Im Schatten des Handelskriegs: Dieser Deal könnte die EU vor Trump retten
Südamerika und Europa könnten abseits des Konflikts mit den USA durch das Abkommen Mercosur profitieren. Doch der Widerstand aus Frankreich stellt den Freihandel in Frage.
Brüssel/München – Das Mercosur-Abkommen zwischen der Europäischen Union und den vier südamerikanischen Staaten Brasilien, Argentinien, Paraguay und Uruguay könnte den Handel zwischen den beiden Kontinenten revolutionieren.
Doch auch nach der Einigung im Dezember 2024 zeigt sich in Europa ein gespaltenes Bild: Während Länder wie Deutschland, Finnland und Schweden den Vertrag begrüßen und auf eine rasche Umsetzung drängen, gibt es erhebliche Widerstände aus Frankreich und Polen.
Freihandel mit Südamerika: EU-Staaten werben für Mercosur-Abkommen
Die finnische Außenministerin Elina Valtonen betonte bei einer Pressekonferenz mit ihrer schwedischen Amtskollegin Maria Malmer Stenergard, dass Finnland eine stärkere wirtschaftliche Zusammenarbeit mit anderen Teilen der Welt anstrebe. „Als Finnland sind wir dafür, neue Handelskanäle zu öffnen und neue Freihandelsabkommen mit anderen Teilen der Welt zu prüfen“, erklärte Valtonen. Die EU leiste auf diesem Gebiet „fantastische Arbeit“ und für Finnland sei es entscheidend, das Potenzial des Mercosur-Abkommens zu nutzen.
Schweden, das als weiteres pro-europäisches Land gilt, fordert die „volle Anwendung“ des Abkommens und sieht in Mercosur eine Möglichkeit, den Freihandel mit den Märkten Südamerikas zu realisieren. Es geht dabei einerseits um den Austausch von Gütern, aber auch um den Zugang zu neuen Absatzmärkten für europäische Unternehmen.

Frankreichs Widerstand: Sorge vor ökologischen und wirtschaftlichen Folgen
Vor allem Frankreich stellt sich entschieden gegen das Mercosur-Abkommen. Landwirtschaftsministerin Annie Genevard warnte, es würde „dem Chaos durch die von Donald Trump angekündigten Zölle noch weiteres Chaos hinzufügen“. In einem Interview mit Radio J kritisierte sie die drohende Marktverzerrung durch billigere Agrarimporte aus Südamerika. „Mercosur war gestern ein schlechtes Abkommen und ist es immer noch“, sagte Genevard.
Vor allem Umweltauflagen seien in den Mercosur-Staaten deutlich lascher als in der EU, was Sorgen über Importe von Fleisch, Zucker oder Soja auslöse. Viele Landwirte in Europa fürchten Preisdruck und Wettbewerbsnachteile. Auch in Deutschland protestierten Bauern gegen das Abkommen. Während Frankreich vor ökologischen und wirtschaftlichen Risiken warnt, setzen andere Länder auf die langfristigen Chancen des Freihandels.
Mercosur: Deutschland und andere EU-Staaten auf der Befürworter-Seite
Deutschland hat sich stets – zum Beispiel in Person von Landwirtschaftsminister Cem Özdemir – für das Mercosur-Abkommen ausgesprochen und hebt dabei die positiven Versprechungen für die deutsche Wirtschaft hervor. Das Abkommen könnte nicht nur den Export von europäischen Produkten wie Maschinen, Fahrzeugen und Arzneimitteln erleichtern, sondern auch die Handelsbeziehungen zu den aufstrebenden Märkten in Südamerika stärken.
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Ebenso unterstützen Länder wie Spanien und Portugal das Abkommen, da sie in den Mercosur-Staaten große Absatzmärkte für ihre Produkte sehen. In Zeiten der Wirtschaftskrise und der geopolitischen Unsicherheiten, wie etwa der Handelskonflikte mit den USA, könnte das Mercosur-Abkommen zudem eine stabilisierende Rolle für die europäische Wirtschaft spielen.
Freihandel zwischen EU und Südamerika: Frankreich kämpft um Blockierung
So gibt es beim geplanten Freihandelsabkommen innerhalb der EU weiterhin politischen Widerstand: Frankreich versucht, eine Sperrminorität zu organisieren, was bedeutet, dass mindestens vier Mitgliedstaaten, die zusammen 35 Prozent der EU-Bevölkerung vertreten, gegen das Abkommen stimmen müssen, um es zu blockieren.
Denn noch ist das Abkommen nicht endgültig ratifiziert. Bevor es in Kraft tritt, muss es sowohl von den Mitgliedsstaaten als auch vom EU-Parlament genehmigt werden. (PF)