„Das war zu viel“ - Der Gabentisch in Peißenberg musste auf den großen Andrang reagieren
Die Zahl derer, die sich beim „Peißenberger Gabentisch“ mit Lebensmitteln versorgen, wächst stetig. Auch deswegen sind weitere Helfer gefragt, wie ein Besuch im Pfarrheim St. Barbara verdeutlicht.
Peißenberg – Erst am Nachmittag öffnen sich die Türen des „Peißenberger Gabentischs“ im Pfarrheim St. Barbara in Wörth, doch schon um 10.45 Uhr herrscht dort geschäftiges Treiben. „Wir nehmen die Klappbaren mit“, sagt Franz Hoferer und legt einen Stapel mit zusammengeklappten Plastikkisten in den Kofferraum des kleinen Kombis.
Mit diesem Auto klappern Eva Kliegel und er gerade die Supermärkte, Bäckereien, Metzgereien und Lebensmittelgeschäfte in der Marktgemeinde ab und sammeln die Lebensmittel ein, die für den Gabentisch gespendet wurden. „Wir waren gerade beim ,Feneberg’ und beim ,Lidl’, jetzt fahren wir zum ,Aldi’“, sagt Franz Hoferer.
Die Fahrer klappern die Lebensmittelgeschäfte ab
Seit gut einer Stunde sind die beiden unterwegs. Mit ihnen fahren noch weitere Helfer durch Peißenberg, um Lebensmittel abzuholen, die von den Geschäften aussortiert oder gespendet werden. Zum großen Teil werden Waren gespendet, die das Haltbarkeitsdatum überschritten haben oder nicht mehr so schön ausschauen oder aus einem anderen Grund nicht mehr verkauft werden können.

Manche Lebensmittelhändler spenden regelmäßig einen Teil ihrer Waren. Grundnahrungsmittel wie Mehl und Zucker müssen in der Regel zugekauft werden, wie der Leiter des Gabentischs, Rudolf Fischer, sagt. Es gibt rund 170 Karteninhaber. Die Karten können sich bedürftige Menschen ausstellen lassen. Oft werden über eine Karte ganze Familien versorgt. Seit Beginn des Ukraine-Krieges habe sich die Zahl derer, die auf das Hilfsangebot angewiesen seien, erheblich erhöht, sagt Rudolf Fischer: „Das war zu viel.“ Der Kundenkreis sei so groß geworden, dass jede Woche für mehrere hundert Euro dazugekauft werden musste. Allein organisatorisch habe das den Rahmen des Gabentischs gesprengt.
Es mussten Lebensmittel für mehrere hundert Euro zugekauft werden
Deswegen sei dazu übergegangen worden, die Kunden in drei Gruppen einzuteilen. Jeweils zwei Gruppen kommen dann an jedem Mittwoch ins Pfarrheim, um beim Gabentisch einzukaufen. Es gibt eine frühere und eine spätere Gruppe. Vor allem Flüchtlinge aus der Ukraine besuchen laut Fischer den Gabentisch. Bei all den Herausforderungen gebe es viel Unterstützung in Peißenberg: „Die Spendenbereitschaft ist groß“, sagt der Leiter.
Gerade kommt eine weitere Lebensmittellieferung an: Franz Fischer und Michael Deromedis haben den Kofferraum und die Hinterbank vollgeladen. Sie waren bei „Rewe“ und „Ihle“. Franz Fischer ist schon ein paar Jahre dabei. Seine Frau habe damals zu ihm gesagt, er könne doch mithelfen. „Und dann bin ich hängen geblieben“, sagt er. Michael Deromedis ist Rentner und auch schon eine Weile Helfer beim Gabentisch: „Helfen ist ja was Schönes“, sagt er. Es sei ein gutes Gefühl, etwas für andere zu tun und er habe ja Zeit. Dann schnappt er sich eine Kiste aus dem Kofferraum und trägt sie ins Innere des Pfarrheims.
Im Pfarrsaal laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren
Dort sind die Vorbereitungen für den Verkaufstag schon in vollem Gange. Teamleiterin Margarete Ladner ist seit etwa zwölf Jahren dabei. „Ich mache das aus Spaß“, sagt sie über ihre ehrenamtliche Arbeit beim Gabentisch: „Wir haben ein nettes Miteinander hier und setzen uns wirklich ein.“ Eine Frau backe jedes Jahr 80 Päckchen mit Weihnachtsplatzerln für die Kunden, eine Frau im Team sei berufstätig und nehme mittwochs frei, um beim Gabentisch mitzuhelfen. Andrea Hubl ist Peißenbergerin und arbeitet in der Mittagsbetreuung der Weilheimer Ammerschule. „Das ist doch ganz normal“, sagt sie über ihr Engagement: „Wofür hat man Überstunden?“ Ihre Mitarbeit sei allerdings nur möglich, weil ihre Chefin sie darin unterstütze. Es sei ihr wichtig, beim Gabentisch mitzumachen – unter anderem, weil auf diese Weise Lebensmittel, die noch gut sind, vor dem Wegwerfen gerettet würden.
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Die meisten Helfer und Helferinnen sind schon im Ruhestand. Mit 85 Jahren ist Traudl Eiglmaier die älteste im Team. Sie ist gelernte Fleischfachverkäuferin und hat 46 Jahre lang in ihrem Beruf gearbeitet. „Hier geht das weiter“, sagt sie, denn auch beim Gabentisch betreut sie den Tisch mit Fleischwaren, Wurst und Käse. Seit die Peißenberger Version der Tafel im Jahr 2006 eröffnet wurde, ist sie dabei. Es ist eine Herzensangelegenheit für sie, dass Fleisch, Wurst und Käse professionell behandelt und ansprechend angeboten werden. „Unsere Kunden sollen schöne Sachen kriegen, das gehört einfach dazu“, sagt Traudl Eiglmaier. „Sie ist unsere große Stütze, was diesen Bereich angeht“, sagt die Teamleiterin.
Während vor ein paar Jahren vor allem Fahrer gesucht wurden, könnte der Gabentisch inzwischen gut ein paar Helfer und Helferinnen mehr vertragen, die die Waren aufbauen und ausgeben. Wenn alles glatt geht und alle gesund sind, kommen die einzelnen Gabentisch-Teams gut über die Runden, aber wenn einige krank oder verhindert sind, wird es manchmal eng, wie Rudolf Fischer berichtet. „Ein bissl eine Reserve zu haben, wäre schon gut“, meint auch Margarete Ladner. Inzwischen ist es fast 12 Uhr und bald werden die ersten Kunden am Pfarrheim eintreffen. Gegen 15.30 ist dann alles wieder aufgeräumt – bis am nächsten Mittwoch wieder Gabentisch-Tag ist.