Schliersee: Mehr als sechs Millionen Euro für Kanal ins Tal

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Rechenschaftsbericht vor vollem Haus: Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer stand über 100 Gemeindebürgern im Forum der Vitalwelt Rede und Antwort. Der Schlierseer Hof kam nur am Rande zur Sprache. © stefan schweihofer

Die Gemeinde Schliesee möchte die Kläranlage Spitzingsee auflassen. Stattdessen soll ein Kanal ins Tal gebaut werden. Zahlen müssen das wohl alle Schlierseer.

Schliersee – Das Trinkwasser am Spitzingsee wird schon von Neuhaus aus hochgepumpt, künftig geht es auch in die andere Richtung. Die Gemeinde wird das Abwasser vom Spitzingsee ins Tal leiten, die Kläranlage wird aufgegeben. Gut sechs Millionen Euro wird es kosten, die 150 Erstwohnsitz-Inhaber plus eine Mehrfaches an Gästebetten anzuschließen. Geld, das die Anschlussnehmer (Haushalte, Betriebe, etc.) im gesamten Gemeindebereich aufbringen müssen – es sei denn, es fließen Fördergelder.

Behälter mit Asbest und Blei belastet

Mit der Kläranlage aus den 1970er-Jahren, die unweit der Albert-Link-Hütte steht, befasst sich Schliersee schon länger. Ursprünglich war eine Sanierung angestrebt worden, doch wie Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer (CSU) bei der Bürgerversammlung darstellte, käme das richtig teuer. Denn bei der Untersuchung der Behälter sei Blei und Asbest gefunden worden, der „hoch komplexe“ Ausbau (Schnitzenbaumer) ginge mächtig ins Geld. Also schwenkte die Gemeinde um und ließ prüfen, was ein Kanal nach Fischhausen – sieben Kilometer – kosten würde. Ergebnis: In etwa sechs Millionen Euro, was auf lange Sicht die günstigere Lösung ist. Denn ohne Kläranlage fallen auch weniger Betriebskosten, zum Beispiel Energie und Personal, an.

Wie die Kosten auf die Haushalte und Betriebe umgelegt werden, ist noch nicht klar

Da die Gemeinde bei Trink- und Abwasser kostendeckend arbeiten muss, werden die Schlierseer Haushalte zur Kasse gebeten. Wie genau, das muss laut Schnitzenbaumer der Gemeinderat noch austüfteln. Möglich ist ein Ergänzungsbeitrag, der einmal fällig wird, oder ein Umlegen auf die Kanalgebühren über mehrere Jahre – und diverse Modelle dazwischen. Wobei auch Grundstücks- oder Wohnfläche in die Berechnung mit einfließen soll, wie Schnitzenbaumer auf Anfrage erklärt.

Nachfrage in Bürgerversammlung: Dauerbrenner Parken

Bei schönem Wetter ist speziell im Sommer ganz Schliersee zugeparkt. Dies sorgt seit Jahren für Unmut, nun auch bei der Bürgerversammlung. „Die Parkmoral hat tatsächlich nachgelassen“, sagt auch Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer. Begegnen kann dem das Rathaus allenfalls mit mehr Kontrolle, wie der Rathauschef betonte. Hierzu hat der Gemeinderat längst beschlossen, dass die Verwaltung nach Bedarf mehr Überwachung bestellen darf. Den Kontrolleuren werde man die in der Bürgerversammlung genannten neuralgischen Punkte weiterleiten, versprach Schnitzenbaumer. Die bereits bestehende zusätzliche Beschilderung und Markierung der Parkflächen in der Gemeinde hatte offenbar nur mäßigem Erfolg.

Gibt es Geld aus dem Sonderprogramm Berghütten?

Womöglich kommt der Kanal die Schlierseer aber doch nicht so teuer zu stehen. Nämlich, wenn es der Gemeinde gelingt, einen Fördertopf des Freistaats anzuzapfen, das Sonderprogramm Berghütten, über das zuletzt auch der Anschluss der Unterkunftshäuser im Bereich Schönfeldalm mitfinanziert wurde. Der Ort Spitzingsee unterscheidet sich zwar doch von den Hütten auf der Alm, aber Schnitzenbaumer will die Flinte nicht vorab ins Korn werfen. „Drücken Sie die Daumen für das Wohlwollen der Staatsregierung“, sagte er in der Bürgerversammlung.

Kanal soll über Bockerlbahnweg ins Tal führen

Heuer möchte der Markt die Fördermöglichkeit (bis zu 90 Prozent) abklären und die Planung erledigen. Von Spitzingsee würde das Abwasser dann über Stockeralm und Bockerlbahnweg wohl bis nach Fischhausen geleitet und an den bestehenden Kanal angeschlossen, der dann zum Klärwerk nach Miesbach führt. Mit dem zuständigen Zweckverband sei die zusätzliche Abwassermenge schon geklärt, sagte Schnitzenbaumer.

Schlierseer Hof: Bürgermeister verweist auf Podiumsdiskussion

Über 100 Besucher bei der Bürgerversammlung in Schliersee, das war am Donnerstagabend mehr als in den Vorjahren. Viele wollten wohl mehr über die Planung zum Schlierseer Hof erfahren, doch diesen Gefallen konnte Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer (CSU) den Gästen nicht machen. „Ich werde in der Bürgerversammlung keinen Wahlkampf in irgendeine Richtung machen“, sagte er. Dazu gebe es eine Podiumsdiskussion im April, wobei dort ja in erster Linie Bürgerinitiative und Bauherr ihre Standpunkte vertreten werden. Der Schlierseer Hof kam dann nur kurz und in den Bürgeranfragen vor, bei denen es etwa um Details zum gemeindeeigenen Grundstück (Parkplatz) und zur Höhenentwicklung der Gebäude am nördlichen Seeufer insgesamt ging. Vermisst wurde im Zusammenhang mit dem Schlierseer Hof auch ein touristisches Entwicklungskonzept, worauf Schnitzenbaumer nicht näher einging. Bekanntlich will sich Schliersee nicht auf eine Zielgruppe festlegen, sondern jedermann ansprechen.

Ungewöhnlich in diesen Zeiten: Das Thema Flüchtlinge spielte bei der Schlierseer Bürgerversammlung gar keine Rolle.

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