In einer Rückschau zieht Moosburgs Bürgermeister Konsequenzen aus dem Hochwasser, bezweifelt den Bruch des Amperdamms – und er appelliert an die Eigenverantwortung der Bevölkerung.
Freising – Mit einem blauen Auge sind die Moosburger beim jüngsten Hochwasser davongekommen: Während einzelne Randbezirke und Anwesen im Stadtgebiet zwar heftig überschwemmt wurden, konnte immerhin die ganz große Katastrophe verhindert werden. Neben ein paar glücklichen Fügungen sei dies vor allem dem beherzten Engagement der Einsatz- und Hilfskräfte zu verdanken, lautete am Montag der Tenor im Moosburger Stadtrat. In der Sitzung dankte Bürgermeister Josef Dollinger allen Beteiligten und Verantwortlichen in einem Eingangsstatement.
„Unsere wichtigste Aufgabe war es dabei, den Bahndamm in Unterreit zu sichern“, erklärte er dem Gremium. „Der ist ja wasserdurchlässig, und wir hatten Angst, dass, wenn Wasser durch den Schotter durchdringt, der Bahndamm weggeschwemmt wird.“ Das hätte einen wochenlangen Ausfall der Zugverbindung bedeutet. Wie berichtet, war die Amper-zugewandte Seite der Bahnlinie mit Hilfe von Folien und Sandsäcken abgedichtet worden.
Auch der Amperüberleitungskanal habe enormen Einsatz erfordert, blickte der Ortschef zurück. „Wenn uns der Kanal geflutet worden wäre, hätten wir die ganze Bonau mit einer katastrophalen Wassermenge versorgt.“ Schwere Pumpen hätten jedoch Schlimmes verhindert, so der Bürgermeister. „In der Minute sind da 81 Kubikmeter Wasser aus dem Kanal in die Isar beziehungsweise in den Mühlbach gepumpt worden. Somit konnten wir auch den Grundwasserstand in der Bonau relativ gut halten.“
Soweit er wisse, habe es keine Personenschäden gegeben – „weder bei den Einsatzkräften, noch in der Bevölkerung“. Stark betroffen sei jedoch der Bereich westlich der Westumfahrung gewesen, „vor allen Dingen auch der Lange Weg“. Dann äußerte sich Dollinger noch zum vom Landratsamt am Montagvormittag, 3. Juni, vermeldeten Dammbruch auf Höhe des Pillhofener Wehrs nahe der Wittibsmühle (Gemeinde Wang).
„Meines Wissens hat‘s keinen Dammbruch gegeben.“ Er sei am darauffolgenden Donnerstag mit Moosburgs Bauhofleiter Martin Holzner den Damm abgegangen, sagte der Rathauschef. „Was auf alle Fälle war: dass der Damm an vielen Stellen massiv überschwemmt war. Mindestens ein Drittel war für dieses Hochwasser viel zu niedrig. Da ist das Wasser teilweise 20 Zentimeter hoch drüber.“
Dies hätte man seiner Einschätzung nach auch nicht mit Sandsäcken verhindern können, „weil wir nicht den Damm von der Eisernen Brücke bis zum Schrott-Huber in der Weise verstärken können“. Dollingers Fazit: „Die Entscheidungen, die das Kreisbrandkommando in Verbindung mit Katastrophenschutz et cetera getroffen hat, waren wirklich richtig und zielführend.“
Dann hatte er noch eine Anekdote parat: „Eine Bürgerin, die 1940 am Langen Weg geboren wurde, hat uns mitgeteilt, dass auch 1940 bereits ihr Haus voll überschwemmt war. Also ist nicht alles eine Folge des Klimawandels. Sie ist dann zwei Tage später auf die Welt gekommen und die Hebamme mit einem Holztrog runtergefahren worden.“
Die Stadt werde als Konsequenz der jüngsten Ereignisse nun versuchen, dafür zu sorgen, dass der Damm weiter stabilisiert oder vielleicht auch erhöht werde. „Mindestens genauso wichtig ist es, dass das Wasserwirtschaftsamt in Verbindung mit der Eisenbahn eine Sicherung des Bahndamms vornimmt, weil es kann nicht sein, dass wir bei jedem Hochwasser mit Folien und Sandsäcken dafür sorgen, dass der nicht weggeschwemmt wird.“
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CSU-Rat Erwin Weber regte in der Sitzung an, die betroffene und interessierte Bevölkerung zu einer außerordentlichen Bürgerversammlung einzuladen, um gemeinsam mit Stellen wie dem Wasserwirtschaftsamt mögliche Konsequenzen, Vorsichts- und Schutzmaßnahmen zu besprechen. „Und darüber zu reden, was Ämter planen und einzelne Bürger machen können. Die Situation beschäftigt die Leute.“
Man müsse jetzt das Gespräch suchen, inwieweit Handlungsbedarf bei den Behörden gesehen werde. Dollinger sagte zu, „das Ganze im Kreise der Hilfsorganisationen und Fachstellen zu diskutieren“. Ob das in Form einer Bürgerversammlung geschehen werde, „kann ich jetzt noch nicht sagen“.
Für Dollinger sei es auf alle Fälle sinnvoll, „wenn sich die einzelnen Bürger und Betroffenen zeitnah ihre eigene Situation noch einmal vor Augen halten und Selbstschutz betreiben. Das heißt für mich, dass ich zum Beispiel Blechplatten mit einer Gummidichtung herrichte und schon Schrauben in der Hauswand drin habe, womit ich dann innerhalb von einer Viertelstunde mein Haus abgedichtet hab.“
Man müsse den Bürgern vielleicht auch wieder solche praktischen Tipps geben. Dollinger: „Ich erinnere mich an einen Vortrag Ende der Neunziger im Kolpingheim. Da hat‘s geheißen ,Besorgt‘s euch einen Gummiball der die Größe hat, dass er schön den Siphon der Toilette verschließt. Den drückt ihr rein und schaut, dass ihr ihn beschwert, dass es ihn nicht raushauen kann.‘ Mit solchen wenigen Mitteln kann man sich im Erdgeschoß oder Keller gegen Rückstau vom Kanal behelfen.“
Vielleicht bekomme man einen Fachmann her, der solche Dinge erkläre. „Aber die Leute müssen schon auch selbst etwas machen.“