„Großes Chaos“: Russlands Afrika-Pläne sorgen für Spannungen
Die Wagner-Söldnertruppe baut ihre militärische Präsenz in Libyen aus. Das könnte Russland den Zugang zum Mittelmeer sichern und Europa gefährden.
Tripolis – Russland hat seine Militärpräsenz in Libyen ausgeweitet hat und damit die Spannungen zwischen Moskau und dem Westen weiter verschärft. Die Beziehungen zwischen Moskau, Washington in Brüssel sind aufgrund des Krieges ohnehin angespannt.
Wie Untersuchungen der unabhängigen russischen Website Verstka und ihrem All Eyes On Wagner Project sowie dem von den USA finanzierten Medienunternehmen Radio Free Europe/Radio Liberty unter Berufung auf Quellen innerhalb libyscher Sicherheitsbehörden und des russischen Militärs ergaben, sollen dort allein in den letzten Wochen mindestens 1.800 Menschen getötet worden sein.
Spannungen zwischen Russland und Westen abseits des Ukraine-Kriegs
Russische Soldaten und Söldner wurden in das nordafrikanische Land entsandt, einige wurden in den benachbarten Niger verlegt, wo sich Spannungen zwischen Moskau und Washington zusammenbrauen, darüber berichtet Newsweek. Seit Jahren nimmt die Wagner-Söldnertruppe militärisch und politisch Einfluss in afrikanischen Ländern. Seit Februar dieses Jahres rekrutiert Wagner unter der Führung des neuen Kommandeurs Anton Jelisarow wieder Söldner für Afrika. Im April berichtete die AFP darüber, dass russische Militärausbilder im westafrikanischen Niger eingetroffen sind.
Nach dem von der Nato unterstützten Sturz von Muammar Gaddafi im Jahr 2011 hielten die Wagner-Söldner eine verdeckte Präsenz in Libyen. Washington hat Moskau beschuldigt, seine Söldner in Libyen einzusetzen, um sich in den Konflikt im Land einzumischen. Nach einem Treffen zwischen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und Libyens östlichem Militärkommandeur Khalifa Haftar Ende September 2023 berichtete Bloomberg, dass ein Verteidigungsabkommen vorbereitet werde, das eine Ausweitung der militärischen Präsenz Moskaus im Osten Libyens vorsehe und zu einem Marinestützpunkt führen könnte.
Westen besorgt über russische Mittelmeer-Bedrohung
Seitdem ist der Westen besorgt darüber, dass Putin Europa über das Mittelmeer bedrohen könnte. Damals sagte Jonathan Winer, ein ehemaliger US-Sondergesandter für Libyen, dass die USA die Bedrohung „sehr ernst“ nahmen. „Russland vom Mittelmeer fernzuhalten, war ein zentrales strategisches Ziel – wenn Russland dort Häfen bekommt, gibt ihm das die Möglichkeit, die gesamte Europäische Union auszuspionieren“, sagte er laut Newsweek.
Hunderte Soldaten russischer Spezialeinheiten, begleitet von Tausenden Söldnern und regulären Truppen, seien Anfang des Jahres aus der Ukraine nach Libyen verlegt worden. Die Untersuchung ergab, dass russisches Militärpersonal und Ausrüstung seit März an Stützpunkten an mindestens zehn Orten im Osten Libyens gesichtet wurden.
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„Großes Chaos“ – Neben Ukraine-Krieg auch Spannungen am östlichen Mittelmeer
Eine Quelle des russischen Verteidigungsministeriums teilte dem All Eyes On Wagner Project mit, dass er Libyen vor der umfassenden Invasion Russlands in der Ukraine im Februar 2022 mehrfach besucht habe. „Er sagt, es habe noch nie so viel Lärm gegeben, hier brauen sich tektonische Verschiebungen zusammen. Er glaubt, dass sich großes Chaos zusammenbraut“, heißt es in dem Projekt.
Einige der jüngsten Ankömmlinge aus Russland und der Ukraine nahmen an gezielten Kampfeinsätzen teil. Andere bilden lokale Kräfte und neue Rekruten für die Wagner-Gruppe aus, wie die Untersuchung ergab.