Klimawandel und Parasiten: Bienen von mehreren Faktoren bedroht - Imker als Lebensretter

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Gefährliche Lebensgrundlage: die Waben in Bienenstöcken. Darin wächst der Nachwuchs der kleinen Insekten heran. Gleichzeitig nistet sich dort die tödliche Varroamilbe ein. © Sebastian Gollnow/dpa

Lange kalte Winter sind längst zur Seltenheit geworden. Dafür beginnt immer zeitiger das Frühjahr. Für hiesige Bienen bleibt das nicht ohne Folgen. Für Imker bedeutet es mehr Arbeit.

Bad Tölz-Wolfratshausen – Lange kalte Winter sind in der Region längst zur Seltenheit geworden. Stattdessen beginnt immer eher das Frühjahr. Für hiesige Bienenvölker ergeben sich daraus folgenschwere Herausforderungen – und für die Imker deutlich mehr Arbeit.

„Wegen des milden Wetters brüten die Völker oft den ganzen Winter durch. Oder sie fangen schon zum Jahreswechsel wieder an“, erklärt Cornelia Theus vom Imkerverein Egling. Genau das fördert die Entwicklung der Varroamilbe, „die derzeit größte Bedrohung der Bienenvölker“.

Varroamilbe „derzeit größte Bedrohung der Bienenvölker“

Im Stock in der sogenannten Brut, dem Bienennachwuchs, entwickelt sich der Parasit. Während einer Brutpause der Bienen kann sich das Ungeziefer daher nicht vermehren. „Fällt diese Ruhephase weg, entstehen umso mehr Milben.“

Sie ernähren sich vom Fettkörper der Biene, die dabei verletzt wird. Durch die Wunden gelangen andere Krankheitserreger in das Insekt. „Hier stehen wir wirklich vor einem ganz großen Problem“, betont die 57-Jährige. „Irgendwann ist das Volk so krank und geschwächt, dass es stirbt.“

Eine umso wichtigere Rolle spielen nun die Imker. „Zur Bekämpfung gibt es viele Möglichkeiten“, weiß Thomas Schuhbauer vom Imkerverein Lenggries. „Zum Beispiel mit Milchsäure, aber das ist sehr aufwendig.“ Apropos Aufwand. Dieser wird für die Bienenzüchter nicht nur durch die Varroamilbe deutlich größer.

Thomas Schuhbauer
, Imker aus Lenggries.
Thomas Schuhbauer, Imker aus Lenggries. © arp/Archiv

Nach der letzten Honigernte im September versorgen Imker die Bienen mit Zuckerwasser. Normalerweise reicht dieses Futter bis April oder Mai. Brüten die kleinen Honigerzeuger allerdings durch, sieht die Sache anders aus. „Passt man da als Imker nicht auf und füttert nach, verhungern die Völker.“

Klimawandel und Parasiten: Bienen bedroht - „Vor 50 Jahren war die Aufgabe für uns Imker viel einfacher“

Ein großes Aussterben der hiesigen Bienen droht laut dem 70-Jährigen dennoch nicht. Allein in der Lenggrieser Gegend fliegen etwa 700 bis 800 Bienenvölker durch die Natur. Zwar sei nicht ausgeschlossen, dass in naher Zukunft ganze Völker sterben. „In solchen Fällen liegt es an uns, die Völkerzahlen zu erhalten. Zur Not durch Nachzüchten.“

Wir können nicht mehr so Imkern wie früher. Die Zeiten, in denen sich Imker nur auf die Honigernte fokussierten, sind längst vorbei.

Schuhbauers Fazit: „Vor 50 Jahren war die Aufgabe für uns Imker viel einfacher. Wegen der kalten Winter gab es solche Probleme nicht.“ Ähnlich sieht es seine Kollegin Theus. „Wir können nicht mehr so Imkern wie früher. Die Zeiten, in denen sich Imker nur auf die Honigernte fokussierten, sind längst vorbei.“

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Unterstützen kann man die kleinen Tierchen auch mit Blühstreifen. „Solche Flächen tun den Bienen unendlich gut“, sagt Theus. „Je vielfältiger die Ernährung, umso besser. Das ist wie bei uns Menschen.“

Zum ersten Mal seit dem Winter zu ihren Bienen in den Stock geschaut hat kürzlich Susanne Karner. „Leider sind sie viel zu früh ausgeflogen“, klagt die Geretsrieder Imkerin. Ist das Wetter warm genug, zieht es die Insekten in die Natur – werden die Temperaturen zu früh frühlingshaft, fliegen sie eher los.

Susanne Karner
, Imkerin aus Geretsried.
Susanne Karner, Imkerin aus Geretsried. © Sabine Hermsdorf-Hiss

„Jetzt blüht aber noch nichts. Deshalb habe ich nachgefüttert.“ Abgesehen davon, fallen der Vize-Vorsitzenden vom Geretsrieder Imkerverein vor allem die Folgen des Klimawandels auf. Das vergangene Honigjahr sei zwar relativ gut gewesen, „aber im Jahr davor war es staubtrocken“.

Problematik dabei: Fällt zu wenig Niederschlag, sind die Blüten zu trocken. „In trockenen Blüten fließt kein Nektar. Ohne Nektar gibt es keinen Tropfen Honig“, erläutert Karner. „Für viele meiner Bienen endete das tödlich.“

Den kleinen Summern helfen kann jeder Bürger, der einen Garten besitzt, so die 51-Jährige. Und zwar mit dem Anbau von bienenfreundlichen Pflanzen und Beeten. Dazu zählen etwa die Duftnesseln, Stauden-Lavendel oder die Stauden-Sonnenblume. Imkerin Susanne Karner: „Letztendlich entsteht Honig nur da, wo etwas blüht. Das ist alles ein großes Zusammenspiel.“ kof

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