„Kidical Mass“ trotzt Regenwetter und Bundesstraßen-Verbot – Mahnmal-Bastelstunde inklusive

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Vor der Loisachhalle versuchten sich Radler auf einem angelegten Parcours. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Die Fahrraddemo führte aus Geretsried vor die Wolfratshauser Loisachhalle und ging in einem Drahtesel-Festival auf. Die vielen Besucher trotzten dem nasskalten Aprilwetter.

Wolfratshausen/Geretsried – „Wer Radl fahrt, fahrt normalerweise bei jedem Wetter“: Diesen Satz von Wolfratshausens Bürgermeister Klaus Heilinglechner zur Eröffnung des „Sattelfests“ rund um die Loisachhalle hatten zuvor bei grässlichstem Aprilwetter 125 Frauen, Männer und Kinder mit ihrer Teilnahme an der „Kidical Mass“ von Geretsried nach Wolfratshausen bestätigt. Kidical Mass ist ein deutschlandweites Aktionsbündnis. Es möchte mit Fahrraddemos erreichen, dass sich Kinder und Jugendliche sicher und selbstständig zu Fuß oder mit dem Rad bewegen können. Im Vorjahr hatte schon einmal eine Tour quer durch Geretsried stattgefunden.

Per Eilverfahren hatten die Initiatoren – das Bündnis „Wor for Future“, „Ger for Future“ und der ADFC – wie berichtet erreicht, dass die Entscheidung des Landratsamts, die Bundesstraße 11 für die Radfahrer nicht freizugeben, gekippt wurde. „Schon allein, um dem Landratsamt zu beweisen, wie wichtig uns das Thema Fahrradfreundlichkeit ist, machen wir mit“, sagten die Geretsrieder Andreas Wagner und Andrea Wudy, beide in schützende Regenklamotten gehüllt. Gemeinsam mit rund 90 weiteren Teilnehmern starteten sie mittags am Karl-Lederer-Platz; die restlichen rund 35 Radler stießen in Buchberg, Waldram und Wolfratshausen zur Kolonne. Insgesamt waren sehr viele Eltern mit ihren Kindern dabei, weshalb man teilweise nur im Schritttempo vorankam. Die Autofahrer, die hinter dem von zwei Polizeiautos geschützten Pulk zuckelten, nahmen das an einem Sonntagnachmittag gelassen hin.

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„Uns ging es darum, zu zeigen, dass auch die Radwege ausgebaut gehören, wenn schon die B11 in Zukunft verbreitert werden soll“, erklärte Jan Reiners von Wor for Future. An 30 bis 40 Prozent aller Unfälle in Wolfratshausen und Geretsried sind nach seinen Worten Fahrradfahrer beteiligt. An Unfallschwerpunkten sollen deshalb als Mahnmale demnächst von Kindern bunt bemalte Räder aufgestellt werden. Das kündigten Maren Reiners, Anja Thiel und Barbara Aman auf dem „Sattelfest“ an. Dort waren die fantasievoll gestalteten Gefährte ausgestellt.

Menschen mit einem von Kindern gefertigten Fahrradkunstwerk
Fröhlich trotz des miesen Wetters: (v. li.) Anja Thiel („Wor for Future“), Maren Reiners (Organisation), Bürgermeister Klaus Heilinglechner und Barbara Aman (Leiterin des Nantweiner Kindergartens) mit einem von Kindern gefertigten Fahrradkunstwerk. Einige davon sollen an Unfallschwerpunkten aufgestellt werden. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Beteiligt hatten sich der Kindergarten in Nantwein, die Kindertagesstätte und der Hort in Waldram, die Realschule und die Klecks-Schule der Phantasie. Rathauschef Heilinglechner versprach, gemeinsam mit der Polizei nach geeigneten Plätzen für die Aktion zu suchen. Das von der Stadt erstmals organisierte Sattelfest bot außerdem einen Hindernisparcours für die jüngsten Radler, einen Einradverleih und ein Schneckenrennen, bei dem es darauf ankam, sich so langsam wie möglich auf dem Zweirad fortzubewegen. Der SPD-Ortsverein Wolfratshausen veranstaltete einen Radlflohmarkt, und am Stand des ADFC konnten Besucher ihr Rad codieren lassen und sich außerdem Tourentipps holen.

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Vor allem Eltern mit jüngeren Kindern gefiel das Fest. Agnes Görlich war mit ihrem fünfjährigen Sohn Lukas mit dem Lastenrad gekommen. Es sei positiv, dass sich in Wolfratshausen und Geretsried etwas in Sachen Fahrradfreundlichkeit tue, sagte sie und nannte die neue Radfahrer- und Fußgängerampel an der Einfahrt Geretsried-Nord als Beispiel. Dennis Ulbrich, dessen dreijähriger Sohn Christian mit dem Laufrad begeistert über eine Rampe des Hindernisparcours flitzte, erzählte, die ganze Familie trete in die Pedale, wann immer es möglich sei. Für kleine Kinder seien breite, sichere Wege sehr wichtig. „Wenn sie von Anfang an viel und gefahrlos Rad fahren können, werden sie das als Erwachsene auch gerne tun“, glaubt der junge Vater – und das bestenfalls bei jedem Wetter, wie Klaus Heilinglechner eingangs gemeint hatte. TANJA LÜHR

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