Russlands Wirtschaftstricks füllen die Kriegskasse: Neue geheime Waffe gegen Deutschland
Russlands Wirtschaft könnte durch Düngerverkäufe Deutschland unter Druck setzen. Experten warnen vor einer gefährlichen Abhängigkeit. Kann die EU gegensteuern?
Moskau – Russlands kreative und unvorhersehbare Strategien, den Westen zu überlisten und die eigene Wirtschaft zu stärken, nehmen zu. Kreml-Chef Wladimir Putin konzentriert sich zunehmend auf die Schwächen und Abhängigkeiten der Europäischen Union. Experten betonen, dass die EU eine bedeutende russische Einnahmequelle stärker ins Auge fassen sollte. Deutsche Unternehmen äußern Bedenken hinsichtlich zukünftiger Abhängigkeitsszenarien.
Putins Kriegskasse profitiert von Düngemitteln – Russlands Wirtschaft nutzt Tricks
In den letzten Monaten hat Putin seine Kriegskasse vor allem durch Einnahmen aus dem Öl- und Gasgeschäft gefüllt. Obwohl die Einnahmen aus diesen Quellen im Vergleich zum Beginn des Ukraine-Konflikts gesunken sind, bleiben sie für Russlands Wirtschaft von Bedeutung. Der weltweit gesunkene Ölpreis, der durch Donald Trumps Zollpolitik beeinflusst wurde, stellt jedoch eine Herausforderung dar.
Eine weitere Einnahmequelle, die Putin zugutekommt, ist der Dünger. Im Jahr 2024 stiegen die russischen Düngemittelexporte in die EU laut Reuters um über 33 Prozent auf 6,2 Millionen Tonnen im Wert von mehr als 2,2 Milliarden Euro. Dieser von Sanktionen ausgenommene Handel brachte dem russischen Staat schätzungsweise 550 Millionen Euro an Steuereinnahmen ein.
Untersuchungen zeigen zudem, dass russische Düngerhersteller stärker in die Kriegsproduktion involviert sind, als bisher bekannt. So lieferte der russische Düngerproduzent EuroChem laut Reuters 38.000 Tonnen Salpetersäure an russische Munitionsfabriken zur Herstellung von Artilleriemunition.
Dünger als Putins Einnahmequelle – ein blinder Fleck der EU?
Nach dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs gerieten die globalen Energiemärkte ins Wanken. Der Erdgaspreis, ein zentraler Rohstoff für die Düngemittelproduktion, erreichte nach Beginn des Konflikts ein Rekordhoch, was dazu führte, dass zeitweise etwa 70 Prozent der Ammoniakproduktionskapazitäten in Europa stillgelegt wurden.
Russische Produzenten nutzten diese Versorgungslücke geschickt, um ihre Verkäufe auf die anfälligsten Märkte auszuweiten. Russland konnte seine Gasüberschüsse nutzen, um einen Teil der Einnahmen aus Gasexporten durch den Verkauf von Düngemitteln zu ersetzen.
Abhängigkeit von Russlands Wirtschaft – westliche Düngerhersteller unter Druck
Putins Düngemittelstrategie könnte den EU-Bemühungen, die Abhängigkeit von russischen Rohstoffen zu verringern, schaden. Zwischen den landwirtschaftlichen Saisons 20/21 und 23/24 stiegen die Importe aus Russland laut Fertilizers Europe um 117 Prozent und erreichten im Jahr 23/24 1,78 Millionen Tonnen. Russland ist mittlerweile der führende Düngerlieferant für die EU und hat seit Beginn des Ukraine-Krieges etwa 6,2 Millionen Tonnen in den Euroraum eingeführt, so die EU-Kommission.
Die europäische Düngemittelindustrie steht weiterhin vor Herausforderungen. Heimische Produzenten kämpfen mit höheren Arbeitskosten, strengeren Umweltauflagen und einer schwächeren politischen Unterstützung. Einige europäische Hersteller argumentieren laut Reuters, dass eine Reaktion möglicherweise zu spät käme, da Russland bereits fast ein Drittel des EU-Düngemittelimportmarktes erobert habe; 2022 waren es nur 17 Prozent.
Dünger zu Dumpingpreisen? Russlands Wirtschaft trickst – EU plant härtere Maßnahmen gegen Putin
Auch deutsche Landwirte sind besorgt, insbesondere wegen der gestiegenen Produktionskosten für Kunstdünger. Erdgas, ein wesentlicher Rohstoff für die Herstellung von Stickstoffdünger, könnte in Zukunft noch teurer werden.
Die größte Sorge der Landwirte ist, dass russische Unternehmen den europäischen Markt mit Dünger zu Dumpingpreisen überschwemmen und deutsche Hersteller in den Ruin treiben könnten. Da Erdgas in Russland für Mineraldüngerproduzenten scheinbar fast nichts kostet, könnten sie mit Dumpingpreisen die deutschen Hersteller leicht in den Ruin treiben, so die Befürchtung des größten deutschen Düngerherstellers SKW-Piesteritz. Sollte sich diese Entwicklung fortsetzen, warnen deutsche Düngerhersteller, dass die Ammoniakproduktion in Europa eingeschränkt werden könnte und Deutschland von russischem Dünger abhängig wird.
Die EU hatte bereits im Januar 2025 angekündigt, Zölle auf eine Reihe landwirtschaftlicher Produkte sowie auf bestimmte stickstoffhaltige Düngemittel zu erhöhen, um die russische Wirtschaft zu schwächen. Der Transit dieser Produkte durch die EU in Drittstaaten soll jedoch nicht betroffen sein, um die „weltweite Ernährungssicherheit zu wahren“, hieß es in einer Mitteilung.