Tourismusstatistik für Landkreis Miesbach zeigt: Neue Hotels haben Potenzial

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Aufschlussreicher Vergleich: So verteilen sich die Betten in den acht kurbeitragserhebenden Gemeinden im Süden des Landkreises. © PMS

Die Tourismuszahlen im Landkreis Miesbach haben sich 2023 weiter vom Corona-Einbruch erholt. Dennoch gibt es Handlungsbedarf, sagen die Experten der REO: Es braucht mehr Hotelbetten.

Landkreis – Adele kommt im falschen Monat. „Ausgerechnet im August, wo wir eh voll sind“, seufzt Harald Gmeiner. Nicht dass der Tourismus-Vorstand des Kommunalunternehmens Regionalentwicklung Oberland (REO) darauf spekulieren würde, dass sich der britische Pop-Superstar während seiner zehn (im Nu ausverkauften) Open-Air-Konzerte bei der Messe München in einem Hotel im Landkreis Miesbach einquartiert. Vielmehr geht es Gmeiner um die Hunderttausenden Fans aus dem In- und Ausland, die während der einzigen Europaauftritte von Adele eine Unterkunft suchen dürften.

Übernachtungen und Ankünfte

Beim Blick auf die kürzlich veröffentlichte Tourismusstatistik für 2023 zeigt sich tatsächlich, dass Juli und August die absoluten Spitzenmonate für Urlaub in der Alpenregion Tegernsee Schliersee sind. Jeweils über 343 000 Übernachtungen und mehr als 101 000 (Juli) beziehungsweise 86 400 (August) stehen hier zu Buche. Zum Vergleich: Im schwächsten Monat November waren es nur rund 105 500 Übernachtungen sowie 33 700 Ankünfte. Generell habe man vom Spätherbst bis in den Frühsommer noch einiges an Potenzial, erklärt Gmeiner.

Dennoch wurde dieses im Vergleich zu 2022 wieder deutlich besser genutzt. Die Übernachtungszahlen stiegen um 4,4 Prozent, die der Ankünfte sogar um 7,3 Prozent. Auch wenn das Vor-Corona-Niveau von 2019 noch nicht ganz erreicht sei, zeige sich im Zehn-Jahres-Vergleich ein Anstieg von 11,2 Prozent bei den Ankünften und 4,6 Prozent bei den Übernachtungen, erklärt Christian Greilinger, Projektmanager Tourismusentwicklung bei der REO. Die höchsten relativen Zuwächse zu 2022 habe es in Gmund und Tegernsee gegeben, einen leichten Rückgang in Rottach-Egern.

Will man den Landkreis Miesbach mit seinen Nachbarn vergleichen, muss man die Daten des Landesamts für Statistik verwenden, die allerdings nur gewerbliche Betriebe ab zehn Betten aufwärts erfassen, erklärt Greilinger. Hier allerdings liegt Miesbach mit plus 9,4 Prozent zu 2022 bei den Ankünften auf Platz drei hinter Rosenheim und Berchtesgaden, bei den Übernachtungen mit plus 6,2 Prozent zu 2022 sogar auf Rang zwei hinter Rosenheim.

Aufenthaltsdauer

Weiter verkürzt – um minus 0,09  auf 3,35 Tage – hat sich die Aufenthaltsdauer der Gäste im Landkreis Miesbach. Ein Plus von 0,1 Tagen gab es derweil beim Spitzenreiter Bad Wiessee (5,49 Tage), wobei hier laut Gmeiner die naturgemäß längeren Buchungen in den Reha-Kliniken eine große Rolle spielen. Klares Schlusslicht waren mit 1,66 Tagen die Nordgemeinden, wobei auch diese ein zartes Plus von 0,05 Tagen verbucht haben.

Alter und Herkunft

Schaut man Alter und Herkunft der Gäste an (die Daten liegen nur für die acht kurbeitragserhebenden Kommunen im Landkreissüden vor), zeigt sich, dass vor allem Deutsche ab 50 hier Urlaub machen. Fast 95 Prozent der Gäste kamen aus dem Inland, davon wiederum knapp 46 Prozent aus Bayern (auf Platz zwei Nordrhein-Westfalen mit 14 Prozent). Für Gmeiner eine Folge aus der kurzen Aufenthaltsdauer, für die die meisten keine lange Anreise in Kauf nehmen wollten. Alterstechnisch liegt der Schwerpunkt mit knapp 72 Prozent derweil auf den Über-36-Jährigen. Nur 11,6 Prozent seien Kinder oder Jugendliche. Zwei Schlüsse zieht Gmeiner daraus: „Wir müssen noch mehr Tagesgäste in Kurzurlauber verwandeln und generell wieder mehr jüngeres Klientel für uns gewinnen.“

Bettenkategorien

Entscheidende Voraussetzung sei dabei aber vor allem ein für diese Zielgruppen ansprechendes Übernachtungsangebot, betont der REO-Vorstand. Und dies wiederum am besten in einer Bettenkategorie wie Hotels, wo die touristische Wertschöpfung für die Region am höchsten sei. Vergleicht man hier die Verteilung in den Kurbeitragsgemeinden mit den Übernachtungszahlen, wird deutlich, dass viele Übernachtungen nicht gleichbedeutend mit einer hohen Wertschöpfung sind. So hat Schliersee zwar mit 504 000 Übernachtungen mit weitem Abstand die Nase vorn, allerdings entfallen diese auch zu über 32 Prozent auf Jugendherbergen, Hütten und Erholungsheime. Gleichzeitig sei der Hotelanteil von nur 18,6 Prozent an der Bettenzahl nach Gmund die niedrigste der acht Kurbeitragsgemeinden (im Schnitt 34,6 Prozent). Für Gmeiner ein weiteres Indiz, wie wichtig der geplante Neubau des Schlierseer Hofs wäre (wir berichteten). Zumal landkreisweit 38,2 Prozent der Übernachtungen in Hotels stattfinden, in Schliersee aber nur knapp über 20 Prozent.

Welch positive Effekte so eine Entwicklung entfalten kann, habe sich in Bayrischzell mit der Eröffnung des Familienhotels gezeigt, das die Gemeinde an die Spitze bei den Unter-18-Jährigen Gästen katapultiert hat (fast 14 Prozent) und der Anteil der Hotelübernachtungen auf über 45 Prozent geklettert ist. Mitgewachsen ist dabei allerdings auch die Tourismusintensität, die die Übernachtungszahl mit der Einwohnerzahl der Gemeinden ins Verhältnis setze. Hier liegt Bayrischzell mit gut 131 500 mittlerweile an der Spitze, gefolgt von Bad Wiessee (109 200) und Schliersee (72 600). Schlusslichter sind hier Fischbachau (17 800), Gmund (11 900) sowie die Nordgemeinden (Miesbach, Hausham, Irschenberg, Weyarn, Waakirchen, Warngau, Valley, Holzkirchen, Otterfing) mit rund 3900.

Weitere Entwicklung

Gmeiners Fazit ist klar: Eine positive Weiterentwicklung des Tourismus im Landkreis Miesbach brauche vor allem ein zeitgemäßes Angebot (auch fürs jüngere Klientel), wobei dies vor allem in den von Haus aus schwächeren Monaten im Jahr Potenziale heben könnte. Hier führe an modernen Hotels kein Weg vorbei. „Da hat der Gast auch bei Schlechtwetter ein ansprechendes Urlaubserlebnis – und das bezahlt er dann auch gern.“ In etwa so wie die teuren Tickets bei Adele.

sg

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