Eskalation im Nahen Osten - Zweite Explosionswelle schockt den Libanon! Mindestens 20 Tote und 450 Verletzte
Die Hisbollah macht Israel für einen mutmaßlich koordinierten Angriff auf Hunderte Funkempfänger verantwortlich. Israels Verteidigungsminister kündigt Medien zufolge nun eine neue Phase des Kriegs an. Alle Entwicklungen im Newsticker.
Mutmaßlich explodierte Walkie-Talkies seit Jahren nicht mehr produziert
Donnerstag, 19. September, 07.14 Uhr: Die mutmaßlich im Libanon explodierten Funksprechgeräte werden nach Angaben des japanischen Herstellers seit zehn Jahren nicht mehr produziert. „Das IC-V82 ist ein Handfunkgerät, das von 2004 bis Oktober 2014 gebaut und exportiert wurde, unter anderem in den Nahen Osten“, erklärte das Unternehmen Icom am Donnerstag. „Die Produktion wurde vor etwa zehn Jahren eingestellt und von unserem Unternehmen nicht mehr ausgeliefert.“
„Die Produktion der Batterien, die zum Betrieb des Hauptgerätes notwendig sind, wurde auch eingestellt“, hieß es weiter. Icom wies zudem darauf hin, dass es keine Hologramm-Siegel oder ähnliche Schutzmaßnahmen gegen Produktfälschung an den Geräten angebracht habe. „Deshalb ist es nicht möglich festzustellen, ob die Produkte von unserer Firma ausgeliefert wurden“ oder ob es sich um illegal nachgebaute Walkie-Talkies handele.
Mindestens 20 Tote und 450 Verletzte
23.03 Uhr: Bei erneuten Explosionen zahlreicher elektronischer Geräte sind im Libanon nach Behördenangaben 20 Menschen getötet und mehr als 450 verletzt worden. Wie am Vortag soll es viele Mitglieder der proiranischen Hisbollah getroffen haben, hieß es aus libanesischen Sicherheitskreisen.
Israels Verteidigungsminister kündigt „neue Phase“ des Krieges an
18.12 Uhr: Nach den Explosionen im Libanon hat Israels Verteidigungsminister Joav Galant eine „neue Phase“ des Kriegs angekündigt. Fokus sei die Front im Norden, berichteten mehrere Medien unter Berufung auf Galants Büro. Dort liefern sich Israels Armee und die libanesische Hisbollah-Miliz seit Monaten Gefechte.
Kräfte und Ressourcen sollen in den Norden verlagert werden, zitierten israelische Medien Galant weiter. Er habe an das kürzlich festgelegte Kriegsziel Israels erinnert: die Rückkehr geflüchteter Bürger in das Grenzgebiet.
Seit Beginn des Gaza-Kriegs vor fast einem Jahr kommt es fast täglich zu Konfrontationen zwischen der Hisbollah und dem israelischen Militär. Zehntausende Menschen mussten auf beiden Seiten ihre Wohnorte verlassen. Die mit der Hamas verbündete Hisbollah will die Waffen erst bei Erreichen einer Feuerpause im Gazastreifen schweigen lassen.
Neue Explosionen im Libanon: 9 Tote und 300 Verletzte
18.00 Uhr: Die Zahl der Verletzten bei erneuten Explosionen elektronischer Geräte im Libanon ist nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums auf mehr als 300 angestiegen. Außerdem seien mindestens neun Menschen getötet worden.
Wieder Explosionen im Libanon! Jetzt sind es Funkgeräte der Hisbollah
16.26 Uhr: Nach dem mutmaßlich von Israel koordinierten Angriff im Libanon hat es in der Hauptstadt Beirut und anderen Orten im Land erneut Explosionen gegeben. Libanesische Sicherheitskreise bestätigten, dass Walkie-Talkies von Hisbollah-Mitgliedern explodierten. Auch aus Hisbollah-Kreisen hieß es, dass „drahtlose Geräte, wie Walkie-Talkies“ explodiert seien. Laut Staatsmedien wurden in der Stadt Sohmar im Osten des Landes am Mittwoch mindestens drei Menschen bei der Explosion von Kommunikationsgeräten getötet. Knapp 100 Menschen sollen verletzt sein, teilte das libanesische Gesundheitsministerium mit.

Augenzeugen im südlichen Vorort Beiruts berichteten: „Wir hören die gleichen Geräusche wie gestern.“ In der Hafenstadt Tyrus waren Explosionsgeräusche zu hören. Zahlreiche Krankenwagen seien im Einsatz, berichteten Menschen von vor Ort.
Wie die israelische „Jerusalem Post“ unter Berufung auf inoffizielle Berichte schreibt, sollen auch iPhones, Videokameras und andere Geräte explodiert sein. Nach Angaben des Reporters Barak Ravid vom US-Portal „Axios“ soll es sich erneut um mehrere Tausende Geräte handeln.
Weiteren Berichten zufolge ereigneten sich die Explosionen während einer Beerdigung von vier Hisbollah-Mitgliedern, die live im Internet gestreamt wurde. Dann wurde die Übertragung aber abrupt beendet.
