„Verzerrung der Tatsachen“: Streit um Leitstellen-Verlagerung geht in nächste Runde

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Die Integrierte Leitstelle in Weilheim steht vor der Schließung. Dagegen rührt sich Protest. © Christine Wiucha

Die Diskussion um die geplante Fusion der Integrierten Leitstelle Oberland (ILS) in Weilheim mit der ILS Fürstenfeldbruck wird mehr und mehr zum Kleinkrieg. Auf einen offenen Brief der Weilheimer Mitarbeiter reagierte der zuständige Zweckverband mit einer Klarstellung. Die ILS-Disponenten werfen dem Zweckverband nun wiederum Falschinformationen vor.

Landkreis – Der Zweckverband hat seine Entscheidung in einem sechs Seiten umfassenden Schreiben verteidigt. Die Landkreise Weilheim-Schongau, Bad Tölz-Wolfratshausen und Garmisch-Partenkirchen bilden den Verband. Sie hätten sich die Entscheidung zur Fusion mit der ILS in Maisach, die nach einer Verbandsversammlung am 23. Oktober gefallen war, „nicht leicht gemacht“.

Zum Beispiel sei die Zusammenlegung von Leitstellen auch im Bayerischen Innenministerium Thema. Eine bundesweite Regierungskommission zur modernen Krankenhausversorgung habe empfohlen: „Sinnvoll ist eine Zentralisierung der Leitstellen. Es wird pro circa eine Million Einwohner eine Integrierte Leitstelle empfohlen.“ Die sieben Landkreise haben insgesamt eine Million Einwohner.

Die Kosten dafür seien mit Blick auf die mittel- und langfristige Zukunft wirtschaftlicher, „vor allem weil in ein Gebäude investiert wird, dass dann im Eigentum des neuen Zweckverbandes steht“. Sowohl in Bezug auf die Leitstellen als auch im Bereich der Verwaltungen der Zweckverbände ergeben sich Synergien und Einsparmöglichkeiten.

„Verzerrung der Tatsachen“

Auch den Vorwurf, die Mitarbeiter in Fürstenfeldbruck hätten keine Erfahrung im Bereich der alpinen Rettung, will der Zweckverband nicht stehen lassen. In Fürstenfeldbruck seien bereits jetzt sieben Disponenten tätig, die bereits in Weilheim gearbeitet haben und mit den örtlichen Begebenheiten bestens vertraut seien. Natürlich werde es vor dem Start eine Einarbeitung zu regionalen Besonderheiten wie etwa der Bergrettung geben, auch bewährte Einsatzkonzepte sollen bestehen bleiben.

Die ILS-Mitarbeiter bewerten die Situation anders. Sie werfen dem ZRF eine „bewusste Verzerrung der Tatsachen“ vor. Die Regierungskommission habe zum Thema eine Leitstelle pro eine Million Einwohner nämlich ebenfalls gesagt, dass „eine solche pauschale Aussage nicht haltbar ist“. Stattdessen wären flexible und regional angepasste Lösungen gefragt, gerade in dünn besiedelten Gebieten. „Die Interpretation des ZRF Oberland vernachlässigt diese wichtige Differenzierung und erweckt den Eindruck, die Kommission habe eine starre Vorgabe gemacht“, kritisieren die ILS-Mitarbeiter.

Sie sehen keinen Handlungsdruck. Die Regierungskommission habe nämlich empfohlen, dass die Bundesländer entscheiden. „Warum machen die Zweckverbände einen Alleingang?“, fragen die Mitarbeiter.

Ein weiterer Punkt, in dem die Disponenten der ZRF Täuschung vorwerfen: In dem Schreiben werde nicht unterschieden zwischen einer Leitstelle und einer integrierten Leitstelle. Die würden vom ZRF „fälschlicherweise gleichgesetzt“, während die Regierungskommission klar unterscheide.

Eine Leitstelle nehme lediglich medizinische Notrufe an und disponiert Notärzte, während eine integrierte Leitstelle – wie in Weilheim und Fürstenfeldbruck – für alle Einsatzkräfte und deren Koordinierung zuständig sei, also auch Feuerwehren, Berg- und Wasserwacht. „Die Darstellung des ZRF Oberland entspricht nicht den Fakten und untergräbt das Vertrauen in die Objektivität“, schreiben die Kritiker. Das ZRF betont hingegen, dass die Fusion der beiden Notruf-Knotenpunkte „die einzig sinnvolle und zukunftsfähige Entscheidung“ sei.

BRK zeigt sich verwundert

Auch der BRK-Landesverband, der die ILS in Weilheim betreibt, hat sich zu Wort gemeldet, nachdem man sich zuvor bewusst zurückgehalten habe. Weil man sechs Integrierte Leitstellen im Freistaat betreibe, habe man einen einzigartigen Personalpool und könne sich bei Engpässen gegenseitig unterstützen. „Mit Verwunderung“ habe man zur Kenntnis nehmen müssen, dass nach dem Zweckverbands-Treffen im Oktober, bei dem man dabei war, in der anschließenden internen Beratung der weitreichende Beschluss zur Fusion gefallen sei. „Bis dahin hatten wir lediglich Kenntnis davon, dass sich die Suche einer neuen Liegenschaft vor Ort aus Kostengründen schwieirig gestaltet“, so das BRK. Man bedanke sich bei den Mitarbeitern, die in der jetzigen sehr fordernden Situation inklusive Existenzsorgen ihre Arbeit mit unveränderter Hingabe erledigen.

Durch die Verunsicherung aufgrund der Berichterstattung hat der BRK-Kreisverband, der den Vertrag für die ILS mit dem Landesverband aus Gründen des Eigenbedarfs nicht mehr verlängert hatte, in einer Mitteilung klargestellt, dass man weiter unverändert für die Menschen da sei. „Die Entscheidung über die Zukunft der Landesgeschäftsstelle hat mit dem Bestand des Kreisverbands nichts zu tun“, schreibt Kreisgeschäftsführerin Anke Ringel. Die ILS werde auch in den bestehenden Räumen bleiben können, bis größere und passende Räume gefunden wurden.

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