Umbau im russischen Verteidigungsministerium: Putin befördert Verwandte
„Putins Großcousine“ und Co.: Russlands Präsident befördert Verwandte und Freunde in tragende Posten
Der Kremlchef räumt im Verteidigungsministerium weiter auf. Vier Vize-Minister müssen gehen und vier neue kommen. Eine Stelle geht an Putins „Nichte“.
Moskau – Russlands Präsident Wladimir Putin baut das Verteidigungsministerium weiter um. Der Kremlchef entließ am Montag (17. Juni) vier stellvertretende Verteidigungsminister, wie aus einem Dekret hervorgeht. Die Posten besetzte er direkt neu – unter anderem mit der Tochter seines Cousins.
Stühlerücken im Verteidigungsministerium – Putin vergibt Posten an eine Verwandte
Im Mai musste der russische Verteidigungsminister und langjährige Putin-Vertraute Sergei Schoigu überraschend seinen Posten räumen. Finanzexperte Andrej Beloussow übernahm. Auch zahlreiche Generäle und ein Vize-Verteidigungsminister mussten gehen und wurden teils wegen Vorwürfen der Bestechlichkeit verhaftet. Nun geht das Stühlerücken weiter: Putin ernannte unter anderem Anna Ziwilewa (Mädchenname: Putina) zu einer der neuen Vize-Verteidigungsminister. Die 52-Jährige ist die Tochter seines Cousins und damit seine Großnichte, wie die Investigativ-Recherchen von Agentstvo ergaben. Ihr Ehemann Sergej Tsivilew ist der russische Energieminister.
Seit 2022 steht Ziwilew als „Putins Großcousine“ auf der Sanktionsliste Großbritanniens. Die Europäische Union listet sie hingegen als „nahe Verwandte“ des russischen Präsidenten auf. Bislang hatte die 52-Jährige den Posten der Vorsitzenden eines von der Regierung finanzierten Fonds zur Unterstützung von Soldatenfamilien inne und leitete zudem JSC Kolmar Group, ein großes Kohleunternehmen in Russland. Putin setzte noch einen weiteren mutmaßlichen Vertrauten ein: Pawel Fradkow erhält ebenfalls einen freigewordenen Posten als Vize-Verteidigungsminister. Er ist der Sohn von Michail Fradkow. Der frühere Regierungschef hatte nach seinem Ausscheiden aus dem Amt knapp zehn Jahre lang den russischen Auslandsgeheimdienst SWR geleitet.
Fokus auf Kriegswirtschaft: Finanzexperten bilden neue Führungsriege im Verteidigungsministerium
Zu den Neubesetzungen gehören auch Oleg Saweljew und Leonid Gornin. Der bisherige erste stellvertretende Finanzminister Gronin erhielt den Posten des ersten stellvertretenden Verteidigungsministers. Seine Hauptaufgabe sei, „die Transparenz der Finanzströme zu erhöhen und eine effiziente Verwendung der Haushaltsmittel zu gewährleisten“, hieß es zu der neuen Personalie aus dem Verteidigungsministerium in Moskau. Damit sitzen nun zwei Finanzexperten auf den wichtigsten Posten des Ministeriums. Damit will Putin Experten zufolge mehr Kontrolle über die Militärausgaben des Landes erreichen.
Erst vor rund zwei Wochen hatte Kremlchef Putin auf dem Wirtschaftsforum in St. Petersburg sein Land auf eine jahrzehntelange Kriegswirtschaft eingeschworen. Entsprechend hat der Kampf gegen Korruption hohe Priorität. Der russische Präsident hatte zuletzt wiederholt die Steigerung der Rüstungsproduktion als Voraussetzung für einen Sieg gegen die Ukraine genannt. Nach Angaben von Vizeregierungschef Denis Manturow unterschrieb der Kremlchef jüngst eine ganze Liste von Anweisungen für die Entwicklung des Rüstungssektors, um noch mehr Waffen und Munition für den Ukraine-Krieg zu produzieren (bme mit AFP/dpa).