Don Camillo und Peppone holen den Frieden als Glocke nach Peiting
Wenige Tage, nachdem die neue Friedensglocke für die katholische Kirche St. Michael in Peiting gegossen worden war, erreichte das Pfarramt die frohe Kunde: Die Bronze war abgekühlt, die Glocke freigelegt – der Guss ist gelungen. Jetzt durfte das Kunstwerk in Innsbruck abgeholt werden.
Es war ein spannender Moment, als in der Gießerei Grassmayr in Innsbruck die heiße flüssige Bronze vorsichtig in die Form der neuen Peitinger Friedensglocke gegossen wurde. Beifall brandete damals auf. Der Guss war geglückt. „Vier Tage werden wir die Bronze abkühlen lassen, dann wird die Lehmhülle abgeklopft“, erklärt Firmenchef Peter Grassmayr damals beim „Gussschnapserl“ Peitings Pfarrer Robert Kröpfl. „Mir ist der sprichwörtliche Stein vom Herzen gefallen, als ich die Nachricht bekam, dass alles bestens gelungen ist“, so Peitings Bürgermeister Peter Ostenrieder. Er war natürlich beim Guss mit vor Ort und hat sich von der Professionalität der Arbeiter selbst überzeugen können.
Es ist wieder ein Freitag, eben wie am Gusstag. Der Tag der Abholung der Glocke. Das Duo „Don Camillo und Peppone“ aus Peiting – der Bürgermeister und der Pfarrer – macht sich auf den Weg nach Innsbruck. Das „Glockenfahrzeug“ ist der Transporter des Bauhofs. Der Gemeindechef steuert das Fahrzeug selbst. Angekommen in Innsbruck, bereitet Ostenrieder das Fahrzeug für den Transport vor, der Pfarrer begutachtet unterdessen das wirklich bestens gelungene Objekt für den Turm der Peitinger Pfarrkirche St. Michael: Die Friedensglocke in perfekter Vollendung. Ein im Fahrzeug noch redseliger Pfarrer hält sich in Stille. Was mögen in seinem Kopf in diesem Moment für Gedanken herumschwirren? Es ist ja auch für ihn ein einmaliger Vorgang.
Goldgelb glänzend liegt sie da
Da liegt sie also, die neue Friedensglocke. Goldgelb glänzend auf einer mit rotem Stoff bezogenen Palette. Ein besonderer Moment steht bevor. Der erste Anschlag soll über die Bühne gehen, die mit Spannung erwartete Klangprobe. Optisch wirkt die Glocke wie aus dem Bilderbuch, aber wie ist der Klang? Dazu werden die 230 Kilogramm Bronze mit dem Kran in Brusthöhe hochgehoben. Peter Grassmayr übergibt den eisernen Klöppel an Pfarrer Kröpfl. Der zögert noch, auf die Glocke zu schlagen. Macht es richtig spannend. Dann der beherzte Schlag auf die Wandung der Glocke. Kurzes Innehalten, dann Erleichterung in allen Gesichtern. Pfarrer und Bürgermeister lächeln anerkennend, Kopfnicken und ein „Perfekt“ von Grassmayr. Der Ton wandert förmlich durch die Halle.
Jetzt kommt der Fachmann zu Wort. „Wenn die Glocke anschlägt, werden hunderte Frequenzen in Resonanz gebracht“, erklärt Experte Peter Grassmayr. Und fügt hinzu, dass bei alten Glocken der Schlagton oft gar nicht in der Frequenz vorkommt. Und er wird noch deutlicher: „Der Schlagton ist eine Kombination aus sehr markanten Teilfrequenzen in der Glocke. Bei uns ist der Schlagton identisch mit dem Teilton der Prim.“
Die Ornamentik wird bestaunt. Makellos: Das Alpha & Omega mit dem Christuszeichen ist perfekt. Von der Friedenstaube mit dem Zweig im Schnabel ganz zu schweigen. Auch am Schriftzug sind keine Unebenheit zu finden. „Wir haben die Glocke ohne Ornament- oder Zierband gestaltet“, so Grassmayr. Nur das wesentlich Wichtige soll hervorgehoben werden.
Beeindruckend ist auch die Krone in Form von Engelsköpfen, an der die Glocke später einmal aufgehängt wird. „Die Engel verkünden die Botschaft in alle sechs Himmelsrichtungen“, so Arbeiter Anto, der die Glocke mitgegossen hat. Sechs Himmelsrichtungen? Klar: Osten, Süden, Westen, Norden sowie nach oben und unten. Passend für die Friedensglocke.
Das letzte Wort hat der Peitinger Pfarrer: „Die Glocke schlägt für alle Menschen in der Gemeinde, egal welcher Konfession oder welchen Glaubens sie sind. Deshalb ist die Friedenstaube als internationales Symbol gewählt worden“, so Kröpfl. „Auch das Alpha & Omega mit dem PX ist international“, ergänzt er. Und der Name Friedensglocke? „Wir brauchen den Frieden mehr denn je, im Kleinen und im Großen.“
Am heutigen Montag wird die Glocke in der Peitinger Pfarrkirche aufgestellt, damit jeder sich vom makellosen Guss überzeugen kann. Auch darf sie dort angeschlagen werden. Die Weihe der Glocke ist für Sonntag vorgesehen.
Meine news


„Wenn die in 300 Jahren auf den Kirchturm gehen, fragen die sich bestimmt, was sie sich damals gedacht haben.“