Das Penzberger Gymnasium war dieses Schuljahr ein Versuchslabor für die „Digitale Schule der Zukunft“. 100 Schüler der zehnten Jahrgangsstufe arbeiteten im Unterricht auf Tablet-Computern. Nächstes Schuljahr sollen Klassen in allen weiterführenden Schulen im Freistaat mitmachen dürfen.
Das bayerische Kultusministerium hat in einer zweijährigen Pilotphase die Klassen mehrerer Pilotschulen mit Tablet-Computern ausgestattet, als Teil des Projekts „Digitale Schulen der Zukunft“. Genauer gesagt: Die Schüler schafften sich Tablets an, die der Freistaat mit jeweils 300 Euro bezuschusste. Ab kommenden Schuljahr wird die Ausstattung mit mobilen Endgeräten auf alle weiterführenden Schulen in Bayern ausgedehnt.
Tabletklassen: 100 Schüler der zehnten Jahrgangsstufe
Das Penzberger Gymnasium hat in diesem Schuljahr bereits Erfahrungen gesammelt, als einzige Pilotschule im Landkreis. Die rund 100 Schüler der zehnten Jahrgangsstufe arbeiteten mit Tablet-Computern, nicht nur, aber doch die meiste Zeit. „Wir haben Wert darauf gelegt, dass auch Bücher verwendet werden und auf Papier gearbeitet wird“, erzählt Lehrerin Susanne Fagerer, die am Gymnasium die Schulentwicklungsgruppe leitet. In manchen Stunden blieb das Tablet auch komplett in der Tasche. Außerdem durften die Schüler nicht die Tastatur benutzen, wenn sie schrieben. Sie mussten den dazugehörigen digitalen Stift nehmen.
Einsatz in allen Fächern: Zeitlupe im Sport
Grundsätzlich wurden die Tablet-Computer aber in allen Fächern verwendet, ob zur Veranschaulichung des Blutkreislaufs in Biologie, zum Vokabellernen in Englisch, zum Komponieren in Musik oder zur Darstellung eines Ballwurfs in Zeitlupe beim Sportunterricht. Auch einige Schulbücher konnten über Apps heruntergeladen werden, darunter der legendäre Diercke-Weltatlas.
Berieseln lassen geht nicht mehr: „Das nervt manche“
Die Reaktionen der Schüler seien unterschiedlich gewesen, berichtet Susanne Fagerer. Manche seien sehr technikaffin, andere anfangs eher zurückhaltend gewesen. Als Vorteil sahen Schüler, dass sie sich besser organisieren können, keine Arbeitsblätter mehr verlieren, Hefteinträge schneller finden und sich beim Lernen leichter tun, aber auch mehr Eigenverantwortung haben. Es sei halt nicht mehr möglich, sich im Unterricht berieseln zu lassen, weil der Lehrer Fragen digital gleichzeitig an alle Schüler stellen kann und eine Antwort erwartet, so Fagerer. „Das nervt manche.“ Es gab ihr zufolge auch Schüler, die sich abgelenkt fühlten, weil Nachrichten leichter ausgetauscht werden können.
Positive Resonanz bei den Lehrern
Bei den circa 40 Lehrern, die in den Tabletklassen unterrichten, würden zwei Drittel einen Mehrwert sehen, berichtete Fagerer. Bei einer Befragung wurden als Vorteile genannt, dass die Zusammenarbeit zwischen den Kollegen zunehme, Arbeitsmaterial schnell und zuverlässig verteilt werden kann, Papier gespart und das Material mit Videos, Zusatzaufgaben und Dokumentationen angereichert werden kann, wodurch die Lehrer auch auf schwächere und stärkere Schüler zielgenauer eingehen können. Gelobt wurden die Apps zu den verschiedenen Fächern, die den Unterricht anschaulicher und greifbarer machten. Lehrer nutzen laut Fagerer auch gern den „Flipped Classroom“, bei der Schüler zu Hause Videos oder Power-Point-Präsentation anschauen und dann in der Schule üben – quasi ein umgedrehter Unterricht.
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Als Nachteile wurden bei der Befragung genannt, dass Schüler viel Zeit am Computer verbringen, die Vorbereitung einer Schulstunde mehr Zeit koste und die Ablenkung groß sei. Es gebe auch Lehrer, die nicht überzeugt vom Mehrwert sind oder einer Digitalisierung in der Schule grundsätzlich skeptisch gegenüberstehen, was nicht vom Alter abhänge, berichtete Fagerer.
Ab September drei Tablet-Jahrgänge
Am Penzberger Gymnasium ist die Digitalisierung natürlich nicht erst mit den Tablets eingezogen. Es gibt Activboards statt Tafeln in allen Klassenzimmern, drei Tabletkoffer, die alle Jahrgangsstufe für Projekte nutzen können, Informatik als Pflichtfach und drei Computerräume. Auch einen „Medienführerschein“ können die Schüler ablegen. Dabei lernen sie zum Beispiel, was ein Plagiat ist, wie man nicht zu viel von sich preisgibt und mit Cybermobbing umgeht. Die Tablet-Klassen will das Gymnasium im nächsten Schuljahr auf die neunte und die neue zehnte Jahrgangsstufe ausweiten. Die jetzige Zehnte nimmt ihre Tablets mit. Drei Jahrgänge nutzen dann die mobilen Computer. Nur die unteren Jahrgänge bis zur Achten sollen weitgehend tabletfrei bleiben.