Eskalation im Libanon - 9 Tote und 2750 Verletzte nach Pager-Explosionen - Hisbollah droht Israel mit Vergeltung

Vier israelische Soldaten bei Explosion in Rafah getötet

08.14 Uhr: Vier israelische Soldaten, darunter eine Sanitäterin, sind bei einer Explosion in einem Gebäude in Rafah im Süden des Gazastreifens getötet worden. Die israelische Armee bestätigte ihren Tod bei Kämpfen im südlichen Gazastreifen. Fünf weitere Soldaten seien verletzt worden, davon drei schwer. Die Verletzten seien in ein Krankenhaus transportiert worden. 

Die israelische Nachrichtenseite ynet berichtete, es habe sich eine Explosion ereignet, während die Soldaten ein Gebäude in Rafah nach Waffen und Munition durchsuchten. 

Die 20-jährige Sanitäterin sei die erste Soldatin, die während der Bodenoffensive im Gazastreifen getötet worden sei, berichtete ynet. 

Taiwanischer Hersteller bestreitet Verbindung zu Funkgeräten

07.22 Uhr: Nach der zeitgleichen Explosion Hunderter Funkempfänger im Libanon hat die in Taiwan ansässige Marke jener sogenannten Pager eine Verbindung zu dem Vorfall von sich gewiesen. Wie der Vorstand von Gold Apollo, Hsu Ching-Kuang, in Neu-Taipeh sagte, trugen die Geräte lediglich das Logo der Firma und wurden nicht seinem Unternehmen in Taiwan gefertigt. 

Auf telefonische Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur erklärte Gold Apollo, dass eine in Ungarn ansässige Firma die Funkgeräte entworfen und gefertigt habe. „Gemäß einer Vereinbarung ermächtigen wir BAC unser Markenzeichen für den Verkauf von Produkten in bestimmten Regionen zu nutzen, aber Design und Herstellung werden vollständig von BAC übernommen“, teilte Gold Apollo außerdem mit. Auch das in Medienberichten genannte Modell AR-924 werde von BAC produziert und verkauft.

Blinken zu Gesprächen über Waffenruhe im Gazastreifen in Kairo eingetroffen

07.19 Uhr: US-Außenminister Antony Blinken ist zu Gesprächen über eine Waffenruhe im Gazastreifen in Ägypten eingetroffen. Sein Flugzeug landete am Mittwochmorgen in der Hauptstadt Kairo, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtet. Es wird erwartet, dass Blinken sich mit Ägyptens Staatschef Abdel Fattah al-Sisi treffen wird. Zudem ist eine Pressekonferenz mit dem ägyptischen Außenminister Badr Abdelatty geplant. 

Es ist Blinkens zehnte Nahost-Reise seit Beginn des Gaza-Krieges im Oktober. Nach Israel wird er diesmal nicht reisen.

Die USA, Ägypten und Katar bemühen sich seit Monaten als Vermittler in den indirekten Verhandlungen zwischen Israel und der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas, ein Abkommen über eine Waffenruhe und die Freilassung der verbliebenen Geiseln im Gazastreifen zu erreichen. Grundlage der Gespräche ist ein Ende Mai von US-Präsident Joe Biden vorgestellter mehrstufiger Plan. Bislang sind die Verhandlungen jedoch ergebnislos geblieben.

Hisbollah schwört Vergeltung nach Explosionen im Libanon

06.20 Uhr: Die mutmaßlich koordinierten Explosionen tragbarer Funkempfänger im Libanon mit Tausenden Verletzten und mehreren Toten schüren die Sorgen vor einem größeren Krieg zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah-Miliz. Israels Armee und Geheimdienste bekannten sich zwar nicht zu den Explosionen, wurden von der Hisbollah und ihrem wichtigsten Unterstützer Iran aber umgehend als Drahtzieher beschuldigt. Israels Armee deutete an, sich auf eine Vergeltung vorzubereiten. Generalstabschef Herzi Halevi habe am Abend eine Lagebesprechung abgehalten, die sich auf die „Bereitschaft in allen Bereichen, sowohl in der Offensive als auch in der Defensive„ konzentriert habe, hieß es.

Durch die zeitgleiche Explosion Hunderter sogenannter Pager waren am Dienstag rund 2.750 Menschen im Libanon verletzt worden, neun Menschen starben. Unter den Verletzten sollen viele Hisbollah-Kämpfer sein, darunter Mitglieder der Elitetruppe Radwan. Die proiranische Schiitenmiliz machte Israel verantwortlich und kündigte Vergeltung an. Der mit der Hisbollah verbündete libanesische Parlamentsvorsitzende Nabih Berri sprach von einem „Massaker und Kriegsverbrechen Israels“. In Gedenken an die Opfer der Vorfälle und aus Protest sollen Schulen und Universitäten im Libanon heute geschlossen bleiben.

Sprengstoff-Lieferung kam aus Taiwan

03.21 Uhr: Israel hat einem Bericht zufolge vor den massenhaften Explosionen von Pagern im Libanon eine Lieferung der Geräte an die pro-iranische Hisbollah abgefangen und diese mit Sprengstoff präpariert. Die libanesische Miliz habe die Pager in Taiwan bestellt, berichtete die „New York Times“ unter Berufung auf mehrere US-Vertreter und Informanten aus anderen Ländern. Dem israelischen Geheimdienst sei es gelungen, die Lieferung abzufangen und in den Pagern einige Gramm Sprengstoff zu platzieren. 

