Teeröl auf Bahnschwellen: Gefahr für Wasser und Umwelt
Mit Steinkohleteeröl imprägnierte Bahnschwellen hat ein Unterhausener bei einem Spaziergang im Schwattachfilz entdeckt. Er war besorgt, dass von ihnen eine Gefahr für Wasser und Umwelt ausgeht – zurecht, wie sich nun herausgestellt hat.
Weilheim – Stefan Schwaller hat nicht locker gelassen. Bei einem Spaziergang hatte der Unterhausener im Sommer eine Entdeckung gemacht: Er sah im Schwattachfilz, einem Teil des Weilheimer Mooses, alte „mit Steinkohleteeröl imprägnierte Bahnschwellen“. Schwaller informierte sich, wandte sich dann ans Landratsamt, die Landrätin und die Kreistagsmitglieder – und hakte im Dezember noch einmal nach. Denn das Öl, das aus dem Holz austritt, kann Natur und Grundwasser belasten. Und das tut es im Moos, wie sich bestätigt hat. Wie das Landratsamt auf Nachfrage der Heimatzeitung mitteilt, hatte das Wasserwirtschaftsamt Weilheim im September Proben auf dem entsprechenden Grundstück im Schwattachfilz entnommen. Diese haben „das Vorliegen einer Altlast bestätigt“, sagt Dominik Detert, Pressesprecher im Landratsamt.
Demnach wurden sogenannte Prüfwerte der Bundesbodenschutzverordnung (BBodSchV) stellenweise überschritten. Damit müsste nun „unter Berücksichtigung der Bodennutzung eine einzelfallbezogene Prüfung“ durchgeführt und festgestellt werden, „ob eine schädliche Bodenveränderung oder Altlast vorliegt“.
Schwellen liegen dort seit mehr als 30 Jahren
Das Landratsamt möchte nun reagieren. „Da das betreffende Grundstück in einem wassersensiblen und auch frei zugänglichen Bereich liegt, besteht hier nun zeitnah entsprechender Handlungs- beziehungsweise Sanierungsbedarf“, sagt Detert. „Das genaue Vorgehen muss mit dem Grundstückseigentümer abgestimmt werden.“
Die Schwellen liegen bereits mehr als 30 Jahre auf dem Grundstück. Warum sie dort verbaut wurden, „ist nicht bekannt“, sagt Detert. Das Landratsamt hatte 2013 das erste Mal von ihnen erfahren. „Uns wurde ein Schreiben des Wasserwirtschaftsamtes aus dem Jahr 1991 vorgelegt, wonach eine Probenentnahme des direkt an den verlegten Eisenbahnschwellen angrenzenden Bodens ergeben hat, dass der Eisenbahnschwellenweg zu diesem Zeitpunkt insgesamt keine Gefährdung für den Wasserhaushalt darstellte“, schildert Detert. Deshalb habe sich damals kein weiterer Handlungsbedarf ergeben.
Nachbarflächen nicht überprüft
Schwallers Engagement hat nun gezeigt, dass die Situation eine andere ist. Er hatte nach seiner Entdeckung recherchiert und dabei herausgefunden, dass Steinkohleteeröle „Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe wie zum Beispiel Benzo(a)pyren, das als eines der giftigsten Wirkstoffe gilt“, enthalten. Diese können krebserregend, erbgutschädigend und hormonbeeinflussend bei Menschen und Tieren wirken und Gewässer schädigen.
Schwaller teilte dem Landratsamt auch mit, dass nicht auszuschließen sei, „dass Schwellen auch auf der nördlich gelegenen Fläche liegen (bzw. im Gewässer versenkt wurden) oder dass die angrenzenden Grundstücke durch die auf dem betroffenen Grundstück liegenden mit Schadstoffen belastet werden“. Er bat darum, auch jene Flächen zu überprüfen. Wie Landratsamts-Sprecher Detert der Heimatzeitung mitteilte, sei das Vorhandensein von weiteren Bahnschwellen auf anderen Grundstücken „nicht bekannt. Mangels konkreter Anhaltspunkte hat bislang keine nähere Untersuchung dortiger Nachbargrundstücke stattgefunden“.