Warnsignal für Wirtschaft: Stimmung in deutschen Mittelstands-Betrieben verschlechtert sich
Das Geschäftsklima im deutschen Mittelstand hat sich im Juli zum dritten Mal in Folge merklich verschlechtert – die Werte deuten auf eine unterdurchschnittliche Wirtschaftslage hin. Besonders ein Sektor ist stark betroffen.
Berlin – Seit Monaten befindet sich die Stimmung im deutschen Mittelstand auf einem Tiefpunkt. Insolvenzmeldungen, Inflation und der fehlende Wirtschaftsaufschwung prägen das aktuelle Bild. Im Juli verschlechterte sich das Geschäftsklima zum dritten Mal in Folge, und das KfW-ifo-Mittelstandsbarometer sank auf minus 17,7 Punkte. Diese negativen Werte signalisieren eine unterdurchschnittliche Wirtschaftslage, die besonders kleine und mittlere Unternehmen hart trifft.
Stimmung im deutschen Mittelstand verschlechtert sich zum dritten Mal in Folge
Das KfW-ifo-Mittelstandsbarometer, das die KfW aus den Ergebnissen der ifo-Konjunkturumfragen erstellt und nach Unternehmensgrößen und Wirtschaftszweigen unterteilt, zeigt im Juli eine deutliche Verschlechterung des Geschäftsklimas im deutschen Mittelstand. Der Index fiel im Vergleich zum Vormonat um gleich 4,2 Zähler, was auf eine unterdurchschnittliche Konjunkturlage hinweist. Damit verschlechtert sich das Geschäftsklima im deutschen Mittelstand zum dritten Mal in Folge.
Es sieht nicht so aus, als würden klein- und mittelständische Unternehmen eine Verbesserung der wirtschaftlichen Situation erwarten: Die Beurteilung der aktuellen Lage innerhalb des Geschäftsklimaindex zeigt nämlich ebenfalls ein düsteres Bild und fällt um 4,2 Zähler auf minus 15,9 Punkte. Die Geschäftserwartungen für die nächsten sechs Monate fielen außerdem um 4,0 Zähler auf minus 19,7 Punkte. Diese Stimmungseintrübung betrifft im Juli zwar alle kleinen und mittleren Unternehmen, wobei der Dienstleistungssektor am stärksten betroffen ist, dicht gefolgt vom Einzelhandel. Trotzdem bewerten Unternehmen aus dem Dienstleistungsbereich ihre Lage immer noch besser als Firmen aus anderen Sektoren.

KfW-Chefvolkswirtin: „Hoher Handlungsdruck um Wettbewerbsfähigkeit zu sichern“
„Das Geschäftsklima der deutschen Unternehmen ist das dritte Mal in Folge gesunken. Es handelt sich um mehr als eine rein erwartungsgetriebene Stimmungseintrübung, denn auch die Geschäftslage der befragten Unternehmen hat sich wieder verschlechtert“, fasst KfW-Chefvolkswirtin Dr. Fritzi Köhler-Geib zusammen.
Die KfW-Chefvolkwirtin hatte Anfang Juni die deutsche Politik abgemahnt, als das kfW eine Analyse zur deutschen Wettbewerbsfähigkeit publiziert hatte. Dabei kam deutlich heraus, dass die deutsche Wirtschaft sich zwar durch Innovationskraft, starke Logistikinfrastruktur und qualifizierte Arbeitskräfte auszeichne, jedoch unter demografischer Alterung, niedrigen öffentlichen Investitionen und hohen Unternehmenssteuern leide. „Insgesamt besteht ein hoher Handlungsdruck, um die Wettbewerbsfähigkeit unseres Standorts zu sichern“, mahnte Köhler-Geib.
Wie sieht die Stimmung bei deutschen Großunternehmen aus?
Das KfW-ifo-Mittelstandsbarometer verzeichnete auch keine bessere Stimmung bei deutschen Großunternehmen. Bei ihnen sinkt das Geschäftsklima im Juli ebenfalls deutlich, wenngleich weniger stark ausgeprägt als bei klein-und mittelständischen Unternehmen. Es verzeichnet ein Minus von 2,1 Zählern auf minus 22 Punkte. Damit findet jedoch höchstens eine Annäherung statt, denn das Geschäftsklima der Großunternehmen lag auch bereits in den letzten Monaten recht deutlich unter dem Klima der mittelständischen Unternehmen.
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„Hinter dem bisher erwarteten Konjunkturaufschwung stehen nach der Trendwende bei den Unternehmensbefragungen und dem leichten Rückgang des BIP im zweiten Quartal nun wieder größere Fragezeichen. Doch es gibt auch unter den aktuellen Indikatoren Hoffnungsschimmer. Vor allem hat sich die Erholung des Konsumklimas bis zuletzt fortgesetzt“, so Köhler-Geib.
Für das Barometer werden monatlich etwa 9.000 Unternehmen aus verschiedenen Wirtschaftsbereichen zu ihrer wirtschaftlichen Lage befragt, darunter rund 7.500 Mittelständler. Als Mittelständler gelten Firmen mit höchstens 500 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von maximal 50 Millionen Euro.
Immer mehr deutsche Firmen denken an einen Umzug ins Ausland
Erst vor wenigen Tagen hatte eine Studie der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) unter rund 3.300 Unternehmen Abwanderungstendenzen bei deutschen Firmen ans Tageslicht gebracht. Vier von zehn Industriebetrieben überlegen ihre Produktion hierzulande einzuschränken oder ins Ausland zu verlagern. Je größer der Industriebetrieb, desto eher wird eine Verlagerung der Produktion ins Ausland angedacht – die Hälfte der Industrieunternehmen über 500 Mitarbeitern zieht laut Studie eine Abwanderung in Betracht. Die deutsche Energiepolitik entwickelt sich laut DIHK damit zunehmend zu einem Risiko für den Wirtschaftsstandort Deutschland – und für Unternehmen.