Eine der Hisbollah nahestehende Quelle sagte der Nachrichtenagentur AFP, dass „die explodierten Pager eine kürzlich von der Hisbollah importierte Lieferung von 1000 Geräten betreffen“, die offenbar „an der Quelle sabotiert“ worden seien. Laut dem Bericht der „New York Times“ hatte die Hisbollah etwa 3000 Pager des Herstellers Gold Apollo bestellt. Israel hat sich bislang nicht zu den Explosionen geäußert.

Funkgeräte waren angeblich mit Sprengstoff bestückt

02.32 Uhr: Die explodierten Funkempfänger waren Medienberichten zufolge vermutlich von israelischen Agenten mit Sprengstoff präpariert worden. Viele hätten aus einer Lieferung gestammt, die die Hisbollah in den vergangenen Tagen erhalten habe, meldete das „Wall Street Journal„ unter Berufung auf informierte Kreise. Israelische Agenten hätten die in Taiwan hergestellten Geräte vor der Ankunft im Libanon abgefangen und mit jeweils etwa 25 bis 50 Gramm Sprengstoff bestückt, berichtete die „New York Times“ unter Berufung auf amerikanische und andere Behördenvertreter, die über die Operation informiert worden seien.

Nach Informationen des US-Nachrichtenportals “Axios“ legten die Explosionen auch einen wesentlichen Teil des militärischen Kommando- und Kontrollsystems der Hisbollah lahm. Der von Israel ausgeführte Angriff habe darauf abgezielt, die mächtige Miliz zu verunsichern und in ihren Reihen das Gefühl zu erwecken, sie sei vollständig von israelischen Geheimdiensten durchdrungen, zitierte “Axios“ eine nicht näher beschriebene Quelle. Die USA, Israels wichtigster Verbündeter, waren laut einem Sprecher des US-Außenministeriums nicht beteiligt und wussten demnach auch nicht im Voraus von einer solchen Aktion.

WHO: Hilfskonvoi im Gazastreifen von israelischen Panzern beschossen

02.07 Uhr: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat der israelischen Armee den Beschuss eines Hilfskonvois im Gazastreifen vorgeworfen. Der von der WHO angeführte Konvoi sei am Samstag auf dem Rückweg von einer Mission im nördlichen Gazastreifen gewesen und habe die Freigabe zum Passieren eines Kontrollpunkts erhalten, schrieb WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Dienstag im Onlinedienst X. Zwei Panzer hätten dann aber Schüsse in Richtung des Konvois abgegeben. „Das ist inakzeptabel“, erklärte Tedros. „Glücklicherweise wurde niemand verletzt.“

Lufthansa und Air France setzen Flüge nach Tel Aviv aus

00.43 Uhr: Nach hunderten gleichzeitigen Pager-Explosionen im Libanon haben die Lufthansa und Air France ihre Flüge nach Israel ausgesetzt. „Angesichts der kurzfristigen Veränderung der Sicherheitslage“ hätten die Fluggesellschaften der Lufthansa Group „mit sofortiger Wirkung“ entschieden, alle Flüge von und nach Tel Aviv auszusetzen, teilte das Unternehmen am Dienstagabend in Frankfurt am Main mit. Auch die iranische Hauptstadt Teheran werde ab sofort nicht mehr angeflogen. In beiden Fällen gelte dies zunächst bis einschließlich Donnerstag

Air France kündigte an, im gleichen Zeitraum die Flüge nach Tel Aviv sowie in die libanesische Hauptstadt Beirut auszusetzen. Zur Begründung führte die französische Fluggesellschaft ebenfalls die Sicherheitslage vor Ort an. 

Die Lufthanse erklärte, bis einschließlich Donnerstag würden auch der israelische und der iranische Luftraum von allen Fluggesellschaften der Lufthansa Group umflogen. Von den Flugstreichungen betroffene Fluggäste könnten kostenfrei auf ein späteres Reisedatum umbuchen oder sich den Ticketpreis vollständig erstatten lassen, hieß es in der Mitteilung weiter. 

Im Süden von Beirut herrscht nach Pager-Explosionen Chaos

Mittwoch, 18. September, 00.03 Uhr: Am südlichen Rand von Beirut, einer Hochburg der pro-iranischen Hisbollah-Miliz, werden auf dem Parkplatz eines Krankenhauses Verletzte behandelt, die auf blutverschmierten Tragen liegen. Menschen kommen angelaufen, um Blut für die vielen Verletzten zu spenden. Durch die gleichzeitige Explosion zahlreicher Pager, die von Hisbollah-Mitgliedern genutzt wurden, sind im Libanon nach vorläufigen Angaben der Regierung neun Menschen getötet und etwa 2800 weitere verletzt worden.

„In meinem Leben habe ich so etwas noch nicht gesehen“, sagt Anwohner Mussa, der nur seinen Vornamen nennen will, über die chaotische Situation. „Meine Frau und ich sind zum Arzt gegangen und da explodiert das plötzlich“, schildert er. Vor ihm hätten Menschen auf dem Boden gelegen.

Auf dem Krankenhausparkplatz werden auf dem Boden Matten für die vielen Verletzten ausgebreitet, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP schildert. Ein anderer AFP-Korrespondent berichtet von einem Verletzten, der Wunden im Gesicht, am Auge und an der Hand davongetragen hat. 

In Online-Netzwerken zirkulieren Bilder von blutverschmierten Menschen, von denen manche bei den Pager-Explosionen Finger verloren haben. Ein Augenzeuge schildert, er habe gesehen, wie ein Hisbollah-Mitglied, das er kenne, eine Nachricht auf seinem Pager bekommen habe, bevor das Gerät explodiert sei.

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