Demo in Miesbach: „Braun sind bei uns nur die vollen Windeln“
Über 1000 Miesbacher folgten am Samstag dem Aufruf der Jugend und demonstrierten gegen Rechtsextremismus. Sie setzten sie ein klares und lautes Zeichen für Vielfalt, Toleranz und Demokratie.
Miesbach – „Nazis – raus!“, „Alle zusammen – gegen Faschismus!“ skandierten die über 1000 Demonstranten, als sie vom unteren Markt durch die Stadt zum Waitzinger Park zogen. Mit Kind und Kegel waren die Vertreter von über 30 Organisationen von Kultureinrichtungen, Naturschutz, Parteien und Gewerkschaften, Kirchen, Bildungs- und Sozialeinrichtungen, Menschenrechtsvereinigungen und ihre Anhänger am Samstagnachmittag in die Kreisstadt gekommen, ausgerüstet mit bunten Fahnen und Transparenten. Darauf stand „Kein Platz für Rassismus“ oder „Alle Menschen sind schön“. Eine Mutter mit Sprössling im Buggy trug ein Schild mit der Aufschrift „Braun sind bei uns nur die vollen Windeln.“

Selbstgemalte Transparente richten sich gegen AfD
Die selbstgemalten Transparente der vielen Kinder zeigten Regenbogen und bunte Blumenlandschaften. Sie alle begrüßten Johanna Löffl und Anton Weidelener vom Kulturhaus zur Goldenen Parkbank. Als Veranstaltungsleiter erinnerten sie nicht nur an Alkohol-, Drogen-, Pyrotechnik- und Vermummungsverbot, sondern stellten mit Blick auf das Bekanntwerden des Potsdamer Geheimtreffens der AFD und deren Vertreibungsplänen fest, dass sie ein starkes Zeichen gegen Rechtsextremismus zu setzen gedenken: „Wir wollen hier keine Nazis!“, sagten sie und übergaben das Wort an Bürgermeister Gerhard Braunmiller.

Der zeigte sich stolz, dass so viele Miesbacher für die Demokratie und die freie, liberale Gesellschaft aufgestanden seien: „Wir sind mehr! Wir sind ein breites Bündnis, die große Mitte der Gesellschaft. Wir sind für Demokratie und gegen Extremismus, für Vielfalt und gegen Einfalt und für Solidarität und gegen Egoismus“, rief er unter Jubel und Applaus. Er hielt eine engagierte Rede für die Demokratie, die kein Selbstläufer sei, und forderte auf, sich aktiv zu ihr zu bekennen, wählen zu gehen und sich den Demokratiefeinden aktiv entgegenzustellen.
Geschichtswerkstatt erinnert an NS-Zeit
Wie es sich auswirken kann, das nicht zu tun, schilderte Lisa Hilbich, Initiatorin der Geschichtswerkstatt Miesbach. Sie berichtete von den Miesbacher Bürgern, die während der NS-Zeit deportiert und in Konzentrations- und Arbeitslager geschickt, zwangssterilisiert und euthanasiert wurden. Sie zitierte den KZ-Überlebenden Max Mannheimer: „Ihr seid nicht verantwortlich für das, was geschah. Aber dass es nicht wieder geschieht, dafür schon.“ Auch Hilbich appellierte: „Lasst nicht zu, dass Menschen ausgegrenzt und verfolgt werden. Engagiert Euch! Bezieht Stellung!“
Integrationsbeauftragter überbringt Grußwort von Landrat
Dass gerade die jungen Leute von Miesbach dies mit dieser Demo getan hatten, lobte Integrationsbeauftragter Max Niedermeier: „Es ist ein besonderes Zeichen, dass man ihnen etwas zutraut und dass Junge und Ältere gemeinsam etwas bewirken und erreichen wollen“, rief er bewegt. Niedermeier verlas die Grußworte von Landrat Olaf von Löwis. Dieser nehme die Bürger ernst, die sich über die Unterbringung und Integration der Geflüchteten Sorgen machten. „Aber ich beschäftige mich nicht mit denjenigen“, so Löwis, „die diese Situation dazu ausnützen wollen, um Zwietracht zu sähen. Denen dürfen wir nicht auf den Leim gehen.“
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Pfarrer und Abgeordneter auf der Bühne
So gestärkt zogen die Demonstranten unter den Klängen von musikalischen Solidaritätshymnen in den Waitzinger Park, wo eine kleine Bühne errichtet worden war. Dort unterstrichen der evangelische Pfarrer Erwin Sergel und die katholische Pastoralreferentin Katrin Baumann die Wichtigkeit von Empathie, Nächstenliebe und Menschenwürde. „Hassparolen bringen uns nicht weiter - auch nicht die gegen rechts!“, erklärte Baumann. Und Sergel forderte ein „Miteinander statt Gegeneinander“. Der Bundestagsabgeordnete Karl Bär (Grüne) rief die Menschen dazu auf, die demokratischen Rechte zu nutzen, sich mit der Geschichte (vor Ort) zu beschäftigen und den öffentlichen Raum zu nutzen, um miteinander ins Gespräch zu kommen.