Ein Schutzraum für queere Menschen: Neue LGBTIQ+-Beratungsstelle

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Stellten das Angebot vor: Barbara Hofmann (Leiterin der Ökumenischen Erziehungsberatung für Eltern, Kinder und Jugendliche der Caritas in Bad Tölz) und Anna Kohlhund von der LGBTIQ+-Beratungsstelle Oberbayern mit der „Progress Pride“-Fahne. © Arndt Pröhl

Der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen hat ein neues Beratungsangebot für queere Personen. LGBTIQ+-Beratungsstelle setzt sich auch gegen Diskriminierung ein.

Bad Tölz-Wolfratshausen – Mit diskriminierenden Äußerungen über seine transsexuelle Tochter Vivian Jenna Wilson ließ der US-Milliardär Elon Musk jüngst aufhorchen. „Mein Sohn ist tot – getötet vom Woke-Virus“, sagte er in einem Interview. Wilson hatte mit 16 Jahren ihr Geschlecht geändert. Noch immer erfahren queere Menschen auch in Deutschland Diskriminierung. Anna Kohlhund von der LGBTIQ+-Beratungsstelle will dem entgegentreten. „Das Thema ist auch im Landkreis sehr relevant“, betont sie. Bei einer Veranstaltung im Landratsamt stellt sich Kohlhund vor.

Noch immer viel Diskriminierung von queeren Personen in Deutschland

Seit September 2023 gibt es die LGBTIQ+-Beratungsstelle in Garmisch-Partenkirchen. Sozialpädagogin Anna Kohlhund ist mit Ausnahme von München für ganz Oberbayern zuständig. Sie berät Menschen in persönlichen Treffen, über Telefongespräche und per E-Mail. „Ich habe viel zu tun“, sagt sie. Die Beratungsstelle Oberbayern wird vom bayerischen Sozialministerium gefördert, Träger ist der Caritasverband. LGBTIQ+ ist eine aus dem Englischen übernommene Abkürzung. Die Buchstaben stehen für lesbisch, schwul, transsexuell, intersexuell, Menschen, die keine passende Beschreibung für ihre sexuelle Orientierung gefunden haben, sowie weitere rund 60 Labels. Das Wort queer wird dabei oft als Sammelbegriff verwendet.

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„Jede Person gestaltet ihr Label selbst aus, das ist ihr eigenes Ding“, sagt Kohlhund. Die Beschreibungen seien Eigenbezeichnungen und nicht Fremdbezeichnungen. „Es steht mir als Außenstehender gar nicht zu, das zu bewerten.“ Rund zehn Prozent der Menschen in Deutschland seien queer, erklärt sie weiter. „Rein rechnerisch sind das hier im Landkreis rund 13 000 Personen.“ Dazu komme eine Dunkelziffer.

Beratungsstelle als geschützter Raum

Anna Kohlhund berät queere Menschen ab 18 Jahren und deren Umfeld. Jugendliche bekommen bei ihr eine Erstberatung. Die Beratungsstelle sei ein geschützter Raum. „Die Beratung ist kostenfrei und kann anonym erfolgen. Jeder ist willkommen“, erklärt Kohlhund. Zudem sei sie an die Schweigepflicht gebunden. Die Sozialpädagogin berät auch Fachkräfte, die mit queeren Menschen und deren Umfeld in Verbindung stehen. Sie selbst sei ebenfalls queer, so Kohlhund.

In der Beratung haben unterschiedliche Themen Platz. „Oft geht es um die Identitätsfindung und das Coming-out“, sagt Kohlhund. Auch Angehörige von queeren Menschen kommen in die Beratung. „Wie gehe ich damit um, wenn der Freund plötzlich zur Freundin wird? Das ist eine Veränderung, die etwas mit einer Beziehung macht“, erläutert die Beraterin.

Vernetzung ist ein wichtiges Thema

Wichtig sei es aber auch, die Klienten mit anderen Menschen aus der queeren Gemeinschaft zu vernetzen. „Dafür braucht es unterschiedliche Strukturen, wie die Einzelberatung, aber auch Stammtische und Selbsthilfegruppen“, sagt Kohlhund. Der Schlüssel zu mehr Akzeptanz für queere Menschen sei es, sich weiterzubilden und Wissen über die verschiedenen Beschreibungen anzueignen. „Es geht darum, die Menschen zusammenzubringen, die es betrifft“, ergänzt Barbara Hofmann, Leiterin der ökumenischen Erziehungsberatung der Caritas in Tölz. „Der Leidensdruck bei queeren Menschen ist extrem hoch.“ Ziel der LGBTIQ+-Beratungsstelle sei es, Queere zu stärken, zu unterstützen und in ihrem Entwicklungsprozess zu begleiten. „Wir müssen die Menschen ernst nehmen.“

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