Pilger in Poing: Unterwegs aus Dankbarkeit
Knapp 1300 Kilometer lang ist die Strecke, die Ferdo Galic pilgert. Auf dem Weg zum Marienwallfahrtsort Medjugorje hat er in Poing Station gemacht. Er geht, weil er Gott dankbar ist, erzählt er. Immer mehr Menschen folgen ihm.
Poing – Und dann hat Ferdo Galic zu seiner Frau gesagt: Am Sonntag gehe ich los. Das war am Donnerstag, 13. Juni. Drei Tage später ist er von seinem Haus im schwäbischen Reutlingen losgepilgert, Ziel ist der Marienwallfahrtsort in Medjugorje (Bosien-Herzegowina). 1284 Kilometer laut Google-Maps, in echt sind es mehr – weil der 53-Jährige den einen und anderen Umweg geht. Je nachdem, wo er den nächsten Schlafplatz findet. Wie jetzt, als er am Montag (24. Juni) von München-Nymphenburg nach Poing gewandert ist und auf Einladung von Ivo Sadric im Hotel Poinger Hof übernachtet hat. Von dort ging es am Dienstag nach Aßling, wo er ebenfalls durch Zufall jemanden kennengelernt hat, der ihm eine private Übernachtungsmöglichkeit angeboten hat. „Ich treffe immer wieder Menschen, unterhalte mich ihnen, und es gibt immer wieder Zufälle, das glaubst du nicht“, sagt Ferdo Galic am Montagabend im Biergarten des Poinger Hofs.
Zufällige Begegnungen und Kontakte gibt es aber auch auf der Wegstrecke jeden Tag. So kam er in Augsburg beispielsweise in Kontakt mit dem Franziskaner-Orden, wo ihn Klosterbrüder empfangen haben.
Tagebuch auf Instagram
Auf Facebook und Instagram schreibt Ferdo Galic ein kleines Tagebuch, immer mehr Menschen folgen ihm. Manche erkennen ihn auf der Straße und grüßen ihn mit „Der Pilger“. In kroatischen Medien wurde bereits über Ferdo Galic berichtet. Menschen schreiben ihn an, wünschen ihm alles Gute, begleiten ihn virtuell. Manche tun das auch in echt. Als er in Reutlingen, wo er mit seiner Familie lebt, startete, gingen mehrere Freunde die erste Etappe mit. Zuvor hatte es in der Kirche in Metzingen einen Abschiedsgottesdienst mit Segnung gegeben.
Versprechen an den Vater
„Aus Dankbarkeit“, antwortet Ferdo Galic, warum er sich auf den Pilgerweg gemacht hat. In seinem Leben habe es schwere Zeiten gegeben, die seien zum Glück vorbei – hierfür sei er Gott dankbar. Zum 1. März habe er seinen Job als Projektleiter im Trockenbau gekündigt, um auf Pilgerreise gehen zu können. „Eigentlich wollte ich schon im April starten, aber dann ist mein Vater schwer krank geworden.“ Galic fuhr in sein Heimatdorf in der Nähe von Medjugorje und pflegte seinen 79-jährigen Vater. Vor drei Wochen ist er gestorben, in den Armen seines Sohnes. „Ich habe ihm versprochen, dass ich den Pilgerweg machen werde.“
Ferdo Galic ist Sohn von Gastarbeitern, die ins Schwäbische zogen. Als Ferdo vier Jahre alt war, haben ihn die Eltern nachgeholt. Geboren wurde er in der Nähe von Medjugorje, wo es 1981 eine Marienerscheinung gegeben haben soll. Seitdem ist es ein Wallfahrtsort.
Noch 900 Kilometer bis zum Ziel
So wie Santiago de Compostela in Spanien, Ziel des Jakobsweges. Den ist Galic 2020 mit seiner Frau gegangen. „Die letzten 100 Kilometer sind kein Pilgern mehr“, sagt er. Es sei eher ein Wettrennen und Streit um Übernachtungsplätze. Von wegen Ruhe und innere Einkehr. „Da habe ich mir gedacht: Warum laufe ich durch Frankreich und Spanien, wenn ich in meiner Heimat selbst einen Wallfahrtsort habe?“ So war die Idee geboren, sich auf den Weg nach Medjugorje zu machen. Allein. „Meine Frau unterstützt mich.“ Oft singt er und betet, während ere geht.
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Von Poing sind es noch gut 900 Kilometer bis zum Ziel. Jeden Tag geht Galic zwischen 20 und 40 Kilometer – je nach Wetter und Begegnungen, die manchmal Zeit in Anspruch nehmen. Zeit, die er sich gerne nimmt. Ihm läuft nichts davon, sagt er.
Spätestens am 15. August in Medjugorje
Wenngleich er spätestens zum Feiertag Mariä Himmelfahrt (15. August) in Medjugorje sein möchte. Zunächst aber geht’s in den nächsten Tagen über die Alpen. Mehr als einen Rucksack und Wanderstöcke und einen Holzrosenkranz, den er um den Hals trägt, hat Ferdo Galic nicht dabei. Im Gepäck ein Zelt, eine Isomatte, ein Schlafsack sowie das Nötigste an Wechselkleidung und Waschzeug.
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Hinzu kommen Dinge, die ihm Menschen mitgeben, mit der Bitte, sie am Wallfahrtsort abzulegen. Außerdem hat er einen Pilgerpass dabei, den er sich an Stationen wie Pfarrämtern abstempeln lässt. Und natürlich sein Handy – für die Landkarte bzw. Route und fürs Tagebuchschreiben. Und für Antworten auf Nachrichten und Alles-Gute-Wünsche auf Facebook und Instagram, wo er unter „galic_ferdi“ zu finden ist. „Vorher hatte ich mit Instagram nichts am Hut. Gestartet bin ich dann mit zehn Followern“, erzählt er und lächelt. Mittlerweile sind es knapp 400.