Bairam, der Fremdgänger

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Ebersberg
  4. Kirchseeon

Kommentare

Birgit Hufnagl aus Eglharting liegt am Boden und kuschelt mit ihrem Kater Bairam, der sich liebend gerne auch bei den Nachbarn aufhält und dort verwöhnt wird. Er ist ein besonders besonderer Kater. © SRO

Bairam ist ein Kater. Alle Katzen sind etwas Besonderes. Doch Bairam, drei Jahre alt, ist besonders besonders. Er adoptiert sich nämlich seine Zusatzfamilie selbst und stellt Ansprüche an seinen Entspannungsplatz.

Kirchseeon - Hund, Katze, Maus – oder bunte Exoten zu Wasser, zu Lande und in der Luft: Die Haustiere im Landkreis Ebersberg sind so vielfältig wie ihre Besitzer. Die Ebersberger Zeitung stellen einige von ihnen in einer losen Serie vor. Heute: Kater Bairam, der „Fremdgänger“.

Rassekatze mit kleinen Fehlern

Bairam ist ein Kater. Alle Katzen sind etwas Besonderes. Doch Bairam, drei Jahre alt, ist besonders besonders. Er ist eine Rassekatze, eine göttliche Birma, jedoch mit kleinen Fehlern. Seine Hinterbeine haben eine X-Stellung. Er hat die Familie des Autors dieser Zeilen und diesen selbst adoptiert. Eigentlich gehört er zu Birgit Hufnagel (56), die in der Siedlung gegenüber wohnt. Im ersten Stock, Katzenleiter, immer offener Klappe in der Balkontüre. Birgit Hufnagl kümmert sich um die tägliche Nahrungsaufnahme des Katers, die Kosten für den Tierarzt und auch sonst alles.

Maunzen fordert bequemes Polster

Der Autor und seine Familie haben einen Garten, den Bairam gerne nutzt. Die Holz-Terrasse, vor Regen geschützt durch ein Glasdach, ist einer seiner Lieblingsorte. Jedoch nur unter bestimmten Voraussetzungen. Auf dem Gartenstuhl muss nämlich ein bequemes und kuscheliges Polster liegen. Sollte das nicht da sein, kommen klar fordernde Maunztöne. Fehlt das Kissen länger, geht er wieder, natürlich nicht ohne den Garten zuvor genau zu untersuchen und auf Veränderungen zu prüfen. Kurze vegetarische Kaupausen bei Pflanzen gehören dazu.

(Übrigens: Alles aus der Region gibt‘s jetzt auch in unserem regelmäßigen Ebersberg-Newsletter.)

Bairam will übrigens auf das Grundstück eingeladen werden. Zumindest, wenn er beobachtet wird. Es gibt Hinweise, dass er durch versteckte Zugänge Wege findet. Seine langen Haare könnten in Drahtzaunlücken hängen geblieben sein. Aber das sind nur Vermutungen. Üblicherweise steht er bestimmend an der Gartentüre und will eingelassen, oder wohl mehr zum Besuch gebeten werden. Ein stolzer Kater eben.

Die Tochter der adoptierten Familie (14) macht gerne auf der Terrasse ihre Hausaufgaben für die Schule. Bairam döst derweil auf dem Polster, öffnet ab und zu schläfrig ein Auge. Manchmal lässt er sich sogar herab, bei Kunststücken mit der Tochter als Dompteurin mitzumachen: Hüpfen über Stöckchen beispielsweise oder das Fangen von Bällen. Fußballspielen kann er auch, wenn er will.

Kater ist „philosophisch“

Ansonsten ist Bairam eher überzeugt träge. „Philosopisch“, sagt Birgit Hufnagl. Warum soll er auch als besonderer Kater Energie verschwenden? Er klettert gerne hoch in Bäume und will sich gerne wieder herunterhelfen lassen. Wenn keiner zuschaut, schafft er es auch alleine. Er geht Konflikten aus dem Weg, ist aber dennoch dominant. Mit seinem Katerfreund Lennie balgt er sich gerne. Aber das ist alles nur Spaß.

Bei Birgit Hufnagel lebt er zusammen mit seiner „Schwester“ Ainoa. Als Bairam in Zeiten von Corona als kleines Fellbündel ankam, war die ältere Katzendame (zwölf Jahre) zunächst eifersüchtig. Doch das hat sich inzwischen gelegt. Bairam war wohl klug genug, die Herrschaft der „Schwester“ anzuerkennen, zumindest vordergründig. Schließlich hat sie ihm auch beigebracht, wie Mäuse gejagt werden können. Wenn Ainoa oben auf der Katzentreppe sitzt, traut sich Bairam nicht hinauf. Aber vielleicht ist das alles nur ein Spiel.

Empathie gezielt verschenkt

Gerne ist Bairam in der Nacht unterwegs. Wenn der Autor müde von einem Abendtermin nach Hause kommt und er ihn sieht, schnurrt er manchmal um seine Beine. Sie reden miteinander, verstehen sich. Wo er gestreichelt werden will, entscheidet er selbst. Wenn es dem Autor gut geht, merkt er dies schnell – und verschwindet wieder. Seine Empathie ist da nicht unbedingt gefragt, könnte er denken. Dann setzt er sich doch lieber unter das Vordach der Eingangstüre des Hauses und passt auf, dass keine Einbrecher kommen. Er kann aber auch nachtragend und sauer werden. Wenn die Familie nach einem Urlaub zurückkommt, straft er sie mit Verachtung.

Birgit Hufnagel ist übrigens Autorin, schreibt vor allem Gedichte. Früher war sie Beamtin, inzwischen hat sie etwas geerbt. „Damit komme ich aus“, sagt sie. „Ich brauche nicht viel.“ Seit Jahren ist die Einzimmerwohnung ihr Zuhause. Da liegt Bairam gerne in einer erhöhten Position im Regal, ganz nahe an den Pokalen, die Hufnagel schon gewonnen hat. Sie ist Ski- und Radrennen gefahren, war Skilehrerin, Dauerläuferin und Reiseleiterin. Sie hat Fahrräder, aber kein Auto. Geld gibt sie vor allem für gesunde Lebensmittel aus. Auch für die Katzen. Bairam bekommt unter anderem Rohmilch und Kokosöl.

Straßenblockade

Ainoa kommt in ihren Büchern vor, Bairam kaum. Als er sehr klein war, nahm sie den Kater an der Leine mit auf Spaziergänge. Bairam kletterte auf einen Baum, Birgit Hufnagel saß darunter und schrieb. Abendliche Spaziergänge gibt es weiterhin, jedoch inzwischen ohne Leine. Bairam legt sich dabei gerne in der Spielstraße der Siedlung auf die Fahrbahn und lässt sich nur ungern von Autos vertreiben. Das Signal scheint deutlich. „Das ist mein Revier. Ich bin hier der stolze Kater. Und wenn es sein muss, bin ich schnell weg.“ Vielleicht denkt er aber auch etwas anderes. Er ist eben ein besonders besonderer Kater.

Auch interessant

Kommentare