An einem Runden Tisch mit Verantwortlichen in Moosburg zeigt sich, warum es zum zuverlässigen Hochwasserschutz noch ein weiter Weg ist
Moosburg – An der Bereitschaft zur Zusammenarbeit mangelte es schon mal nicht: 24 Verantwortliche von Behörden und Infrastruktur-Betreibern sind am Mittwoch der Einladung des Landratsamts für einen „Runden Tisch zum Thema Hochwasser-Brennpunkte im Raum Moosburg“ gefolgt. Moosburg sei beim jüngsten Amper-Hochwasser vergleichsweise glimpflich davongekommen, räumte Bürgermeister Josef Dollinger ein. Gleichwohl habe man vier Brennpunkte erkannt, die man nun diskutieren müsse. 1.: Im Bereich Ambach würden Retentionsflächen nicht funktionieren. 2.: In Unterreit brauche es Verbesserungen bei der Sicherung des Bahndamms und der Schleuse zum Amperüberleitungskanal. 3.: Der Amperdamm sei insgesamt zu niedrig. Und 4.: Der Amperdurchbruch am Schwarzhölzl habe die Radwegbrücke zerstört und gefährde die Erdgasleitung und Kläranlage.
Bevor einzelne Punkte zur Sprache kamen, appellierte Landrat Helmut Petz: „Es geht jetzt darum, uns fürs nächste Hochwasser zu präparieren.“ Bayerns Umweltminister habe signalisiert, dass nötige Maßnahmen schnell in die Wege geleitet werden sollten. Petz begrüßt das: „Ich möchte im nächsten Hochwasser nicht mehr die Bevölkerung leiden sehen, weil wir etwas nicht getan haben, was wir hätten tun können.“ Selbstkritisch sprach er vom „Genehmigungsdschungel“, in dem zwar „alle Abteilungen versuchen, ihren Job gut zu machen“ – das jedoch nicht ans Ziel eines guten Hochwasserschutzes führe. „Wenn wir so weitermachen, ersticken wir an uns selbst.“ Jetzt brauche es Pragmatismus und eine Lösungs- statt Problemsuche. „Irgendwann verstehen es die Leute sonst nicht mehr.“ Petz: „Der Hauptzweck des Treffens ist, dass man sich auf diese neue Art der Handhabung einstellt.“
Während Moosburgs Bürgermeister bei seinen Anliegen direkt Nägel mit Köpfen machen wollte und sich Zusagen aus der Runde erhofft hatte, bremste der Landrat Dollinger aber wieder etwas ein: Die Anwesenden bekämen ja jetzt erst die konkreten Probleme präsentiert, man solle daher die Handlungsbedarfe schriftlich fixieren und später die betroffenen Akteure zusammenbringen.
Diskutiert wurde dennoch. Bei der Retentionsfläche am Ambach sahen die Behördenvertreter keine Hürden für eine Verbesserung des Beckens und Zulaufs. Dollinger erhielt den Rat, ein Planungsbüro zur Erstellung von nötigen Maßnahmen zu beauftragen, dann werde man sich das anschauen. Bei der Sicherung der Schleuse in Unterreit schaltete sich nach kurzer Debatte Kreis-Chef Petz ein. „Wir übernehmen dieses Projekt mit allen Folgen, damit in kurzer Zeit das Wasser abgedichtet werden kann, und der Mechanismus in Ordnung gebracht wird. Das nehme ich auf meine Kappe.“ In Richtung von SWM-Wasserkraft-Leiter Christoph Rapp sagte Petz: „Sie kümmern sich darum, was Sie machen wollen, und wir kümmern uns, dass Sie‘s machen können.“ Das Thema Bahndamm konnte nicht tiefer diskutiert werden, da die DB dem Runden Tisch trotz Einladung ferngeblieben war.
Für den Amperüberleitungskanal erbat Kreisbrandrat Manfred Danner bei Rapp eine bauliche Lösung, damit nicht mehr wie im Juni tagelang Wasser mit Hochleistungspumpen aus dem Kanal abgelassen werden muss, um Bonauer Häuser zu schützen. Rapp jedoch betonte, dass der Kanal schon vor der Besiedelung angelegt worden sei, und das Problem von Grundwasser in Kellern nicht auf den Kanal der SWM zurückzuführen sei. Man sei aber zu weiteren Lösungs-Gesprächen mit der Stadt Moosburg bereit.
Zur niedrigen Dammhöhe erklärte Florian Hinz vom Wasserwirtschaftsamt, dass die im Landkreis bestehenden „Sommerdämme“ der Amper ursprünglich zum Schutz der Felder errichtet worden seien und nicht für Siedlungen, die später entstanden. Ein Ausbau der Dämme sei möglich, wenn die Finanzierung geklärt sei, und da brauche es eine entsprechend hohe Priorisierung. In Moosburg lägen die Baukosten in manchen Bereichen aber über den zu erwartenden Schadenskosten. „Wenn es seinen geordneten Gang geht, wird‘s noch einige Jahre dauern. Der Freistaat priorisiert, weil nicht unbegrenzt Mittel zur Verfügung stehen“, so Hinz. Landrat Petz will nun mögliche Sonderbaulasten abklären.
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Für das Schwarzhölzl zwischen Moosburg und Wang forderte Josef Dollinger, dass die dortige Verbreiterung des Amperdurchlaufs wieder in den Zustand von vor einigen Jahren gebracht werden sollte, weil es nun viel öfter Hochwasser an der Radwegbrücke gebe, die sogar weggespült wurde. Auch die Kläranlage habe nun Probleme. Florian Hinz lehnte ein Zuschütten des Durchlaufs ab und verwies auf den Gewässerentwicklungsplan. Weil das Thema aber noch weiter kontrovers diskutiert wurde, bat Dollinger die Verantwortlichen nach dem Runden Tisch noch zum Ortstermin ins Schwarzhölzl.