Angst vor zweitem China-Schock - Trumps drastische Zollpläne könnten US-Haushalte jährlich bis zu 2.600 Dollar kosten
Der neu gewählte Präsident der USA plant, durch die Einführung von Zöllen auf alle ausländischen Güter den Welthandel neu zu gestalten. Das berichtet das „Wall Street Journal“. Seine Pläne basieren auf einer wirtschaftstheoretischen Grundlage, die traditionelle Ansichten über die Ursachen chronischer Handelsdefizite in Frage stellt.
Langjährige Handelsdefizite und ihre Auswirkungen
Seit über 40 Jahren importieren die USA mehr Produkte aus dem Ausland, als sie exportieren. Nach Ansicht vieler Ökonomen trug dieses Handelsdefizit zum Verlust von über 5 Millionen Arbeitsplätzen in der Industrie seit den späten 1990er Jahren bei. Die Standarderklärung für das chronische Defizit gibt den Amerikanern die Schuld, die über ihre Verhältnisse leben würden, indem sie mehr konsumieren als sie produzieren.
Eine alternative Sichtweise: Michael Pettis
Michael Pettis, ein Wall-Street-Veteran und Finanzprofessor in Peking, bietet laut „Wall Street Journal“ eine alternative Erklärung an. Er argumentiert, dass eine Industriepolitik, die Handelsüberschüsse in Ländern wie China erzeugt, die eigentliche Ursache für die US-Defizite ist. China und andere Exportnationen investierten den Großteil ihrer Überschüsse in US-Staatsanleihen, Aktien, Anleihen und Immobilien. Dies treibt den Wert des Dollars nach oben, was US-Exporte für Ausländer teurer und Importe für Amerikaner günstiger macht und das Handelsdefizit weiter anheizt.
Pettis' Thesen, die er in seinem Buch „The Great Rebalancing“ aus dem Jahr 2013 ausführlich darlegte, gewinnen immer mehr an Bedeutung, insbesondere da China versucht, sich durch noch mehr Exporte aus einer wirtschaftlichen Flaute zu befreien. Dies weckt Befürchtungen vor einem zweiten „China-Schock“, ähnlich dem Zustrom von Waren, der Anfang der 2000er Jahre US-Industriestandorte zur Schließung zwang.
Trumps Pläne zur Neuausrichtung des Handels
Zu Beginn seiner Präsidentschaftskampagne 2023 stellte Trump Zoll- und Steuerpläne vor, mit denen er das „globale Handelssystem neu ausbalancieren“ möchte. Trump versprach, 60 Prozent Zölle auf Importe aus China zu erheben, während er auf Waren aus allen anderen Ländern eine Steuer von 10 bis 20 Prozent erheben will. Er argumentierte, dass höhere Preise für ausländische Waren die heimische Produktion in den USA ankurbeln werden.
Laut einer August-Studie von Ökonomen des Peterson Institute for International Economics würden die neuen Zölle jedoch einen typischen US-Haushalt jährlich zwischen 1.700 und 2.600 Dollar kosten, je nachdem, ob der universelle Importzoll bei 10 oder 20 Prozent liegt. Pettis schlägt alternativ laut „Wall Street Journal“ vor, eine Steuer auf ausländische Investitionsströme zu erheben, die aus Ländern stammen, die einen Handelsüberschuss mit den USA haben.