Neuer Streik bei der Bahn: GDL-Vorstandsmitglied aus Hausham hat klare Meinung dazu

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Schulter an Schulter: Erich Eckmair (l.) aus Hausham nach der Wahl zum GDL-Bezirksvorstand mit dem Bundesvorsitzenden Claus Weselsky. © Privat

Mit großer Mehrheit wurde Erich Eckmair kürzlich wieder in den GDL-Vorstand gewählt. Grund genug, den Haushamer um eine Einschätzung in Sachen Tarifstreit und Streik zu bitten.

Hausham – Die Verhandlungen zwischen Deutscher Bahn und der Lokführergewerkschaft GDL endeten auf dem Abstellgleis, der nächste Streik steht vor der Tür. Von einer „Eskalation im Tarifstreit“ ist seit gestern die Rede, die Folgen dürften schwere Auswirkungen auf den Zugbetrieb in Deutschland haben. Einer, der ganz nah dran ist an den Verhandlungen, ist Erich Eckmair aus Hausham. Der 62-Jährige war bis 2018 Lokführer bei der DB und ist seitdem Betriebsrat in Vollfreistellung. Zudem ist der Beamte, Schöffe am Landgericht München 2 und CSU-Gemeinderat seit 2016 im achtköpfigen Bezirksvorstand der GDL. Bei der jüngsten Bezirksversammlung in Nürnberg wurde Eckmair in seinem Amt mit Schwerpunkt Nahverkehr mit großer Mehrheit bestätigt. Bundesvorsitzender Claus Weselsky war sein erster Gratulant. Grund genug, den Haushamer um eine Einschätzung in Sachen Tarifstreit und Streik zu bitten.

Herr Eckmair, nicht zum ersten Mal in seinen mehr als 15 Jahren als GDL-Chef zieht Claus Weselsky den Unmut vieler Bahnkunden auf sich. Welchen Eindruck hatten Sie bei Ihrem jüngsten Treffen von ihm?

Erich Eckmair: Er war sehr ruhig, aufgeräumt und freundschaftlich. So ist er immer, wenn ich ihn treffe. Vor der Kamera ist das natürlich anders. Da muss er auftrumpfen, um ernst genommen zu werden. Er verhandelt mit hoch bezahlten Managern, die sich kurz vor den Tarifverhandlungen ihre Bezüge um 14 Prozent erhöht haben – Boni noch nicht eingerechnet.

Trotzdem behaupten Kritiker, Herrn Weselsky gehe es vor allem darum, sich mit maximalen Forderungen seine im September endende Amtszeit bei der GDL zu vergolden...

Erich Eckmair: Das sehe ich ganz anders. Herr Weselsky ist es nie um seine Person gegangen. Als er vor einigen Jahren ein Angebot für einen Posten im Bahnvorstand bekommen hat, hat er trotz dann deutlich höherer Bezüge abgelehnt. Er ist einer von ganz wenigen Gewerkschaftsführern in Deutschland, die noch richtig Rückgrat zeigen. Das schätze ich sehr an ihm und davor habe ich auch größten Respekt.

Es gibt also keine Alternative zur 35-Stunden-Woche für die Lokführer?

Erich Eckmair: Das wird immer etwas verkürzt dargestellt. Zum einen geht es uns um eine gestaffelte Reduzierung bis 2028. Zum anderen reden wir nicht von einer Vier-Tage-Woche, sondern von 48 Stunden Ruhezeit nach fünf Tagen Schichtdienst. Aktuell kann der Arbeitgeber zwei Sechs-Tage-Wochen hintereinander fordern , mit nur einem Ruhetag dazwischen . Dazu sind aber immer weniger Mitarbeiter bereit, was den Fachkräftemangel weiter befeuert.

Woran machen Sie das fest?

Erich Eckmair: Ich selbst habe 2023 rund 150 Einstellungsgespräche geführt. Wenn man da auf die Dienstzeiten zu sprechen kommt, entgleisen vielen Bewerbern die Gesichtszüge. Und das, obwohl wir die Messlatte an die Qualifikation eh schon abgesenkt haben und auch Quereinsteigern eine elfmonatige Ausbildung anbieten. Gleichzeitig brauchen wir aber geeignete Leute, denen wir die Verantwortung, gut 1000 Fahrgäste sicher ans Ziel zu bringen, ruhigen Gewissens übertragen können. Dazu gehört eben auch, dass man dank ausreichender Ruhezeit hellwach ist, wenn man im Führerstand sitzt.

Wie oft werden Sie denn als GDL-Vorstandsmitglied privat auf die Streiks angesprochen?

Erich Eckmair: Schon immer wieder, aber durchaus auch positiv. Letztens hat ein Bahn-Stammkunde explizit Grüße an Herrn Weselsky bestellt, weil er sein Engagement für die Mitarbeiter bewundert. Ich denke aber schon, dass der Unmut hier im Landkreis auch deshalb nicht so groß ist, weil die BRB nicht von den GDL-Streiks betroffen ist. Aus Gewerkschaftssicht ist das allerdings wenig Grund zur Freude, weil die hier für die Tarifierung zuständige Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) in meinen Augen schon sehr arbeitgebernah ist. Grundsätzlich bedauerlich finde ich aber, dass GDL und EVG durch das unsägliche Tarifeinheitsgesetz quasi zur Konkurrenz gezwungen sind. Den DB-Managern gibt das die Möglichkeit, die Belegschaft zu spalten.

Bleibt die Frage, was mit der GDL nach dem Ausscheiden Weselskys im September passiert. Hätten Sie vielleicht Interesse, sein Nachfolger zu werden?

Erich Eckmair: Tatsächlich bin ich schon angefragt worden, was mich auch sehr ehrt. Allerdings würde ich mir schon gut überlegen, mir so eine große Aufgabe mit Anfang 60 zuzumuten. Und meine Frau hätte wahrscheinlich eine recht klare Meinung dazu (lacht).

sg

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