Kleiner Pieks, enormer Nutzen: Ansturm auf kostenlose und anonyme HIV-Schnelltests in Freising
Weil AIDS nach wie vor stigmatisiert ist, sorgen Caritas und Gesundheitsamt vier Tage lang mit dem HIV-Test-Bus in Freising für ein niederschwelliges Angebot.
Freising - Niederschwellig, schnell und unkompliziert: Das ist das Angebot der Caritas AIDS-Beratungsstelle, die in Kooperation mit dem Gesundheitsamt Freising aktuell mit ihrem HIV-Test-Bus in der Stadt unterwegs ist. Noch bis Donnerstag, 16 Uhr, stehen die Mitarbeiterinnen mit kostenlosen HIV-Schnelltests vor der Hochschule Weihenstephan. „HIV den Finger zeigen“ heißt hier das Motto, denn nur ein kleiner Tropfen Blut ist nötig, damit nach zehn Minuten das Testergebnis feststeht.

Es hätten noch mehr Tests sein können
„Wir mussten heute bestimmt 20 Leute wieder wegschicken, weil die kostenlosen Tests schnell aus waren“, erzählt Johanna Landwehr von der Caritas AIDS-Beratungsstelle München am Montagnachmittag im FT-Gespräch. Mit dem Ansturm haben weder die drei Caritas-Mitarbeiterinnen noch das Gesundheitsamt gerechnet. „Wir hätten heute bei der Nachfrage bestimmt dreimal so viele Personen testen können“, ergänzt Corinna Klaus von der Caritas. Der Bedarf ist also da. Noch bis Donnerstag, 24. Oktober, jeweils von 9 bis 16 Uhr steht der Bus vor der Hochschule (Details siehe Infobox) und lädt neben dem anonymen, kostenlosen Testangebot auch zum Informieren ein: Flyer und Broschüren klären über die unterschiedlichen sexuell übertragbaren Krankheiten, ein Leben mit HIV und AIDS oder mögliche Beratungsangebote auf.
Der HIV-Test-Bus
der Caritas steht noch bis Donnerstag, 24. Oktober, jeweils von 9 bis 16 Uhr am Staudengarten 1 in Freising. Den Kontakt zur Psychosozialen AIDS-Beratungsstelle der Caritas München gibt es unter www.aidsberatung-caritasmuenchen.de. Das Gesundheitsamt Freising bietet ebenfalls zu den Öffnungszeiten kostenlose und anonyme HIV-Testung und -Beratung an: Tel. (08161) 600-84300 oder via E-Mail an die Adresse gesundheitsamt@kreis-fs.de.
Vor allem Studenten haben bisher von dem Angebot Gebrauch gemacht, aber es sind auch Interessierte von weiter her gekommen, wie Landwehr verrät. „Wir hatten sogar einige Beratungsgespräche auf Englisch“, so Klaus. Sie stellt wieder einmal fest: In anderen Ländern und Kulturen sind AIDS oder sexuell übertragbare Krankheiten allgemein noch mehr ein Tabu-Thema als in Deutschland. Und in wiederum anderen Ländern ist man bereits weiter als in Deutschland: „In England gab es auf dem Campus einmal in Monat die Möglichkeit, sich kostenlos auf HIV testen zu lassen“, erzählt Benedict Gruber, fresh-Stadtrat in Moosburg.
Nach zehn Minuten zum Ergebnis

Gruber will sich genau wie sein Stadtrats-Kollege Michael Hobmaier testen lassen, vor allem, „um auf das Angebot aufmerksam zu machen“, wie er erklärt. Weil die gratis Tests für diesen Tag aus sind, zahlt Hobmaier zehn Euro und durchläuft für das FT das Testverfahren. Und das ist unkompliziert: Im Test-Bus klärt Landwehr ihn über die Test-Schritte auf und auch darüber, was bei einem positiven Ergebnis weiter geschehen würde. „Dann geht es zusammen zum Gesundheitsamt Freising, wo ein Labortest gemacht wird“, erklärt sie.

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Sie desinfiziert Hobmaiers linken Mittelfinger, es gibt einen kleinen Pieks, mit einem Röhrchen nimmt sie einen Tropfen Blut und setzte diesen auf den Teststreifen, der einem Corona-Test sehr ähnlich sieht. Während Hobmaier sich ein Pflaster auf den Finger klebt, sagt Landwehr: „Falsch-negative Ergebnisse gibt es beim HIV-Schnelltest übrigens nicht.“ Dann heißt es zehn Minuten warten. Normalerweise wäre er mit der Caritas-Mitarbeiterin allein im Bus. „Das Angebot ist völlig anonym“, versichert Katerina Eispert von der Caritas.
Wichtig nicht nur für Risikogruppen
„Das Thema ist wichtig, bekommt aber zu wenig Aufmerksamkeit. Wir wollen zeigen, die Leute können hier gerne herkommen und vorsorgen. Sie müssen keine Angst vor dem Test haben“, sagt Hobmaier. Gruber ergänzt: „Beim Thema HIV werden oft nur die Risikogruppen angesprochen. Dabei sollte es für alle ein Thema sein, denn jeder sexuell aktive Mensch kann sich anstecken.“ Zudem stellt er nach wie vor fest, dass Menschen, die eine HIV-Infektion haben oder an AIDS erkrankt sind, weiterhin mit Vorurteilen zu kämpfen haben. Auch deshalb gab es für die 10. Klassen in Freising einen Aufklärungstag zum Thema HIV.
Stimmen zur HIV-Test-Aktion
Junge Politiker aus dem Landkreis sind mit gutem Beispiel vorangegangen und haben das Testangebot wahrgenommen.
Joana Bayraktar (Jugendreferentin und Stadträtin Freising):
„HIV ist nicht nur, aber besonders im ländlichen Raum oft leider immer noch sehr mit Scham und Stigmatisierung verbunden. Der Testbus ist deshalb ein wichtiges Angebot, um dem Thema auch hier vor Ort Sichtbarkeit zu verschaffen und sich unkompliziert und anonym beraten und testen zu lassen.“
Leon Eckert (MdB und Gemeinderat Eching):
„Ich begrüße, dass der Landkreis Freising und die Caritas mit dem Testbus eine niedrigschwellige Möglichkeit zum Testen auf sexuell übertragbare Krankheiten ermöglicht. Eine frühzeitige Erkennung hilft der Genesung Betroffener und verhindert Übertragungen. Gerade im ländlichen Raum, wo Testangebote kaum bis nicht vorhanden sind, ist dieser Bus eine starke Möglichkeit, um Gesundheitsvorsorge zugänglich zu machen.“
Andreas Mehltretter (MdB):
„Ich bin sehr dankbar für das Angebot, sich am HIV-Testbus schnell, anonym und ohne große Hürden testen lassen zu können. Das ist ein wichtiger Beitrag zur Vorbeugung vor HIV-Infektionen – und zur Behandlung, wenn notwendig. Ich möchte deshalb alle Freisingerinnen und Freisinger ermuntern, sich testen zu lassen!“
Tobias Weiskopf (Kreisrat Freising):
„Jährlich infizieren sich rund 2000 Menschen in Deutschland mit HIV, auch weil ein großer Teil erst bei schwerer Erkrankung von der Infektion erfährt und das Virus in der Zwischenzeit weiterverbreitet. Ganz gleich wie das persönliche Risikoverhalten aussieht, schützen regelmäßige Tests vor Infektionen und tragen zur Eindämmung von AIDS bei. Ich kann jeden daher nur ermuntern, das Testangebot in Freising wahrzunehmen.“