Barrieren auf dem Weg zum Friedhofs-WC: Das sagen die Stadträte dazu

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„Mehr als sanierungsbedürftig“ ist laut Wolfratshausens Bürgermeister Klaus Heilinglechner das Gebäude auf dem Friedhof im Stadtteil Nantwein. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Eine Wolfratshauserin bemängelt die Sanitäranlage auf dem Friedhof in Nantwein. Das Gebäude sei „mehr als sanierungsbedürftig“, räumt Rathauschef Klaus Heilinglechner ein. Doch die Baumaßnahmen würden sehr kostspielig.

Wolfratshausen – Nicht selten sind es Bürgerversammlungen, in denen die Rathauschefs und die Mandatsträger erfahren, wo genau den Souverän der Schuh drückt. Ein Beispiel: In der Bürgerversammlung in der Loisachhalle Mitte Dezember bemängelte eine Besucherin die fehlende Barrierefreiheit der WC-Anlage auf dem Friedhof im Ortsteil Nantwein. Die Stadtverwaltung ging der Klage umgehend nach – in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses des Stadtrats räumte Rathauschef Klaus Heilinglechner (BVW) ein: Das gesamte Gebäude sei „mehr als sanierungsbedürftig“.

Die Ergebnisse der Ortsbesichtigung hatte Monika Heidl-Seitner, Mitarbeiterin im Rathaus-Referat Bauen und Liegenschaften, für die Sitzung des Fachgremiums schriftlich zusammengefasst. Die schlechte Nachricht: „Die Überprüfung ergab, dass die Herstellung der Barrierefreiheit aus Gründen der aktuellen baulichen Gegebenheiten des Bestandsgebäudes nicht möglich ist.“ Angesichts der beengten Verhältnisse und der Treppenstufen „ist das Anbringen entsprechender Rampen zur selbstständigen Erlangung der WC-Kabinen nicht möglich.“ Damit Rollstuhlfahrer die Toilette benutzen könnten, müssten „erhebliche bauliche Veränderungen am Gebäude selbst vorgenommen werden“.

Auf Fotos sind zahlreiche Schwachstellen zu erkennen

Zur Veranschaulichung legte das Rathaus-Referat Bauen und Liegenschaften der Beschlussvorlage zahlreiche Fotos bei, auf denen einige Schwachstellen erkennbar sind. So ist das Erreichen des Damen-WCs aufgrund der Lage im Gebäude mittels Rampe nicht möglich – dasselbe gilt für das Herren-WC. Hier behindern zahlreiche Stufen insbesondere Rollstuhlfahrern – aber auch Senioren mit Rollatoren. Das Fazit: „Wie auf den Fotos deutlich ersichtlich, ist ein barrierefreier Umbau des Bestandsgebäudes aufgrund der Niveau-Unterschiede sowie der gegebenen Gesamtsituation technisch nicht durchführbar.“

WC Friedhof Nantwein
Sehr beengte Verhältnisse herrschen auf dem stillen Örtchen auf dem Friedhof in Wolfratshausen Nantwein. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Ein solches Vorhaben mache auch keinen Sinn, bekräftigte Bürgermeister Heilinglechner in der Bauausschusssitzung. Nach seiner Meinung müsste stattdessen über den Neubau des kompletten Gebäudekomplexes auf dem Friedhof nachgedacht werden. Kostenpunkt: „mindestens 600 000 Euro“.

Bürgermeister: „Ich werde Ihnen trotzdem nicht kündigen“

An dieser Stelle schaltete sich Thomas Wenig, Architekt im Rathaus-Referat Bauen und Liegenschaften, in die Diskussion ein. Er erklärte zunächst, dass „der WC-Bereich ein quasi in das Gebäude hineingestellter Container ist“. Um eine „vernünftige Sanitäranlage“ installieren zu können, müsste besagte Container aus dem Bestandsobjekt „rausgeschnitten werden“. Thomas Wenig bremste den Bürgermeister in Sachen Neubau ein (Heilinglechner: „Ich werde Ihnen trotzdem nicht kündigen.“) und ließ anklingen, dass man im zuständigen Rathaus-Referat noch mögliche Alternativen erarbeiten werde.

Dieser Hinweis Wenigs erfreute nicht nur SPD-Stadträtin Ingrid Schnaller. Sie betonte, dass „sehr viele Senioren“ den Friedhof in Nantwein frequentieren würden. Die WC-Anlage müsse „groß genug für Rollstuhlfahrer“ sein, konstatierte Renate Tilke (CSU) – worauf Wenig versprach: „Das ist das Ziel.“

Alternative zum Umbau heißt für CSU-Rätin „abreißen und neu bauen“

Auf diese Absichtserklärung allein wollte sich Tilke nicht verlassen. Gelinge ein barrierefreier Umbau des Bestandsgebäudes nicht, heiße die Alternative „abreißen und neu bauen“. Dies „ist eine Muss-Vorgabe“ ließ sie den Bürgermeister und die Mitarbeiter des Fachreferats im Rathaus wissen. Schützenhilfe kam von Grünen-Stadtrat Dr. Hans Schmidt: „Ich sehe es wie Frau Tilke.“

Eine barrierefreie Sanitäranlage auf dem Friedhof: „Die ist wichtig und notwendig“, stellte der Fraktionschef der Bürgervereinigung, Josef Praller, fest. Der Antrag, den die Wolfratshauserin in der Bürgerversammlung im Dezember gestellt hatte, sei „sehr sinnvoll“. Praller: „Ich warte nun auf Vorschläge der Verwaltung.“ Der gab Gerlinde Berchtold (SPD) als Hausaufgabe mit auf den Weg: Wenn schon barrierefreie Toiletten, „dann auch behindertengerechte“.

Mit 10:0 Stimmen fasste der Bauausschuss Grundsatzbeschluss: „Die Verwaltung wird beauftragt, die Möglichkeiten sowie die entsprechenden Kosten eines behindertengerechten und nach den anerkannten Regeln der Technik ausgestatteten Teilneubaus zu prüfen.“ (cce)

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