Flüchtlinge in der Turnhalle, Radfahren und Umweltschutz: Es gibt Redebedarf in Wolfratshausen

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Ausreichend bestuhlt war die Loisachhalle am Montagabend. Rund 80 Wolfratshauser waren zur Bürgerversammlung gekommen. © Hans Lippert

Ungewöhnlich viele Anträge gibt es auf der Bürgerversammlung in der Loisachhalle. Eine Frage zur Flüchtlingsunterkunft wirft viel Erklärungsbedarf auf.

Wolfratshausen – Eine Bürgerversammlung läuft jedes Jahr nach ähnlichem Strickmuster: Rathauschef Klaus Heilinglechner gibt einen Überblick über kommunale Finanzen, Projekte und Pläne. Der Landrat tut selbiges auf Landkreisebene – dann hat der Souverän das Wort: Bürger können Anliegen vortragen, Fragen stellen und Anträge einbringen. Die rund 80 Besucher der Bürgerversammlung am Montagabend hatten viel Redebedarf.

Wann werden Schwarzbauten abgerissen?

Die Weidacher Bauwerke sorgten für Fragen. „Wann ist mit einem Abbau der Schwarzbauten zu rechnen?“, wollte der Waldramer Dieter Klug wissen. Nachdem wie berichtet eine Bürgerinitiative für den Erhalt der Bauwerke wirbt, erwäge er, „eine Gegeninitiative – ,Abriss sofort’ – zu gründen“. Landrat Josef Niedermaier erklärte, dass der Schwarzbau „nicht heilbar“ sei – soll bedeuten: Eine Umwidmung für einen sozialen Zweck oder ein Tekturantrag reichen nicht aus, um den Abriss zu verhindern. Derzeit beklage der Bauherr die Abrissanordnung. „Sobald das Gericht entscheidet, ist das durch.“

Mittelschule ist kein Abstellgleis: Förderverein gegründet

Anja Cosmo und Johannes Müller-Rücke nutzten die Versammlung, um einen neuen gemeinnützigen Verein vorzustellen: Die Grund- und Mittelschule am Hammerschmiedweg wird durch einen Förderverein unterstützt. „Die Mittelschule wird oft als Abstellgleis gesehen. Das wollen wir ändern“, so Cosmo. Konkrete Projekte unterstützt der Verein bereits: Als für den Pausenverkauf eine Lösung gesucht wurde, stellte der Verein einen Verkäufer ein – und konnte das Angebot auf diesem Weg retten.

Wie stehts um die S-Bahn-Verlängerung?

Ob die Stadt immer noch an der „Kuckucksbahn“ festhalten wolle, fragte Dieter Klug. Und falls ja: „Wie hoch sind die Kosten für die S-Bahn-Verlängerung nach Geretsried?“ Bürgermeister Klaus Heilinglechner betonte, dass sich an der Beteiligung der Stadt nichts geändert habe. Niedermaier betonte, dass das Projekt auch für die Loisachstadt Vorteile habe. Der Wolfratshauser Bahnhof sei die am meisten frequentierte Endstation nach dem Flughafen. Das sorge – gerade, wenn immer mehr Menschen auf Öffentliche umsteigen – für „ein Parkplatz-Problem mitten in der Stadt“. Derzeit werde die Kosten-Nutzen-Analyse aktualisiert.

Mehrzweckhalle ist Flüchtlingsunterkunft: Wolfratshauserin übt heftige Kritik an Zuständen

Claudia Jungbauer kritisierte die Zustände um die Mehrzweckhalle in dem Ortsteil. Dort sind „90 Sinti und Roma aus der Ukraine“ untergebracht. „Alte Leute trauen sich dort kaum mehr zu spazieren.“ Die hygienischen Zustände seien ekelerregend: „Es wurden schon Rattenfallen aufgestellt, der liebevoll restaurierte Spielplatz ist mit Fäkalien beschmiert und die Leute gehen im Wald auf die Toilette.“ Im Umfeld „wird gestohlen, da wird geschlagen“. Der Dienststellenleiter der Polizei, Andreas Czerweny, lieferte Zahlen zu der Thematik: In den vergangenen zwei Jahren habe es unter den dort lebenden Menschen drei Körperverletzungsdelikte gegeben, zwei Handys klauten die Bewohner untereinander, einmal wurde die Polizei zu einer Feuerstelle hinter der Halle gerufen. Delikte, bei denen Anwohner beteiligt waren, zählte Czerweny weniger: „Da gab es eine Bedrohung, zwei Verkehrsunfälle mit Lieferwagen und einen Fahrradunterschlag.“

