Gasthof „Filser“ für Geflüchtete nutzen: Bernbeuren trifft Grundsatzentscheidung
In der jüngsten Gemeinderatssitzung ging es in Bernbeuren darum, den früheren Gasthofs „Filser“ als Flüchtlingsunterkunft zu nutzen. Das Gremium traf eine Grundsatzentscheidung.
Bernbeuren – Bernbeurens Bürgermeister Karl Schleich ging es darum, eine Grundsatzentscheidung zur Unterbringung von Flüchtigen in dem seit 25 Jahren leerstehenden denkmalgeschützten Gasthof herbeizuführen. Er rief in Erinnerung, dass sich seit vergangenem Jahr auch Bernbeuren damit konfrontiert sehe, „dass auch wir eine gewisse Anzahl von Geflüchteten aufnehmen müssen“. Für den Ort seien dies derzeit 30 bis 35 Personen.
Aus „nachvollziehbaren Gründen“ habe man die Absicht des Landratsamtes, am Sportgelände ein Thermozelt aufzustellen, abwenden können. Inzwischen sind 22 Geflüchtete bis Jahresende im auch denkmalgeschützten Gasthof Schnitzer untergebracht. Da im Schnitzerstadel derzeit eine Holzschädlingsbekämpfung stattfindet, sind die Bewohner für kurze Zeit nach Wildsteig umquartiert worden.
Für eine längere Unterbringung hatte die Gemeinde schon im vergangenen Jahr den Gasthof Filser vorgeschlagen. Nach anfänglichem Zögern scheint nun laut Landratsamt dessen Sanierung umsetzbar. Hierbei würde das Dach regendicht saniert, die Bodenplatte erneuert sowie Fenster, Sanitär, Elektro, Heizung und anderes ebenfalls. Insgesamt könnten in dem Gebäude acht Appartements eingebaut werden.
Auf Grundlage der Kostenschätzung von etwa 2,5 Millionen Euro müsse der Gasthof für mindestens 15 Jahre zur Aufnahme von Geflüchteten an den Landkreis vermietet werden. Das Landratsamt erklärt sich bereit, entsprechende Verträge mit der Gemeinde abzuschließen, die auch eine Ablösung der Immobilie mit festgelegten Auslösesummen je nach Nutzungszeit beinhaltet.
Nach Ende der Unterbringung stehe das Gebäude der Gemeinde „wieder zur Verfügung“. Ferner würden „die Kosten der Sanierung vom Bund beziehungsweise dem Land getragen“, fügte Schleich hinzu. Am Ende habe man „ein grundsaniertes Gebäude, das auch zukünftig für Wohnzwecke zur Verfügung“ stehe.
Gleichwohl fand hernach ein reger, teils auch konträrer Meinungsaustausch statt. Gemeinderat Erich Kraut meinte, überall sei kein Geld da, „und da verdonnert man es, da spielt alles keine Rolle“. Man könnte das anders lösen, aber nicht so. Dazu merkte der Bürgermeister an, dass das in das Gebäude investierte Geld für eine beständige Grundsanierung „gut angelegt“ sei.
Die Frage, „wie wird der Vertrag gestaltet“, ist für Richard Weiher „der entscheidende Punkt“ für ein „Ja oder Nein“ bei der Entscheidung. Vertraglich müsse alles so geregelt sein, dass „es für uns passt“, bestätigte der Bürgermeister. Rupert Holzamer zeigte sich überzeugt, dass der Rat bei der Sitzung eine grundsätzliche Entscheidung treffen könne. Die Details seien in Folge zu regeln. Die Wertschöpfung, also „das Geld für Handwerker und Bauunternehmen, bleibt ja hier“ und werde nicht irgendwo hingeschickt.
Entscheidung mit zehn zu zwei Stimmen
Oliver Sprenzel kam auf die „kulturellen Differenzen, die ganz offensichtlich da sind“, zu sprechen. Bei den anwesenden Bürgern seien hauptsächlich die da, „die im unmittelbaren Bereich vom Filser“ wohnen. Vom Rest der Bevölkerung höre man wenig dazu. Das Thema „kulturelle Differenzen“ habe man immer, egal an welchem Platz in der Gemeinde und in welcher Form der Unterbringung, kommentierte dazu der Bernbeurer Bürgermeister.
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„Ein Nein steht für mich nicht zur Debatte“, meinte Michael Hurm nach weiteren zustimmenden als auch unentschlossenen Beiträgen. „Das Haus steht seit 25 Jahren leer.“ Deshalb sei für ihn klar, es zur Verfügung zu stellen.
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Den Vorschlag des sich zu Wort gemeldeten Besuchers Andreas Weiher, „zunächst einmal eine Info-Veranstaltung“ für die Bevölkerung durchzuführen, wiegelte Rathauschef Schleich ab. Das Thema werde im örtlichen Mitteilungsblatt behandelt und spreche sich außerdem herum.
Hernach stimmten zehn Gemeinderatsmitglieder dem Grundsatzbeschluss zu, den Gasthof Filser als Unterkunft für Geflüchtete zur Verfügung zu stellen und die genauen Konditionen über Laufzeit und Ablösesummen je nach Laufzeit vor der Umsetzung vertraglich zu regeln. Nur zwei Mitglieder sprachen sich dagegen aus.