Nirgends so viele Hotelprojekte wie im Tegernseer Tal

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Zuhörer und Referenten: (v.v.l) Christian Boiger, Andreas von Maltzan, Anna in Bayern, Rottachs Bürgermeister Christian Köck, Udo Stefan Schlipf, Olaf von Löwis, Helene in Bayern und Korbinian Kohler. © Thomas Plettenberg

Beim Immobilienforum in Weissach haben sich Makler, Macher und Politiker ausgetauscht. Es gab deutliche Worte, aber auch die Erkenntnis: Nirgendwo in Deutschland sind so viele Hotels in Planung wie am Tegernsee.

Weissach – Nirgendwo sonst in Deutschland werden in einer einzelnen Region so viele neue Hotels geplant oder gebaut wie aktuell im Tegernseer Tal. Die hiesige Immobilienbranche verspricht sich dadurch neues zahlungskräftiges Klientel. Beim Immobilienforum in Weissach empfahl sie sich aber auch als Partner der Kommunen, etwa beim Bau von bezahlbarem Wohnraum. Die öffentliche Hand wiederum versprach, im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten „auch kreative Ideen zu haben“.

Rund 160 Besucher bei Premiere

Auch wenn möglicherweise das Kettenkarussell, der Ninja-Warrior-Parcours oder die Trampolins lockten, beim Immobilienforum in der Erlebniswelt Tegernsee Phantastisch konzentrierten sich die rund 160 Teilnehmer am Donnerstagabend ganz auf die bauliche Entwicklung der Region. Die Immobilienbranche sei zuletzt von Veränderungen erfasst worden, betonte Moderatorin Sonja Still eingangs. Und so diente diese erste Veranstaltung ihrer Art auch dazu, über sich selbst, die Rahmenbedingungen und die Zukunftsaussichten nachzudenken. Initiiert hatte das Immobilienforum der gleichnamige Zusammenschluss renommierter Maklerunternehmen im Tal.

„Wir schaffen’s ja nicht mal, ein Hallenbad zu bauen.“

Kritik und Selbstkritik wechselten sich ab an diesem Abend, stellenweise gab es Lob und vielfach auch deutliche Worte. Etwa, als Hausherr und Hotelier Korbinian Kohler das für die Tegernseer Tal Tourismus GmbH (TTT) bereitgestellte Budget als „absolut lächerlich“ bezeichnete und schockiert berichtete, wie wenig bekannt der Tegernsee außerhalb Deutschlands sei. Man stelle sich immer noch zu wenig die Frage, warum die Gäste hierher kommen sollten. Und was man ihnen außer schöner Natur bieten wolle. Kohler: „Wir schaffen’s ja nicht mal, ein Hallenbad zu bauen.“

Hotelberaterin mahnt Neubau von Westerhof an

Bewundernswert sei immerhin, merkte die Beraterin Stephanie Zarges-Vogel in einer Gesprächsrunde zum Thema Tourismus an, dass die Planung von Hotelprojekten in der Region trotz der Krise in der Branche vorangetrieben würde. Doch sie mahnte auch deren Umsetzung an. „Wir würden uns wünschen, dass beim Westerhof bald etwas passiert“, sagte sie. „Das Projekt könnte Leuchtturmcharakter haben für die deutsche Ferienhotellerie.“

Makler hoffen auf zahlungskräftiges Klientel

Vom Hotelboom möchten auch die Makler profitieren. „Mit neuen Luxushotels werden wir kaufkräftiges Klientel bekommen“, gab Mitorganisator Rainer Leidecker unumwunden zu. Gleichzeitig könne seine Branche dazu beitragen, bezahlbaren Wohnraum – etwa fürs Hotelpersonal – zu schaffen. Hierzu sei es aber nötig, dass Grundstückseigentümer Erbbaurecht auch mal nur für 20 Jahre vergeben. „Wir werden mit dieser Idee auf die Gemeinden zugehen“, kündigte er an.

Landrat verspricht Tempo und besseren Service

Landrat Olaf von Löwis (CSU) hörte es sicher gerne. Kreis und Kommunen trieben im Rahmen ihrer Möglichkeiten Projekte voran, aber Land und Bund lägen bei bezahlbarem Wohnraum hinter den Erwartungen zurück. „Wir brauchen aber auch die Offenheit der Immobilienbesitzer“, sagte er. Für seine Behörde versprach er, bei Genehmigungen schneller und beim Service besser zu werden. Kreisbaumeister Christian Boiger, der über neue Formen des Bauens referierte, untermauerte das: „Wir können die Vorgaben nicht ändern, aber wir können versuchen, als Planer miteinander gute Ansätze zu entwickeln.“

Herzogliches Haus hält an Projekten fest

Während Andreas von Maltzan aus Unternehmersicht die Planungsunsicherheit in Deutschland als bedrohlich bezeichnete und Anreize für Bauherren forderte, etwa Sonderabschreibungsmöglichkeiten für Immobilien, fand seine Frau, Herzogin Anna in Bayern, zumindest für die Lokalpolitik lobende Worte. Nicht zuletzt die gute und verlässliche Zusammenarbeit mit der Stadt Tegernsee lasse das Herzogliche Haus an seinen Immobilienprojekten wie dem Guggemos festhalten – auch wenn es renditestärkere Investments gebe. „Uns ging es aber nie um Gewinnmaximierung“, betonte sie.

Regionalbanken „Hort der Stabilität“

Bereits eingangs hatte Vorstandsmitglied Udo Stefan Schlipf von der Kreissparkasse in seinem Vortrag über die Entstehung von Finanzkrisen die Rolle der Regionalbanken beleuchtet. „Sie waren nicht der Verursacher, sondern sie sind ein Hort der Stabilität“, betonte er. Deren Bedeutung für den Mittelstand untermauerte auch Hotelberater Burkhard von Freyberg später beim Podiumsgespräch. Ehrgeizige Projekte wie die von Hotelier Kohler seien auch deshalb entstanden, weil es „eine Bank gibt, die sich hier engagiert und ermöglicht“.

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