Kritik an Elterntaxis: Kindergarten und Schule sind „kein Drive-in“

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So steht‘s um Polling: Martin Pape bei seinem Rechenschaftsbericht zur Bürgerversammlung. © Bernhard Jepsen

Ein breites Themenspektrum kam in der Pollinger Bürgerversammlung aufs Tapet. Im Fokus standen dabei der Hochwasserschutz, die Wärmeversorgung und die Verkehrssicherheit.

Polling – Ob‘s am Biergartenwetter oder an der zeitgleichen Live-Übertragung des Fußball-EM-Halbfinalspiels Spanien gegen Frankreich lag? Jedenfalls war die jüngste Bürgerversammlung in Polling mit rund 70 Teilnehmern eher schwach besucht. Dennoch: Die Anwesenden bekamen einen informativen Überblick über das gemeindliche Geschehen – und darüber hinaus.

Dr. Anne von Streit von der LMU München stellte das Projekt „Klimawandelanpassung auf regionaler Ebene“ (KARE) vor und referierte darüber, wie sich Kommunen allgemein auf Starkregenereignisse vorbereiten können. Streits Analyse: „Der Klimawandel ist auch im Oberland angekommen.“ Hochwasserschutz sei als „Gemeinschaftsaufgabe“ zu betrachten, bei der nicht nur der Staat und die Kommunen gefordert seien, sondern auch private Immobilienbesitzer. Aber: „Anpassung ist teuer und nur begrenzt möglich – Klimaschutz ist deshalb unabdingbar“, erklärte von Streit.

Keine Enteignungen für Hochwasserschutz

Hochwasserschutz ist aber nicht nur teuer, sondern oft gar nicht möglich – dann nämlich, wenn Grundeigentümer nicht mitziehen und der Zugriff auf mögliche Retentionsflächen fehlt oder Dammsanierungen blockiert werden. Bürgermeister Martin Pape berichtete aus Pollinger Sicht von aktuell „einem Fall“: „Der kostet uns Zeit, Geld und Rechtsanwaltskosten.“ Man hoffe auf das Verständnis der Grundeigentümer: „Enteignungen kommen für uns nicht in Frage.“

Laut Rathauschef ziehen sich die Planungen für den Hochwasserschutz aber auch verfahrenstechnisch in die Länge, weshalb die Gemeinde mehrere Sofortmaßnahmen auf die Agenda gesetzt habe. Unter anderem wolle man an der bestehenden Verrohrung am Russengraben einen In- respektive Berstliner einziehen. Für den Neubau der Russengrabenverrohrung sei die Vorplanung abgeschlossen. Doch das Planfeststellungsverfahren, so Pape, werde eben Zeit in Anspruch nehmen – und: Der Hochwasserschutz würde mit etwa zwölf Millionen Euro zu Buche schlagen. Die staatlichen Zuschüsse würden aber oft erst zeitversetzt ausbezahlt. „Das heißt, wir müssen vorfinanzieren“, so Pape. Das könne aber nur dosiert bewerkstelligt werden. Apropos Russengraben: Einen parallelen Kanalbetrieb mit dem alten und nach dessen Fertigstellung mit dem neuem Russengraben „ist eigentlich nicht geplant“, wie Pape auf Nachfrage eines Besuchers erklärte.

„Breitere Nutzung“ für Sportareal geplant

Projektentwickler Martin Echtler informierte das Auditorium in der Tiefenbachhalle schließlich über den Sachstand zur geplanten Dorfheizung in Polling. 260 Wohneinheiten werden an die Hackschnitzelheizung angeschlossen. Bis Ende 2026 sollen in allen acht ausgewählten Dorfabschnitten die Leitungen verlegt sein. Auf Nachfrage eines Versammlungsteilnehmers erklärte Echtler, dass der vorgesehene Bau der Heizzentrale am Pollinger Feuerwehrhaus emissionsschutzrechtlich genehmigt sei: „Die Lage dort ist optimal – und andere Flächen standen nicht zur Verfügung.“ Nachträgliche Anschlüsse an die Dorfheizung seien nur begrenzt möglich: „Wir haben einen kleinen Puffer, aber es wird nicht die Masse sein können“, so Echtler.

In seinem Rechenschaftsbericht spannte Martin Pape einen weiten Bogen, angefangen von der Sperrung der nördlichen Moosbrücke („Es hat sich bislang noch kein Landwirt bei uns beschwert“) über die Hortgruppe („Sie bleibt im Schulhaus“) und die geplante Erweiterung der Kindertagesstätte („Die Vorfinanzierung wird ein dickes Brett“) bis hin zur Nutzung der Grundschulaußensportanlagen außerhalb der Schulzeit. Die Gemeinde strebt laut Pape eine „breitere Nutzung“ des Sportareals zum Beispiel auch für Vereine an. Das Problem: Mit einem Anlieger bestehen alte Verträge, die selbiges ausschließen. Man befindet sich aber in Verhandlungen: „Es müssen klare Regularien gefasst werden“, so Pape.

Ampel wird oft ignoriert

Auch die Verkehrssicherheit kam in der Versammlung zur Sprache. Die Ampelanlage am „scharfen Eck“ wird laut Pape mitunter bewusst oder unbewusst ignoriert: „Es wird oft bei Rot drübergefahren – vor allem von Fahrzeuglenkern, die von der Längenlaicher Straße einbiegen.“ Das Problem werde demnächst bei der Verkehrsschau mit Behörden thematisiert: „Wir werden da eine Lösung finden“, kündigte Pape an. Fahrradstreifen auf der Ortsdurchfahrt seien indes nicht möglich, da die Straße nicht breit genug sei. In der Diskussionsrunde stand zudem wieder einmal das „Verkehrschaos“ auf dem Kirchplatz im Mittelpunkt. „Weder der Kindergarten noch die Grundschule sind ein Drive-in“, beschwerte sich ein Besucher. Der „Eltern-Verkehr“ sei schlichtweg eine „Katastrophe“.

Unter dem Motto „Finger weg von einer DK-I-Deponie“ appellierte Martin Pape schließlich an die Versammlungsbesucher, die Gemeinde beim Kampf gegen die Pläne des Betreibers der Ettinger Kiesgrube zu unterstützen. Selbiger möchte das Areal zur Ablagerung von schadstoffbelastetem Material nutzen. Die Gemeinde sorgt sich indes um ihre Trinkwasserversorgung. Probe-Bohrungen auf privatem Grund hätten bereits stattgefunden, so Pape: „Wir haben die Ergebnisse angefordert, aber bis heute nichts bekommen.“ Schadstoff-Deponien seien notwendig, „aber bitte nicht auf unserem Aquifer“, so Pape: „Trinkwasser ist unser höchstes Gut.“

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