Unterrichtsräume für rund 800 Kinder: In Wolfratshausen entsteht ein neues Schulzentrum
Mehr als 50 Millionen Euro investiert die Stadt Wolfratshausen bis 2028 in die Sanierung und Erweiterung der Grund- und Mittelschule am Hammerschmiedweg. Es entstehen Räume für rund 800 Mädchen und Buben.
Wolfratshausen – Mitte Juli vergangenen Jahres erfolgte der symbolische erste Spatenstich: Die Sanierung und Erweiterung der Grund- und Mittelschule am Hammerschmiedweg ist das bis dato umfangreichste und kostspieligste Bauvorhaben der Flößerstadt. Mit der Fertigstellung der letzten Maßnahmen rechnen die Projektmanager des Münchner Ingenieurbüros PM5 Mitte 2028 – bis dahin werden mindestens rund 51 Millionen Euro investiert. 20 Millionen Euro Zuschuss hat die Regierung von Oberbayern zugesagt. Unsere Zeitung hat sich mit Bürgermeister Klaus Heilinglechner und Thomas Wenig, Mitarbeiter im Rathausreferat Bauen und Liegenschaften, zu einem Rundgang über die Großbaustelle verabredet.
Unterrichtsräume für 800 Kinder: In Wolfratshausen entsteht ein neues Schulzentrum
Grimmig kalt ist es an diesem Vormittag. Der Baggerführer nimmt’s gelassen. Stoisch frisst sich die Schaufel seines schwergewichtigen Arbeitsgeräts durch die Baugrube. Drei Meter tief ist sie bereits, bis in 15 Meter Tiefe wird gegraben. Es wird Platz geschaffen für ein etwa zehn mal 15 Meter großes Lehrschwimmbecken, auf dessen Decke entsteht das neue Gebäude für eine fünfzügige Grundschule. „Ja, wir liegen im Grundwasserbereich“, sagt Wenig. Schon Mitte Dezember drückten Tausende Liter in die Baugrube und bildeten einen kleinen See. Das sollten die gesetzten Spundwände verhindern, „doch auf der Seite des Schulgebäudes gab’s eine undichte Stelle“. Laut Wenig kein Drama, dieser Störfall sei einkalkuliert gewesen. Das Leck wurde mit Beton verschlossen, das Wasser abgepumpt. Fünf Pumpbrunnen brummen inzwischen auf dem Areal. Mit deren Hilfe wird der Grundwasserspiegel temporär abgesenkt. Der Laie kann sich’s noch schwer vorstellen, doch schon im Herbst nächsten Jahres sollen Lehrschwimmbecken und Grundschulneubau in Betrieb genommen werden, prognostiziert der Rathausmitarbeiter.
Grundplatte des Neubaus wird mit Mikropfählen verankert
Um auf Nummer sicher zu gehen, wird die Grundplatte des Neubautrakts mit zahlreichen Mikropfählen sozusagen mit dem Untergrund verschraubt. „Das Gebäude ist die Wanne“, vereinfacht Wenig das Prinzip. Damit das Grundwasser das Bauwerk nicht anheben kann, „wird’s verankert“. „Wir wollen ja keinen Schürmann-Bau“, ergänzt der Architekt und lächelt. Der Rohbau des besagten Bürogebäudes im Bonner Ortsteil Gronau hob sich im Dezember 1993 bei einem Rheinhochwasser stellenweise um bis zu 70 Zentimeter und verkantete, als sich Väterchen Rhein wieder in sein Bett zurückzog. Zurück blieb eine schwer beschädigte Bausubstanz, das Desaster machte bundesweit Schlagzeilen. Der Schürmann-Bau, ein Projekt des Bundes, gilt mit rund 700 Millionen Euro Baukosten als eines der teuersten Gebäude der deutschen Nachkriegsgeschichte.

Den Spekulationen, dass die Flößerstadt auf dem Areal zwischen Hammerschmiedweg und Sauerlacher Straße ein öffentliches Schwimmbad baut, schiebt Heilinglechner beim Rundgang mit unserer Zeitung einen Riegel vor: „Es wird ein reines Lehrschwimmbecken.“ Allerdings würde örtlichen Vereinen die Möglichkeit geboten, sich Nutzungszeiten im Bad zu reservieren.
