Schießen, schaufeln, schweigen? Das rätselhafte Verschwinden der Wölfe
Es ist ruhig, sehr ruhig geworden um den Wolf im Landkreis Weilheim-Schongau. Landrätin Andrea Jochner-Weiß antwortete auf Nachfrage im Jahrespressegespräch nur sehr ausweichend. Ansonsten plädierte sie für die Entnahme von Bibern und sprach sich für Bürokratieabbau aus.
Landkreis – Vor knapp zwei Jahren wurden insbesondere im Böbinger Raum immer wieder Wolfssichtungen und -risse gemeldet. 2024 war es diesbezüglich aber auf einmal ruhig. Als das Thema „Naturschutz“ im Jahrespressegespräch angesprochen wurde, gab es die Nachfrage, ob bei der Wolfspopulation im Landkreis die „SSS-Lösung“ angewandt wurde. Die drei „S“ stehen dabei für „schießen, schaufeln, schweigen“ und bedeuten den rechtswidrigen Abschuss von geschützten Tieren. Wenn keine Kadaver gefunden werden, sind solche Taten kaum nachzuweisen. Jochner-Weiß meinte, von solchen Vorkommnissen habe sie keine Kenntnis: „Vielleicht sind die Wölfe auch einfach nur in den Nachbarlandkreis Garmisch-Partenkirchen abgewandert?“.
Auch der stellvertretende Landrat Wolfgang Taffertshofer begrüßte am Donnerstag bei der Versammlung der Zuchtverbände in Raisting, dass der Schutzstatus der Wölfe von „streng geschützt“ auf „geschützt“ gesenkt worden sei. Das erleichtere die Entnahme, so Taffertshofer.
„Nicht nachvollziehbar, dass Biber nicht entnommen werden darf“
Auch sonst plädierte die Landrätin für die Entnahme von Tieren, wenn diese Probleme machen. Konkret bezog sie sich dabei auf die mancherorts im Landkreis unkontrolliert wachsende Biber-Population. In Peiting und Polling, wo sich die Biber besonders wohlzufühlen scheinen, stark vermehren und große Schäden anrichten, sei es „ein Desaster“, so Jochner-Weiß: „Es ist für mich nicht nachvollziehbar, dass Biber immer noch hoch geschützt sind und in solchen Fällen nicht entnommen werden dürfen.“
Die Bärensichtung durch Bundeswehr-Soldaten im Kenzengebiet habe sich bislang nicht bestätigt, so die Landrätin im Rahmen der Jahrespressekonferenz.
Ausbau erneuerbarer Energien bleibt wichtiges Thema
Ansonsten kritisierte Jochner-Weiß, dass die Genehmigungsverfahren im Bau- und Umweltrecht immer komplexer, aufwändiger werden. Das betreffe zahlreiche Vorhaben, sei es die Erweiterung landkreisansässiger Unternehmen, den flächendeckenden Ausbau erneuerbarer Energien, aber auch Bauvorhaben des Landkreises, etwa bei Asylunterkünften am Ortsrand. „Wir können für uns nicht einfach was genehmigen, was wir anderen versagen würden“, so die Landrätin zu diesem Thema.
Der Ausbau erneuerbarer Energien werde das Landratsamt auch 2025 beschäftigen, prognostizierte Andrea Jochner-Weiß. Als gutes Zeichen wertete sie dabei, dass nach ihren Angaben dem Bau der Windräder bei Peiting nichts mehr im Wege stehen dürfte, nachdem ein entsprechendes Gutachten als Ergebnis gehabt habe, dass die Sicht auf die Wieskirche davon nicht beeinträchtigt werde. Weil man früh dran gewesen sei, sei das Gutachten zu 90 Prozent gefördert worden, so die Landrätin weiter. „Das ist ein Riesenerfolg, weil wir uns bei der Windkraft nicht immer raushalten können.“
Bürokratieabbau dringend nötig
Ein weiteres Bürokratiemonstrum ist die Neubeantragung der Rechte für die Erzeugung von Wasserkraft. Die alten Genehmigungen würden nun auslaufen, berichtete die Landrätin. „Und zwischenzeitlich hat sich da so einiges an den geltenden Gesetzen geändert.“ Da sei viel Erklär- und Vermittlungsarbeit notwendig, um auch weiterhin sauberen Strom aus Wasser erzeugen zu können.
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„Unser Wunsch in diesem Zusammenhang wäre – auch im Sinne der Bürger, Betriebe und Gemeinden – von nicht immer neuen und sich in der Regel verkomplizierenden Neuregelungen ein- oder teilweise sogar ausgebremst zu werden. Auch die Verwaltung würde daher den so oft thematisierten Bürokratieabbau sehr begrüßen“, so Andrea Jochner-Weiß in der Jahrespressekonferenz. Ob sich da auf Bundesebene etwas bewege, werde das Ergebnis der Bundestagswahl zeigen.
„Mehrwert mit Moor“
Die Renaturierung der Moore im Landkreis ist ein wichtiger Baustein, um den CO2-Ausstoß zu senken. Aus diesem Grund habe im vergangenen Jahr ein Workshop mit dem Titel „Mehrwert mit Moor“ stattgefunden, so Landrätin Andrea Jochner-Weiß im Rahmen der Jahrespressekonferenz. Dabei seien „wichtige Akteure aus Landwirtschaft, Umwelt- und Klimaschutz, Behörden, privatwirtschaftlichen Unternehmen und Verbänden“ eingebunden gewesen und hätten gemeinsam diskutiert. Mehrere Landwirte hätten großes Interesse daran signalisiert, Flächen zur Verfügung zu stellen. Heuer soll ein konkretes Geschäftsmodell erarbeitet, parallel dazu die Förderangebote von Bund und Freistaat beobachtet werden.