: Schließlich müssen die Prüflinge über 1000 Fragen beherrschen, von denen beim TÜV nur 30 zufällig ausgewählte abgefragt werden.
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„Abstrakte Fragen“ zu Umweltschutz und E-Autos erschweren Theorieprüfung
„Für das Verständnis im Straßenverkehr ist das nicht förderlich“, betont „de Fahrschui“-Inhaber Werner Schmidt. Der Fahrlehrer betreibt sechs Fahrschulen im Landkreis Ebersberg und weiß: Auch auswendig lernen bringt nichts. „Die Fahrschüler müssen die Verkehrssituationen ja auch verstehen.“

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Der ständig neu angepasste und ausgebaute Fragenkatalog mache das für die Prüflinge nicht unbedingt leichter. Heute müssen Fahrschüler auch Fragen zu E-Autos, E-Bikes, E-Scootern und dem Umweltschutz beantworten können. „Da sind teilweise sehr abstrakte Fragen dabei, bei denen ich mich manchmal schon frage, was damit abgefragt werden soll“, sagt Schmidt.
Fahrlehrer setzt auf neues Konzept, um Durchfallquote zu verbessern
Um dennoch gut für die Theorieprüfung vorbereitet zu sein, sollten Fahrschüler laut Schmidt rund 30 Stunden lernen. Damit seine Fahrschüler das auch wirklich machen, hat der Fahrlehrer ein neues Konzept eingeführt. Um sich überhaupt für die Theorieprüfung anmelden zu können, müssen seine Fahrschüler 98 Prozent der Fragen in der Prüfungsapp richtig beantworten und zusätzlich drei Vorprüfungen bestehen. „Wir haben das jetzt wegen der hohen Durchfallquoten verschärft“, berichtet der Fahrlehrer.
Aber wer kontinuierlich mitlernt und im Theorieunterricht aufpasst, sollte die Theorieprüfung laut Schmidt leicht schaffen. „Umso mehr man sich interessiert, desto einfacher ist am Ende die Prüfung“, sagt er.