Die 3klang GmbH hat ein neues Betreuungsangebot auf die Beine gestellt. Die Elterninitiative Freising lobt diesen Einsatz, nimmt aber weiterhin die Stadt in die Pflicht.
Freising – Der Mangel an Kinderbetreuungsplätzen in Freising ist gewaltig: 530 Mädchen und Buben stehen auf der Warteliste. Um die Not der Familien zumindest etwas zu lindern, bietet nun die 3klang GmbH in Kooperation mit dem Verein „Musik für Kinder“ eine neue Form der Betreuung an: zwei musikalische Spielgruppen namens „MusiBären“ und die „MusiTiger“. Buchbar sind sie für das kommende Kindergartenjahr für zwei oder vier Vormittage in der Woche von 8.30 bis 13.30 Uhr.
Der Schwerpunkt liegt laut 3klang-Geschäftsführer Gottfried Herrmann auf Musikpädagogik. Er umfasst „das Singen von Kinderliedern aus der ganzen Welt, das Hören und Genießen von klassischer Musik im Kinderalltag, das Kennenlernen von Orff-Instrumenten, selber Musizieren, viel Bewegung und den Besuch von Profi-Musikern, die ihre Instrumente vorstellen“. Dazu kommen die Bereiche „Raus in die Natur“ und „Mit Freude spielen“. Herrmann sagt: „Wir wollen dieses Angebot als unseren Beitrag im Rahmen der Kita-Krise in Freising verstanden wissen und hoffen, dass wir damit den einen oder anderen Elternteil zeitlich entlasten können.“
Annalisa Fischer, eine der Gründerinnen der Elterninitiative, die sich seit Monaten für mehr Kitaplätze in der Domstadt stark macht, sieht das neue Betreuungsangebot per se positiv. „Wir freuen uns über jeden Menschen in Freising, der Initiative zeigt und sich dafür einsetzt, das Betreuungsproblem zu lösen.“ Jedoch sei es schade, dass das Engagement nicht von der Stadt selbst komme, die eindeutig in der Verantwortung sei. „Im Großen und Ganzen ist das Engagement, das jetzt von Privatpersonen und Vereinen kommt, begrüßenswert,“ sagt Fischer. Sie betont aber auch: „Man muss auch ganz klar sagen: Das ist absolut kein Ersatz für das verlässliche Angebot eines Kindergartens.“
Um das deutlich zu machen, nennt sie mehrere Punkte. Laut 3klang liegt die Leitung der Spielgruppen bei zwei examinierten Musikpädagoginnen, die selbst Kinder haben. „Nichtsdestotrotz sind das keine Erzieherinnen. Sie sind also nicht befähigt, das frühkindliche Bildungsangebot so zu gewährleisten, wie es der Rechtsanspruch vorsieht“, erklärt Fischer.
Das ist absolut kein Ersatz für das verlässliche Angebot eines Kindergartens.
Außerdem dürfe man nicht vergessen, dass die 3klang GmbH die Spielgruppen natürlich nicht aus Altruismus anbiete, sondern auch wirtschaftliche Interessen eine Rolle spielten. Laut 3klang kostet die Spielgruppe, wer sie zwei Mal in der Woche in Anspruch nimmt, monatlich 197 Euro plus Versicherungspauschale. „Das ist gar nicht so günstig, wenn man bedenkt, dass es in den Ferien keine Betreuung gibt und sich für Eltern darauf kein Arbeitsverhältnis aufbauen lässt“, sagt Fischer. Selbst wenn man die Spielgruppe für vier Vormittage buche, seien die Betreuungszeiten schlicht zu kurz. Vor allem für Eltern, die zwingend auf Betreuung angewiesen sind, weil sie arbeiten müssen, stünden Kosten und Nutzen in keinem Verhältnis. „Und den Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz gibt es ja, weil Kinder aus allen Einkommensschichten die gleichen Chancen haben sollen“, sagt Fischer. Das Resümee der Elterninitiative: ein schönes Angebot, aber nicht die Lösung für das Problem.