Deininger Berg: Debatte nimmt überraschende Wendung – Einbahnregelung „unzulässig“

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Miesbach
  4. Fischbachau

KommentareDrucken

Geht es nach der Gemeinde Fischbachau, fließt der Verkehr am Deininger Berg von unten nach oben. Die Gemeinde Irschenberg will von oben nach unten fahren. Das Landratsamt hält keine der Lösungen für zulässig. © archiv tp

Fischbachau will hochfahren, Irschenberg runterfahren. Dabei ist klar: Aus Sicht des Landratsamts ist eine Einbahnregelung nicht zulässig – egal in welche Richtung.

Fischbachau/Irschenberg – In der Frage, ob der Deininger Berg nun von oben nach unten oder andersherum gesperrt werden soll, sind sich die Gemeinden Fischbachau und Irschenberg nicht einig geworden (wir berichteten). Doch nun wird klar: Offenbar ist eine Sperrung in keine der beiden Richtungen überhaupt möglich. Das teilt das Landratsamt auf Anfrage unserer Zeitung mit und erklärt, die Gefährdungslage über das allgemeine Risiko im Straßenverkehr hinaus sei aktuell nicht hinreichend nachgewiesen. Daraus folgt: „Eine Sperrung der Straße, gleich in welcher Form, ist aus aktueller Sachlage unseres Erachtens nicht notwendig und damit im Hinblick auf die Regelungen der Straßenverkehrsordnung auch nicht zulässig.“ Damit nimmt die Debatte eine überraschende Wendung – schließlich bestand die bisher einzige Einigkeit der Gemeinden darin, dass eine Einbahnregelung nötig und sinnvoll wäre.

Das sieht die Untere Straßenverkehrsbehörde aber anders. Denn während im Gemeinderat Fischbachau die Rede von einem „exorbitant zugenommenen Verkehr“ war und auch der Gemeinderat Irschenberg eine Einbahnregelung begrüßte, schreibt das Landratsamt: „Über die tatsächlich Belastung, Verkehrsströme, Geschwindigkeitsniveau und Bedeutung liegen keine gesicherten Erkenntnisse vor.“ Hierzu regt die Behörde an, über einen aussagekräftigen Zeitraum hinweg eine Verkehrszahlenerhebung durchzuführen, die darüber Aufschluss gibt.

Vier von fünf Unfällen alleinbeteiligt

Auch die Unfalllage ist aus Sicht der Kreisbehörde nicht auffällig – vielmehr sei das Maß der Gefährdung eher niedrig, schreibt das Landratsamt. So habe es auf der Gemeindeverbindungsstraße zwischen Januar 2020 und Ende Februar 2023 fünf Verkehrsunfälle gegeben. Der einzige Leichtverletzte sei alleinbeteiligt mit seinem Motorrad bergab auf nasser Fahrbahn gestürzt. Zu den übrigen Unfällen zählt ein Wildunfall sowie ein Auto, das weggerollt ist, nachdem der Fahrer ausgestiegen war. Ein weiterer Wagen sei beim Rückwärtsfahren beschädigt worden. „Lediglich bei einem Verkehrsunfall stießen zwei Fahrzeuge frontal zusammen“, teilt das Landratsamt mit. Ursache sei hier die nicht angepasste Geschwindigkeit gewesen.

Deininger Berg Karte
Kern der Debatte: die Fahrtrichtung auf der rot markierten Linie. Auch wenn die Zeitersparnis gering ist, nutzen offenbar viele Fahrer den Deininger Berg als Abkürzung. Offizielle Daten gibt es dazu aber nicht. © Grafik: PMS

Laut der Kreisbehörde ist der Abschnitt bis zum Weiler Deining an den schmalsten Stellen 3,5 Meter breit – und damit schmäler als der Regelquerschnitt von fünf bis sechs Meter. Der Verkehr sei eher einspurig geführt, es gebe aber Ausweichstellen. Die Geschwindigkeit wurde auf 30 km/h und das Gewicht auf 2,5 Tonnen beschränkt (wir berichteten). Aus Sicht der Behörde sind diese Beschränkungen „geeignet und angemessen, die Gefahren auf das derzeit geringe Maß zu reduzieren“. Vor einer Sperrung als stärkstes Mittel wäre an Breitenbeschränkungen und eine noch geringere Geschwindigkeit zu denken. Eine Sperrung in eine Richtung müsse zudem überwacht werden. Die Kreisbehörde teilt die Sorge, dass viele Fahrer die Schilder zugunsten des geringen Zeitgewinns missachten könnten.

Wasserschutz auch durch Schutzplanken realisierbar?

Ursprünglich hatte die Idee laut Irschenbergs Bürgermeister Klaus Meixner die Stadt Miesbach angeregt, die bei Unfällen Verunreinigungen der Trinkwasserschutzzone fürchtete (wir berichteten). Für den Wasserschutz könne aber mit Leitplanken und einer Straßenneigung hin zum Berg im Zuge der ohnehin geplanten Sanierung viel erreicht werden, argumentiert das Landratsamt.

Aus den Rathäusern gab es bislang keine Reaktion auf die rechtliche Einschätzung. Fischbachaus Bürgermeister Stefan Deingruber erklärte in der jüngsten Gemeinderatssitzung noch: „Ich verspreche, dass bis zur Sommerpause etwas passiert – entweder von Irschenberg oder von uns.“ Zuvor hatten am Ende der Sitzung mehrere Anwohnerinnen auf eine schnelle Lösung gedrängt. Sie berichteten von aggressiven Autofahrern, einem angefahrenen Gartenzaun und Reisebussen, die ungeachtet der Gewichtsbeschränkung die Straße befahren würden. Für die Einbahn-Regelung von unten nach oben hatte der Gemeinderat schon im August 2023 gestimmt.

Irschenbergs Bauamts- und Geschäftsleiter Michael Fellner bestätigt auf Anfrage nur, es habe Gespräche zwischen den Bürgermeistern gegeben. Der Gemeinderat werde sich wohl erneut mit dem Thema auseinandersetzen. Irschenberg hatte bisher mehrheitlich für eine Lösung von oben nach unten plädiert. nap

Unser Miesbach-Newsletter informiert Sie regelmäßig über alle wichtigen Geschichten aus Ihrer Region. Melden Sie sich hier an.

Auch interessant

Kommentare