Bachmair am See ungeeignet als Flüchtlingsherberge
Der Vorschlag der SPD, im leer stehenden Bachmair am See Asylbewerber unterzubringen, hat im Kreistag für Entrüstung gesorgt. Gleichzeitig ließ der Landrat keinen Zweifel daran, dass die Flüchtlingsunterkunft in Warngau kommen wird.
Landkreis – Landrat Olaf von Löwis (CSU) geht fest davon aus, dass die Asylunterkunft in Warngau in der geplanten Form kommt. „Ich werde mit aller Kraft versuchen, das umzusetzen“, stellte er jetzt im Kreistag klar. Die SPD holte sich mit ihrem Vorschlag, das leer stehende Hotel Bachmair am See in Rottach-Egern als Flüchtlingsunterkunft zu akquirieren, eine blutige Nase. „Schaufensterantrag!“, zürnten die anderen Fraktionen.
Sanierung von ehemaligem Luxushotel verzögert sich auf unbestimmte Zeit
„Wir müssen die Turnhallen schnellstmöglich wieder freibekommen“, begründete SPD-Fraktionssprecherin Christine Negele den Vorstoß in Sachen Bachmair. Der aktuellen Berichterstattung habe sie entnommen, dass sich die Sanierung auf unbestimmte Zeit verzögere. Eine Zwischennutzung könnte deshalb auch im Sinne der Hirmer Immobilien GmbH sein. „In Bad Wiessee gab es schon ähnliche Zwischennutzungen in seenahen Hotels“, erinnerte Negele. „Das ist ohne nennenswerte Vorfälle oder negative Auswirkungen auf den Tourismus gelaufen.“
Bürgermeister spricht von „sensiblem Bereich“
Rottachs Bürgermeister Christian Köck (CSU) schien schier zu platzen. „Der Anstand hätte es geboten, zunächst mal mit dem Eigentümer oder der Gemeinde Kontakt aufzunehmen und die Sache abzuklären, bevor man hier so einen Antrag stellt“, wetterte er. Das Bachmair am See sei – entkernt und ohne Heizung – völlig ungeeignet für eine Unterbringung. „Das funktioniert gar nicht“, stellte er klar.
Oberbürgermeister Reiter würde sich bedanken, wenn man in einem leer stehenden Objekt in der Münchner Maximilianstraße Flüchtlinge unterbringen würde.
Bei der Seestraße mit ihren hochwertigen Geschäften handle es sich touristisch um einen sensiblen Bereich, und wegen der Baustellen seien die benachbarten Gästehäuser ohnehin schon belastet. „Irgendwann ist die Grenze erreicht“, sagte Köck. „Oberbürgermeister Reiter würde sich bedanken, wenn man in einem leer stehenden Objekt in der Münchner Maximilianstraße Flüchtlinge unterbringen würde.“
Suche nach Unterkünften Sache der Verwaltung
Von einem „Schaufensterantrag“ sprach der Rottacher FW-Kreisrat Josef Bogner: „Man hätte vorher mit den Betroffenen reden müssen.“ Martin Walch (SPD) wies das zurück. Es sei nicht Aufgabe seiner Fraktion, mit dem Eigentümer zu verhandeln. Man habe nur eine Anregung geben wollen. „Eine außergewöhnliche Situation erfordert außergewöhnliche Maßnahmen“, argumentierte er. „Wir müssen jede Gelegenheit beim Schopfe packen.“ Robert Wiechmann (Grüne) sah das anders. Es sei Sache der Kreisverwaltung, nicht des Kreistags, geeignete Unterkünfte zu suchen. Jeder Mandatsträger stehe dagegen in der Verantwortung, in seiner Kommune dafür zu sorgen, dass Lösungen zur Unterbringung gefunden werden.
Josef Lechner (CSU) schüttelte angesichts der Auseinandersetzung den Kopf. „Es gibt gerade so viele zerstörende Kräfte, da dürfen wir uns nicht auseinanderdividieren lassen“, mahnte er. Das Hotel sei eine Ruine, der SPD-Vorschlag einfach nur schlampig. „Es befeuert nur, dass die Leute aufeinander losgehen“, sagte Lechner. „Wir sollten die Bürger lieber beruhigen.“
Landrat sieht keine Alternative zu Unterkunft in Warngau
Zumindest in Warngau könnte das schwer werden. Landrat Löwis ließ in der Sitzung keinen Zweifel daran, dass die Flüchtlingsunterkunft auf kreiseigenem Grund bei der Vivo kommt. Auch wenn Leonhard Obermüller (CSU) von einer aufgeheizten Stimmung im Ort sprach und die Gemeinde mit der Größe des Projekts überfordert sieht. „Ich habe Verständnis für den Landkreis, aber wir sollten die Dimension reduzieren und eine dezentrale Unterbringung forcieren“, forderte der Warngauer Vizebürgermeister.
Löwis ließ seinen Parteifreund abtropfen. „Den Solidaritätsappell kann ich nur unterstreichen, aber es pressiert“, sagte er. 150 Objekte seien in der Prüfung, die Hälfte davon bereits weggefallen. Zur Unterkunft in Warngau sieht er keine Alternative. „Ich höre immer, wir unterstützen euch schon“, so der Landrat, „aber nicht bei uns.“
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