Hunderte im Libanon durch Pager-Explosionen verletzt – Hisbollah-Eskalation mit Israel droht

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Zeitgleich explodieren im Libanon Kommunikationsgeräte – auch der iranische Botschafter wird verletzt. Die Spannungen zwischen Israel und der Hisbollah kochen hoch.

Das Wichtigste in
diesem News-Ticker

  1. Spannungen zwischen Israel und Hisbollah – Grenzgefechte drohen in offenen Krieg zu eskalieren.
  2. News zum Nahost-Konflikt: Interaktive Karten zum Gaza-Krieg – Entwicklungen, aktuelle Lage und Konfliktherde im Israel-Gaza-Krieg

Beirut – Dutzende Menschen im Libanon sind bei Explosionen verletzt worden – offenbar ausgelöst durch explodierende Telekommunikationsgeräte, sogenannte Pager. Das erfuhr die Deutschen Presse-Agentur aus Kreisen eines Krankenhauses in einem südlichen Vorort der Hauptstadt Beirut. Aus Kreisen der Hisbollah hieß es am Samstag (17. September), dass zahlreiche Mitglieder der Schiiten-Miliz verletzt worden seien. Der genaue Hergang der Explosionen war zunächst noch unklar. 

Örtliche Medien berichteten, dass es in den südlichen Vororten Beiruts und im Südlibanon Explosionen gab. Ob es Tote gab, war zunächst nicht klar. Augenzeugen berichteten von Panik in den Straßen Beiruts. Zahlreiche Krankenwagen waren im Einsatz. Das libanesische Gesundheitsministerium rief alle Krankenhäuser zu höchster Alarmbereitschaft auf.

Explosionen im Libanon: Iranischer Botschafter verletzt

Auch der iranische Botschafter im Libanon sei verletzt worden. Das iranische Staatsfernsehen berichtete, Botschafter Modschtaba Amani habe dem Sender selbst mitgeteilt, dass es ihm trotz der Verletzung gut gehe und „keinerlei Gefahr“ für ihn bestehe.

Im Raum stand die Vermutung, ob Israel die Geräte als Angriff auf Hisbollah-Kämpfer womöglich gezielt zur Explosion gebracht haben könnte. Wie ein Korrespondent der AFP berichtete, gab es in der Bekaa-Ebene nordöstlich von Beirut ebenfalls Dutzende Verletzte durch Pager-Explosionen.

Spannungen zwischen Israel und Hisbollah

Seit Beginn des Israel-Gaza-Kriegs vor fast einem Jahr kommt es im Grenzgebiet fast täglich zu Konfrontationen zwischen der libanesischen Hisbollah und dem israelischen Militär. Auf beiden Seiten gab es infolge des Beschusses Tote – die meisten von ihnen waren Mitglieder der Hisbollah. Erst am Dienstag wurden nach israelischen Angaben bei einem Angriff auf einen Ort im Südlibanon drei Hisbollah-Kämpfer getötet. Die proiranische Schiitenmiliz handelt nach eigenen Angaben aus Solidarität mit der islamistischen Hamas im Gazastreifen.

Nach fast einem Jahr Dauergefechten mehren sich erneut die Zeichen, dass der Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah im Libanon zu einem offenen Krieg eskalieren könnte. Die Rückkehr der geflüchteten israelischen Bürger in ihre Wohnorte im Norden des Landes zählt nun – neben der Befreiung der Geiseln aus dem Gazastreifen und der Zerstörung der Hamas – zu Israels erklärten Kriegszielen. 

Israelischer Minister deutet „militärischen Einsatz“ gegen Hisbollah an

Der einzige Weg dahin sei „ein militärischer Einsatz“, sagte Israels Verteidigungsminister Joav Galant am Montag nach Angaben seines Büros bei einem Treffen mit US-Vermittler Amos Hochstein. Die Möglichkeit einer diplomatischen Lösung im Konflikt mit der Hisbollah rücke immer weiter in die Ferne, weil die Miliz ihr Schicksal mit der Hamas im Gazastreifen verbunden habe und sich weigere, den Konflikt zu beenden.

Der Generalkommissar des UN-Palästinenserhilfswerks (UNRWA), Philippe Lazzarini, sagte nach einem Treffen im Libanon mit dem Außenminister Bou Habib, die Situation sei „sehr besorgniserregend“. Er hoffe zwar auf das Beste, man müsse sich aber auf das Schlimmste vorbereiten. 

Rauch steigt nach einem israelischen Luftangriff über einem Dorf im Libanon auf.
16. September 2024: Rauch steigt nach einem israelischen Luftangriff über einem Dorf im Libanon auf. © Ali Hashisho/Imago

Hisbollah auf „jegliches Szenario“ vorbereitet

Seit Beginn des Kriegs im Gazastreifen zwischen Israel und der islamistischen Hamas vor fast einem Jahr kommt es im Grenzgebiet zwischen Israel und dem nördlichen Nachbarland Libanon nahezu täglich zu militärischen Konfrontationen zwischen der israelischen Armee und der Hisbollah. 

Insgesamt mussten seither rund 60.00 Israelis ihre Häuser und Wohnungen in vielen Dörfern sowie der Stadt Kiriat Schmona im Norden Israels verlassen. Viele Betroffene leben seit Monaten in vom Staat bezahlten Hotels im Land. In mehreren Ortschaften im israelischen Grenzgebiet wurden Dutzende Häuser sowie Infrastruktur beschädigt. Das Militär ist in der Gegend schon immer präsent. Seit Beginn der Gefechte mit der Hisbollah gibt es dort aber etwa auch Kontrollpunkte der Armee auf von Zivilisten genutzten Straßen. 

Auf beiden Seiten gab es Tote – die meisten von ihnen waren Mitglieder der Hisbollah. Erst am Dienstag wurden nach israelischen Angaben bei einem Angriff auf einen Ort im Südlibanon drei Hisbollah-Kämpfer getötet. 

Die proiranische Schiitenmiliz handelt nach eigenen Angaben aus Solidarität mit der islamistischen Hamas im Gazastreifen. Sie will ihre Angriffe erst einstellen, wenn die „Aggressionen gegen Gaza und das palästinensische Volk“ aufhören. Die Hisbollah sieht sich auf „jegliches Szenario“ vorbereitet, wie es aus informierten Kreisen hieß. Quellen aus der Organisation sagten der Deutschen Presse-Agentur: „Unsere Kämpfer stehen seit dem 8. Oktober bereit. Unsere Anführer haben bei sämtlichen Anlässen betont, dass wir den Libanon beschützen werden.“

News zum Nahost-Konflikt: Interaktive Karten zum Gaza-Krieg

Unsere interaktiven Karten zum Israel-Gaza-Krieg zeigen Orte des Konflikts und dessen Verlauf. (Redaktion mit Agenturmaterial)

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