DNA-Spur vom ersten Wolfswelpen
Der Wolfsnachwuchs im Revier Staffelsee-West ist erstmals „aktenkundig“ geworden: Ein gerissenes Hirschkalb nahe Schöffau konnte einem der drei Welpen zugeordnet werden. Ein Überblick über die bundesweite Wolf-Population zeigt, dass es im Osten Deutschlands viel mehr Rudel gibt – das heimische aber trotzdem etwas Besonderes ist.
Schöffau/Böbing – Nahe Schöffau an der Landkreisgrenze Weilheim-Schongau/Garmisch-Partenkirchen hat ein Waldbesitzer am 10. Januar ein gerissenes Hirschkalb entdeckt. Der zuständige Jagdpächter Johann Samm hatte schon damals vermutet, dass es sich um einen Wolf gehandelt haben könnte, weil das Hirschkalb nicht nur einen Kehlbiss aufwies, sondern auch ausgeweidet worden war. Samm mutmaßte sogar, dass es mehrere Wölfe waren – und hat zumindest mit einem Recht, wie das zuständige Landesamt für Umwelt (LfU) jetzt bestätigt hat.
Wildkamera zeigte drei Welpen
Nachdem Ende November das Foto einer Wildtierkamera drei Welpen zeigte, bestätigte das LfU, dass das standorttreue Paar im Revier Staffelsee-West Nachwuchs bekommen hat und nun als Rudel gilt. Bei dem toten Hirschkalb, das sich übrigens im eigentlich rotwildfreien Bereich aufhielt, wurden DNA-Spuren eines bisher unbekannten Wolfs entdeckt: ein weiblicher Welpe der Eltern GW3050f und GW2973m. Der neue Wolf bekam den Namen GW3847f verpasst. Wie es zu dieser Namensgebung kommt, schildert ein Sprecher des Landesamts für Umwelt auf Nachfrage: „Die Abkürzung ist ein Laborkürzel und steht für: Genetic Wolf (GW), die Labornummer des Tieres (3847) sowie das Geschlecht (f/weiblich oder m/männlich).“ Das heißt, die Tiere werden nach dem Namen der ersten Probe benannt, mit der sie identifiziert werden.
DNA-Spur eines Wolf-Welpen ist nun gesichert
Weitere Wolfs-DNA wurde an dem toten Hirschkalb übrigens nicht entdeckt. Das kann einerseits bedeuten, dass von den anderen Tieren schlicht keine DNA gefunden wurde, oder dass der Wolf alleine unterwegs war – schließlich sind Wölfe, bei einer üblichen Geburtszeit im April oder Mai, mit zehn Monaten nahezu ausgewachsen. Um das Rudel zu verlassen, ist es aber noch zu früh. Von den anderen beiden Wolfswelpen gab es neben dem Fotonachweis im November bislang keinen genetischen Nachweis, so das LfU.
Wolfsrevier hat ungefähr eine Größe von 200 Quadratkilometern
Welchen Bereich das Revier Staffelsee-West umfasst, ist auf der Internetseite der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf gut zu sehen: Es wurde ein Punkt westlich des Staffelsees im Gemeindegebiet Uffing gewählt und dann ein kreisrunder Radius von 16 Kilometern gezogen, was mit dann 200 Quadratkilometern ungefähr der Größe eines Wolfsreviers entsprechen soll. Natürlich kann keine genaue Abgrenzung erfolgen, aber offiziell geht das waldreiche Revier im Osten über den Staffelsee hinaus bis Murnau, im Süden bis hinters Hörnle bei Bad Kohlgrub, im Westen bis Bad Bayersoien und im Norden fast bis Peißenberg/Huglfing.
Das im Juni 2023 bei Böbing getötete Rind ging auch auf das Konto der Wölfe
Das deckt sich auch mit den bisher bekannt gewordenen Rissen des bisherigen Wolfspaars und jetzigen Rudels, auch wenn das LfU nie genau bekannt gibt, wo Risse passieren. Doch manche Fälle werden öffentlich, wie das getötete Rind am 19. Juni nahe Böbing, das aufs Konto der hiesigen Wölfe geht. Mancher Jäger oder Landwirt ist schon gespannt, was für Kadaver-Reste sie finden, wenn sie nach dem Winter wieder öfter im Wald sind. Nachzuweisen sind mögliche Wolfsrisse dann aber nicht mehr.
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Der Wolf fühlt sich vor allem im Osten und Norden Deutschlands heimisch
Beim Blick auf die Deutschland-Karte wird klar: Der Wolf fühlt sich vor allem im Osten und Norden Deutschlands heimisch, dort gibt es dutzende Rudel. Im Westen sind es nur vereinzelt Populationen, noch weniger in Baden-Wüttemberg. In Bayern gab es im Monitoring-Jahr 2022/23 nur Paare bzw. Rudel östlich von Nürnberg und an der tschechischen Grenze nahe Zwiesel, außerdem im Altmühltal westlich von Ingolstadt – und eben bei uns. Wobei bei Ingolstadt noch deutlich mehr los ist: Dort wurden vergangenes Jahr nicht nur gleich sieben Welpen von einer Fotofalle fotografiert, sondern auch reihenweise Schafe, Ziegen und auch Dam- und Rotwild in Gehegen gerissen. Am 11. Januar schließlich wurde ein Welpe tot aufgefunden, er bekam den Namen GW3845m – wurde also nur minimal vor unserem Welpen identifiziert.
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