Auf dem Sprung: Soldaten üben Notlandung auf dem Wasser
Bundeswehrsoldaten aus ganz Deutschland übten am Kochelsee die Notlandung aus dem Flugzeug im Wasser. Ein Ortsbesuch.
Kochel am See – Erst ist nur das Dröhnen eines herannahenden Flugzeugs zur hören, dann taucht die A400M hinter den Bergen auf. Über dem Kochelsee lassen sich Bundeswehrsoldaten nacheinander aus dem Flugzeug fallen. Wie an einer Perlenschnur aufgereiht schweben sie mit ihren olivgrünen Fallschirmen der Wasseroberfläche entgegen.
Schwarze Wolken verzögern den Start
„Wir trainieren hier das Notverfahren Wasserlandung“, erklärt Übungsleiter Hauptmann Erwin Weber. Die Altenstädter Fallschirmspringer lernen hier, wie sie sich richtig verhalten, falls sie bei einem Einsatz abgetrieben werden und ungeplant im Wasser statt an Land landen müssen. Aus Witterungsgründen musste der Start um mehr als zwei Stunden verschoben werden, zu tief hingen die Wolken über dem Altjoch. „Das wäre sonst zu gefährlich geworden“, so Weber.

Vom Fliegerhorst Lechfeld hebt die A400M mit 71 Springern an Bord ab. Das viermotorige Propellerflugzeug bietet Platz für bis zu 110 Soldaten. Nach 20 Minuten erreicht die Maschine ihr Ziel, dreht Schleifen und setzt die Springer in gut 400 Metern Höhe über dem Kochelsee ab. Mit jedem Anflug verlassen sechs Springer über die Seitentüren das Transportflugzeug. „Beim Absprung hat die A400M eine Geschwindigkeit von 240 Stundenkilometern“, erklärt Obertsleutnant Michael März, Inspektionschef der IX. Inspektion der Luftlande- und Transportschule in Altenstadt.
Nach knapp 60 Sekunden tauchen die Soldaten in den Kochelsee ein. Bei Wasserberührung befreien sie sich aus dem Gurtzeug. Im Einsatz würden sie nun samt Ausrüstung an Land schwimmen, so Weber. Diese Aufgabe bleibt den Fallschirmspringern bei der Übung erspart. Soldaten und Ehrenamtliche von Wasserwacht, Feuerwehr und Polizei bringen sie mit Booten zurück ans sichere Ufer. „Jedem Fallschirmspringer ist dabei ein Boot zugeteilt“, erklärt Weber.
Soldaten aus ganz Deutschland kommen zum Training an den Kochelsee
Aus ganz Deutschland trainieren Fallschirmspringer der Bundeswehr für zwei Tage am Kochelsee. Obwohl sie alle erfahrene Springer sind, sei die Übung trotzdem ein besonderes Erlebnis. „Viele machen einen solchen Sprung während ihrer Dienstzeit nur ein- bis zweimal“, sagt der Übungsleiter.
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Wie genau so ein Fallschirmsprung abläuft, erklärt Oberfeldwebel Andreas Wenger. Nähert sich die A400M der Landezone, befestigen die Soldaten eine mit dem Schirm verbundene Aufziehleine an einem im Innern der Maschine gespannten Drahtseil. Ist der Absprungpunkt erreicht, lassen sich die Soldaten aus dem Flugzeug fallen, die Aufziehleine zieht den Fallschirm automatisch aus dem Container. „Die Springer müssen sich also nicht selbst um das Auslösen des Fallschirms kümmern“, so Wenger. Neben dem Hauptschirm hat jeder Fallschirmspringer einen Reserveschirm am Bauch befestigt. Bei einem Einsatz hat ein Soldat zusätzlich einen bis zu 50 Kilogramm schweren Rucksack mit dabei. Darin enthalten: Funkgeräte, Munition und Verpflegung für 72 Stunden.

Während der Übung überprüft eine Bodeneinheit permanent die Windverhältnisse, erläutert März. Da sich die Fallschirme nur sehr eingeschränkt steuern lassen und das Risiko besteht, abgetrieben zu werden, muss der Absetzpunkt genau berechnet werden. Die nassen Fallschirme werden zurück nach Altenstadt gebracht, wo sie für drei bis sieben Tage in einem Trockenturm gelagert und später ordnungsgemäß für den nächsten Einsatz gepackt werden.
Inspektionschef dankt den Kochlern
Der Inspektionschef ist heuer das letzte Mal bei der Übung am Kochelsee dabei, er geht in Pension. Für die vergangenen neun Jahre zieht er eine positive Bilanz. „Wir haben mit dem Wetter immer Glück gehabt und jedes Jahr Springer absetzen können.“ Ebenso schätze er die tatkräftige Unterstützung durch die Vereine und die Bevölkerung in Kochel. So kümmert sich beispielsweise der Veteranenverein Kochel um die Verpflegung.
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Auf dem Weg zum Ufer präsentiert die Bundeswehr einige Militärfahrzeuge, darunter den Kleinpanzer Wiesel mit Platz für drei Soldaten und sechs Kilometern Reichweite. „Toll, dass die Bundeswehr ihre Gerätschaften präsentiert“, findet ein Ehepaar aus Egling. Die beiden sind bereits zum zweiten Mal als Zuschauer beim Wassersprungdienst dabei. „Wir fanden die Fallschirmspringer letztes Jahr schon so überragend, dass wir heuer wieder hier sind.“