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Die Farcheterin konterte: Sie wisse von mindestens einem Fahrraddiebstahl und „wenn die Leute die Mülltonnen an der Straße umkippen, ist das auch nicht lustig“. Ines Lobenstein vom Helferkreis erklärte, dass sie kürzlich die Halle besucht hatte. Unter anderem hätten die Ehrenamtlichen den Bewohnern erklärt, „dass es nicht geht, dass der Müll überall liegt“ – und die Flüchtlinge hätten angekündigt, einmal pro Woche ein Ramadama auszurichten. „Melden Sie mir, wo es schlimm ist – dann schauen wir es an. Vielleicht schaffen wir es alle gemeinsam“, so Lobenstein. Landrat Josef Niedermaier kündigte an, die Toilettensituation prüfen zu lassen. „Wenn es irgendwie ginge, würde ich die Nutzung der Halle sofort einstellen“, so Niedermaier.

Kaum mehr Grünflächen: Was tut die Stadt gegen die Versiegelung

„Was tut die Stadt, um der Versiegelung der Landschaft entgegen zu wirken – oder sie sogar zu entsiegeln?“, fragte Petra Buziol. Rathauschef Heilinglechner blieb eine Antwort schuldig – noch. Der Stadtrat befasste sich nämlich am Dienstagabend mit genau diesem Thema

Friedhofstoiletten sind nicht barrierefrei

Als „kein Plus für Wolfratshausen“ bezeichnete Ursula Rubröder die Toiletten am Nantweiner Friedhof. Sie sind nicht barrierefrei. Mit einem Gehwagen könne man sich darin nicht drehen. Heilinglechner: „Ich gebe ihnen recht: Die Toiletten sind nicht die aktuellsten.“

Radverkehr: Drei Anträge für mehr Sicherheit - der Stadtrat muss entscheiden

Mehrere Anträge wurden zur Fahrradsicherheit gestellt. Lydia Lüthy-Kock war mit drei Anträgen erfolgreich. Dass die Schießstättstraße an den jeweiligen Fahrbahnrändern begradigt wird, damit Radler nicht in der Straßenmitte fahren müssen, fanden außer einem Bürger alle auf der Versammlung gut. Einstimmig votierte die Versammlung dafür, dass eine unabhängige Firma alle Radwege in der Stadt überprüfen soll. Ebenfalls einstimmig: Die Situation für Fahrradfahrer an der Sauerlacher Straße vor dem Loisachquartier soll verbessert werden. Mit den drei Punkten muss sich der Stadtrat in den kommenden drei Monaten beschäftigen.

Baumschutz-Verordnung: Stadtrat ist am Zug

Thomas Martin forderte (erneut) eine Baumschutz-Verordnung. Leider müsse man auf einigen Grundstücken „radikale Abholzung beobachten“. 30 Bürger waren dafür, dass der Stadtrat sich damit befassen soll, 16 dagegen.

Solare Baupflicht im Fokus - Mehrheit der Bürgerversammlung dafür

Ob in allen neuen Bebauungsplänen eine Pflicht zur Errichtung von Photovoltaikanlagen festgeschrieben werden soll, wird der Stadtrat klären. Das forderte Thomas Martin und verwies auf die Stadt Bamberg, die dies bereits festlegt. Im vergangenen Jahr hatte er bereits eine Solarpflicht beantragt, der Bauausschuss lehnte wegen rechtlicher Bedenken ab. Das Gremium muss sich erneut damit befassen – 30:16 lautete das Abstimmungsergebnis.

Halteverbot in Waldram?

Dieter Klug sprach einen „Dauerbrenner“ an: den stehenden Verkehr in Waldram. Er wünscht sich ein absolutes Halteverbot auf der Faulhaberstraße. Mit 22 zu 15 Stimmen schickte die Versammlung das Thema in den Stadtrat.

Fußgänger-Sicherheit: Nur ein Antrag wird angenommen

Markus Feigl äußerte drei Wünsche – mit einem setzt sich der Stadtrat künftig auseinander. Auf Höhe des Edeka-Marktes an der Sauerlacher Straße möchte Feigl eine Querungshilfe sehen – dort seien Fußgänger „massiv gefährdet“. 21 Bürger wollten das Thema im Stadtrat behandelt wissen, 17 waren dagegen. Wenig Zustimmung erfuhr sein Wunsch nach einem festen elektronischen Zeigefinger am Moosbauerweg. Auch sein Ansinnen, direkt unter der Tempo-Mess-Anlage an der Schießstättstraße ein weiteres Tempo-30-Schild zu installieren, fiel in der Bürgerversammlung durch.

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