Unterstützung für Geflüchtete: Bürger in Schwabsoien gründen Asyl-Helferkreis

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In der Thermohalle am „Kirschbichel“ trafen sich ein Teil des Helferkreises Asyl um Silke Schmid (hinten re., rosa Pullover) mit Bürgermeister Manfred Schmid (vorne re.), drei Bewohnern und einer Reporterin der Schongauer Nachrichten. © Hans-Helmut Herold

Als feststand, dass Geflüchtete im Ort untergebracht werden, haben sich Bürger in Schwabsoien zu einem Asyl-Helferkreis zusammengetan. Die neuen „Kirschbichler“ zeigen sich dankbar.

Schwabsoien – Der Wind fegt laut über das Zeltdach, die Luft drinnen ist warm und stickig. Sonderlich wohl fühlen sich die Geflüchteten, die vor knapp drei Wochen in der Thermohalle am „Kirschbichel“ in Schwabsoien untergekommen sind, in ihrem aktuellen Zuhause nicht. „Es ist eben eine Notunterkunft“, sagt Silke Schmid.

Die engagierte Schwabsoienerin und Frau des Bürgermeisters sagt, dass einige Geflüchtete recht enttäuscht reagiert hätten, als sie nach den Strapazen, die sie schon durchgemacht haben, wieder in ein Zelt gesteckt wurden. An der Situation lasse sich nun nichts ändern, meint Schmid. „Aber wir wollen das Beste daraus machen.“

Sie hat sich deshalb mit anderen Schwabsoienern zu einem Helferkreis Asyl zusammengetan. Noch bevor die ersten Geflüchteten im Dorf angekommen waren, hatten sich schon über ein Dutzend Ehrenamtliche gemeldet, die den mittlerweile 21 Neulingen unter die Arme greifen wollen. „Beim ersten Treffen waren wir schon 15 Leute“, freut sich Schmid. Inzwischen gehören dem Kreis rund 20 Bürger an, die für die Geflüchteten etwa Medizin besorgen oder sich um eine Anmeldung beim Sportverein kümmern.

Bürger in Schwabsoien schließen sich zu Asyl-Helferkreis zusammen

Zunächst machte der Helferkreis kleine Schritte. Die Ehrenamtlichen haben versucht, das Zelt ein bisschen wohnlich zu gestalten: Sie hängten Willkommen-Schilder auf, stellten Äpfel und Blumen auf die Tische. „Die Zelte waren so unpersönlich“, sagt Angelika Wille, die auch zum Helferkreis gehört. „Wir wollten Gastfreundschaft zeigen.“ Als die Geflüchteten dann da waren, begrüßten die Schwabsoiener sie mit Kaffee und Kuchen.

Doch zur Integrationsarbeit gehört freilich mehr. Wenn Menschen in ein Dorf kommen, die eine fremde Sprache sprechen, einer anderen Religion angehören oder aus einem Kulturkreis stammen, mit dem man noch nie in Berührung gekommen ist, löst das schließlich oft Verunsicherung aus. „Natürlich sind da Vorbehalte und Sorgen“, gibt sich Silke Schmid keiner Illusion hin. Das ist auch ihrem Mann Manfred bewusst: Der Schwabsoiener Bürgermeister habe deshalb von Anfang an versucht, auf Transparenz und Kommunikation zu setzen, sagt er.

Seit Ankunft der ersten Geflüchteten sei noch „nichts Negatives“ vorgefallen

Als klar war, dass bis zu 50 Geflüchtete nach Schwabsoien kommen sollen, gab es einen Infonachmittag in der Thermohalle, an dem Bürger Fragen stellen und Sorgen äußern konnten. „Das war sehr gut“, findet Manfred Schmid rückblickend. Seit die ersten Bewohner in der Notunterkunft eingezogen sind, sei noch „nichts Negatives“ vorgefallen.

Eine große Hilfe ist laut Silke Schmid auch die „supergute Zusammenarbeit“ mit dem Asyl-Team des Landratsamts und den beiden Security-Mitarbeitern. Diese leisteten weit mehr als die Aufgaben eines Sicherheitsdienstes, lobt sie.

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Wie das Helferkreis-Team erzählt, hat das Dorf die Geflüchteten schon gut aufgenommen: Die „Kirschbichler“, wie sie die Ehrenamtlichen liebevoll nennen, wurden etwa schon zum Aufbau des großen Faschingszelts und beim Altpapiersammeln eingespannt. „Da haben die Jungs richtig gut angepackt“, finden Thomas Stalter und Edith Zwick.

Bewohner der Notunterkunft würden gern arbeiten und Deutschkurs besuchen

Generell zeigte sich schnell, dass die neuen Dorfbewohner motiviert sind und gern arbeiten würden. „Die wollen ja nicht den ganzen Tag rumsitzen“, sagt Silke Schmid. So würde etwa Amjad gerne ein Praktikum bei der Bahn machen. „Ich will eine Ausbildung zum Zugführer machen“, erzählt der 27-Jährige aus dem Jemen, der schon recht gut Deutsch spricht.

Wie die anderen „Kirschbichler“, will Amjad am liebsten einen Deutschkurs besuchen, um seine Sprachkenntnisse zu verbessern. „Leider sind gerade alle Kurse knackevoll“, muss ihn Silke Schmid enttäuschen. Bis an den Schulen in der Region wieder Plätze frei werden, will der Helferkreis einspringen: Mit Deutschkursen, den ehemalige Lehrer anbieten. „Jeder bringt bei uns seine eigenen Fähigkeiten ein“, sagt Silke Schmid. „Und dafür bekommen wir viel Dankbarkeit zurück.“

Die Heimatzeitungen im Landkreis Weilheim-Schongau sind unter „merkur_wm_sog“ auf Instagram vertreten.

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