Mittagsbetreuung: Nachfrage steigt laut Schulreferent von Jahr zu Jahr
Im zweiten Bauabschnitt wird die alte Madlschule im Osten des Grundstücks abgerissen und durch einen „deutlich größeren Neubau“ (Wenig) ersetzt. In dem ist Platz für die Mittelschüler, eine Mensa sowie die Mittagsbetreuung. Dazu muss man wissen: Immer wieder weist Fritz Meixner, Geschäftsführer des Kinder- und Jugendfördervereins Wolfratshausen und Schulreferent des Stadtrats, darauf hin, dass die Zahl der Mädchen und Buben, die eine Mittagsbetreuung benötigen, Jahr für Jahr steige. Stand heute steht dafür am Hammerschmiedweg 2026/2027 der nötige Raum zur Verfügung.
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Stichwort Bauzeitenplan: Auf exakte Termine wollen sich Heilinglechner und Wenig nicht festlegen. Derzeit würden die Arbeiten aber nur geringfügig der Zeitvorgabe hinterherhinken. „Wir sind in einem absolut tolerablen Bereich“, betont der Rathauschef. Dasselbe gilt wie berichtet in Sachen Kosten. Die PM5-Mitarbeiter Rosa-Maria Höfle und Frank Aichele haben dem Stadtrat kürzlich eröffnet: Ja, es gebe eine Kostenmehrung von fünf Prozent – angesichts der im Bausektor kräftig gestiegenen Preise sei dies jedoch „sehr gut“, urteilte Höfle. Die Projektplaner gehen davon aus, dass die Sanierung und Erweiterung der Schule etwas mehr als 51 Millionen Euro kosten wird. Im „Worst Case“ summieren sich Baukosten (knapp 45 Millionen Euro) und Baunebenkosten (rund 10,4 Millionen Euro) auf etwa 55,3 Millionen Euro.
Im März beginnen auf der Großbaustelle die Hochbauarbeiten
Voraussichtlich schon ab März können Zaungäste beim Hochbau des Grundschulgebäudes zuschauen. Der dritte Bauabschnitt soll ab Herbst 2024 in Angriff genommen werden. Unter anderem werden dann die Innenräume der energetisch sanierten Bestandsgebäude von Mittelschule und Verwaltung modernisiert. Im vierten Quartal 2025 ist der Abbruch des alten Grundschulgebäudes geplant, Anfang 2026 stehen der Neubau des Mittelschulgebäudes sowie die Sanierung der Aula im Bauzeitenplan. Mitte 2028, so lautet das Ziel, soll die Mammutaufgabe bewältigt sein. Entstanden wäre dann ein modernes Schulzentrum mit rund 14 000 Quadratmetern Nutzfläche und Platz für 36 Klassen, das heißt für rund 800 Mädchen und Buben. Zur Wahrheit gehört: Rücklagen hat die Loisachstadt zu diesem Zeitpunkt keine mehr, stattdessen neue Schulden angehäuft.
Bürgermeister: Schulinder sind ganz begeistert vom Wimmelbild der Baustelle
Vor unüberwindbaren Hürden standen die Mitarbeiter des Rathausreferats Bauen und Liegenschaften – hier laufen alle Fäden zusammen – sowie die Bauarbeiter und Handwerker bis dato nicht. „Die größte Herausforderung war, die Begegnung von Baustellenfahrzeugen und Schulkindern strikt zu vermeiden“, sagt Wenig. Dies sei gelungen – unter anderem sind der Gehweg vor der Schule an der Sauerlacher Straße gesperrt und eine sichere Umleitung ausgeschildert. Auch Rektor Frank Schwesig sehe keinen Grund zu klagen. Das unüberhörbare Einrammen der Spundwände „haben wir ganz bewusst in den Ferien durchgeführt“, so Rathauschef Heilinglechner rückblickend. In einem persönlichen Gespräch mit Schwesig habe er vom Schulleiter erfahren, dass die Kinder „ganz begeistert“ vom Wimmelbild der Baustelle seien. Mutmaßlich wachse in Wolfratshausen eine Generation künftiger Bauingenieure heran, so Rathauschef Heilinglechner augenzwinkernd. (cce)
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