Berichte: Hisbollah wollte Israels Ex-Verteidigungsminister töten
16.15 Uhr: Die libanesische Hisbollah-Miliz hat israelischen Medienberichten zufolge im September vergangenen Jahres versucht, den ehemaligen israelischen Verteidigungsminister Mosche Jaalon in Tel Aviv zu töten. Der israelische Inlandsgeheimdienst Schin Bet hatte zuvor einen Anschlagsversuch der Miliz in einem Park der israelischen Küstenmetropole bekanntgegeben, aber zunächst nicht gesagt, wem dieser galt.
Bei dem Anschlagsversuch wurde niemand verletzt. Israelischen Medien zufolge wurden acht Verdächtige in dem Fall festgenommen. Jaalon war von 2013 bis 2016 israelischer Verteidigungsminister. Er trat damals aufgrund von Meinungsverschiedenheiten mit Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zurück.
Nach Pager-Explosionen: Libanon bereitet sich auf Ernstfall vor
15.47 Uhr: Nach dem mutmaßlich von Israel koordinierten Angriff im Libanon mit rund 2.800 Verletzten und mindestens 12 Todesopfern bereitet sich die Regierung in Beirut auf „mögliche Szenarien“ eines israelischen Großangriffs vor. Der Leiter des Notfallausschusses der Regierung, Nasser Yassin, sagte laut libanesischer Nachrichtenagentur NNA: „Wir haben mögliche Szenarien für den Fall ausgedehnter israelischer Angriffe vorgestellt.“ An der Sitzung nahm auch der geschäftsführende Ministerpräsident Nadschib Mikati teil.

Yassin sagte, das Bildungsministerium habe eine Liste mit rund 100 Schulen vorgelegt, die als Notunterkünfte dienen könnten. Sie würden derzeit mit dem Nötigsten ausgestattet, um etwaigen Binnenflüchtlingen Unterschlupf zu bieten. Nahrungsmittelreserven reichten nach Regierungsangaben im Libanon derzeit für mehr als drei Monate. Zudem sei man unter anderem mit dem Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen in Kontakt, um die Bereitstellung von 50.000 Nahrungsmittelpaketen für vertriebene Familien sicherzustellen.
Vier israelische Soldaten bei Explosion in Rafah getötet
08.14 Uhr: Vier israelische Soldaten, darunter eine Sanitäterin, sind bei einer Explosion in einem Gebäude in Rafah im Süden des Gazastreifens getötet worden. Die israelische Armee bestätigte ihren Tod bei Kämpfen im südlichen Gazastreifen. Fünf weitere Soldaten seien verletzt worden, davon drei schwer. Die Verletzten seien in ein Krankenhaus transportiert worden.
Die israelische Nachrichtenseite ynet berichtete, es habe sich eine Explosion ereignet, während die Soldaten ein Gebäude in Rafah nach Waffen und Munition durchsuchten.
Die 20-jährige Sanitäterin sei die erste Soldatin, die während der Bodenoffensive im Gazastreifen getötet worden sei, berichtete ynet.
Taiwanischer Hersteller bestreitet Verbindung zu Funkgeräten
07.22 Uhr: Nach der zeitgleichen Explosion Hunderter Funkempfänger im Libanon hat die in Taiwan ansässige Marke jener sogenannten Pager eine Verbindung zu dem Vorfall von sich gewiesen. Wie der Vorstand von Gold Apollo, Hsu Ching-Kuang, in Neu-Taipeh sagte, trugen die Geräte lediglich das Logo der Firma und wurden nicht seinem Unternehmen in Taiwan gefertigt.
Auf telefonische Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur erklärte Gold Apollo, dass eine in Ungarn ansässige Firma die Funkgeräte entworfen und gefertigt habe. „Gemäß einer Vereinbarung ermächtigen wir BAC unser Markenzeichen für den Verkauf von Produkten in bestimmten Regionen zu nutzen, aber Design und Herstellung werden vollständig von BAC übernommen“, teilte Gold Apollo außerdem mit. Auch das in Medienberichten genannte Modell AR-924 werde von BAC produziert und verkauft.
Blinken zu Gesprächen über Waffenruhe im Gazastreifen in Kairo eingetroffen
07.19 Uhr: US-Außenminister Antony Blinken ist zu Gesprächen über eine Waffenruhe im Gazastreifen in Ägypten eingetroffen. Sein Flugzeug landete am Mittwochmorgen in der Hauptstadt Kairo, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtet. Es wird erwartet, dass Blinken sich mit Ägyptens Staatschef Abdel Fattah al-Sisi treffen wird. Zudem ist eine Pressekonferenz mit dem ägyptischen Außenminister Badr Abdelatty geplant.
Es ist Blinkens zehnte Nahost-Reise seit Beginn des Gaza-Krieges im Oktober. Nach Israel wird er diesmal nicht reisen.
Die USA, Ägypten und Katar bemühen sich seit Monaten als Vermittler in den indirekten Verhandlungen zwischen Israel und der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas, ein Abkommen über eine Waffenruhe und die Freilassung der verbliebenen Geiseln im Gazastreifen zu erreichen. Grundlage der Gespräche ist ein Ende Mai von US-Präsident Joe Biden vorgestellter mehrstufiger Plan. Bislang sind die Verhandlungen jedoch ergebnislos geblieben.
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