In Chicago kam es am Samstag zu einem ungewöhnlichen Vorfall: Bei einem Protest gegen die US-Einwanderungsbehörde ICE wurden Polizisten der Stadt versehentlich mit Tränengas getroffen. Das berichtet das Nachrichtenmagazin „Newsweek“.
Videos zeigen, wie Beamte sich die Augen reiben und sichtlich mit den Auswirkungen des Gases kämpfen. Umstehende riefen lautstark Parolen wie „ICE verhaften!“ und „Wacht auf!“.
Kritik an ICE wächst
Der Einsatz von Tränengas und anderen Mitteln durch das ICE sorgt seit Wochen für Diskussionen. Laut „Newsweek“ gab es bereits mehrfach Vorfälle, bei denen auch Journalisten und Unbeteiligte betroffen waren.
Thomas Mills, Polizeichef von Broadview, einer Vorstadt Chicagos, kritisierte das Vorgehen der Behörde scharf. Er sprach von einer „gefährlichen Situation“ und berichtete, dass seine Beamten wiederholt Tränengas ausgesetzt waren.
Spannungen zwischen Behörden
Die Zusammenarbeit zwischen ICE und lokalen Polizeibehörden scheint zunehmend belastet. Mills warf ICE vor, falsche Notrufe abzusetzen, um Einsätze zu provozieren. In einem Fall sei ein Fotograf fälschlicherweise als Verdächtiger gemeldet worden.
Zudem soll ein ICE-Agent ihn persönlich beleidigt haben, als er die Rechte der Demonstranten schützen wollte. Solche Vorfälle habe er in 37 Jahren Dienstzeit noch nie erlebt, sagte Mills laut „Newsweek“.

Tränengas trifft auch Unbeteiligte
Nicht nur Polizisten und Demonstranten waren betroffen. Ein benachbartes Unternehmen berichtete laut der „Chicago Sun-Times“, dass Tränengas in ihre Lagerhalle gelangte und Mitarbeiter von Pfefferkugeln getroffen wurden, die eine ähnliche Wirkung haben wie Pfefferspray.
Der Vorfall ereignete sich im Rahmen der Operation „Midway Blitz“, einer groß angelegten Aktion zur Festnahme von Migranten ohne Papiere. Laut „Newsweek“ wurden allein in Illinois dieses Jahr fast 5.000 Menschen festgenommen.
Forderungen nach Konsequenzen
Mills kündigte an, rechtliche Schritte gegen das ICE zu prüfen. Er wolle die Behörde für ihr Verhalten zur Verantwortung ziehen. Ob es bei dem jüngsten Vorfall Verletzte gab, ist noch unklar. Weder ICE noch die Polizei von Chicago haben sich bisher öffentlich dazu geäußert.