„Zu pompös!“ – „Extrem aufgewertet“ – Meinungen zu zukunftsweisendem Projekt gehen auseinander

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Die Bürgerversammlung war heuer so gut besucht, wie schon lange nicht mehr, was wohl mit am Bericht von Florian Metzler lag. © Hochenauer

Die Bürgerversammlung im „Haus der Vereine“ war heuer so gut besucht, dass nur wenige Stühle frei blieben. Rund 200 Hohenpeißenberger waren gekommen, um den Berichten zu lauschen und zu diskutieren. Dabei ging es um nichts Geringeres als die Zukunft des Ortes.

Obwohl die Straßen in Hohenpeißenberg schon zu Beginn der Bürgerversammlung verschneit und glatt waren und es währenddessen fleißig immer weiter schneite, ließen es sich rund 200 Bürger nicht nehmen, ins „Haus der Vereine“ zu kommen, wo der Hohenpeißenberger Bürgermeister Thomas Dorsch die Veranstaltung mit seinem Bericht über die Entwicklung (siehe Kasten) und die finanzielle Situation der Gemeinde eröffnete.

„Es kommen harte Zeiten auf uns zu“, sagte Dorsch mit Blick auf die hohe Kreisumlage von 55 Prozent, die – außer es passiert Unvorhergesehenes – in den kommenden Jahren noch weiter steigen wird. Dabei wachsen die Aufgaben, die die Kommunen zu schultern haben, weiter. Zum Beispiel besteht ab dem Jahr 2026 ein Anspruch auf einen Ganztagsbetreuungsplatz für Kinder. „Das ist eine Herausforderung“, sagte der Bürgermeister. Derzeit könnten allen Buben und Mädchen Betreuungsplätze in den Kindergärten und Kitas angeboten werden. Die Gemeinde investiere jedes Jahr 500 000 Euro in die Kinderbetreuungseinrichtungen in Hohenpeißenberg.

Der Glasfaserausbau sei inzwischen wieder gut angelaufen, auch der Anschluss an die Peißenberger Kläranlage und die Entwicklung eines neuen Gewerbegebiets seien auf einem guten Weg. Der Gasthof „Hetten“ und die Eisdiele im Schächen seien wieder eröffnet worden und würden zusammen mit den weiteren Gastronomiebetrieben dazu beitragen, dass sich Hohenpeißenberg zu einem „kulinarischen Eldorado“ entwickelt habe. Als richtigen Schritt bezeichnete Dorsch die Rettung der Postfiliale im Ort durch die Gemeinde: „Das ist eine ganz wichtige Einrichtung für ältere Leute.“

„Riesengroßer Glücksfall“

„Es ist ein riesengroßer Glücksfall für uns“, sagte Dorsch über den Neubau eines Geh- und Radweges durch den Ort und den Rückbau der Ortsdurchfahrt, der bereits angelaufen ist. Andreas Lenker vom Staatlichen Bauamt berichtete über den Stand der Arbeiten und stellte noch einmal klar, dass die Straße 6,50 Mater breit sein wird, was breiter als die Norm sei: „Das funktioniert mit dem Gegenverkehr.“ Die Gesamtkosten für dieses Projekt lägen bei rund 9,1 Millionen Euro, wobei durch die hohe Förderung nur etwa 2,3 Millionen Euro von der Gemeinde aufgebracht werden müssten. Im Jahr 2026 solle das Projekt abgeschlossen sein.

„Wer bei sechs Metern Breite nicht an einem anderen Fahrzeug vorbeikommt, der sollte den Führerschein abgeben“, sagte ein Bürger anschließend dazu. Ein anderer Bürger befürchtete, dass die Straße nicht zu schmal, sondern eher zu breit gebaut wird und dann zum Rasen verleitet.

Dann war das Thema an der Reihe, das in den vergangenen Wochen durchaus kontrovers diskutiert wurde: die Neugestaltung der Ortsmitte. Bevor der Landschaftsarchitekt und Geschäftsführer des Freisinger Planungsbüros „Toponauten“, Florian Metzler, über den Sachstand informierte, ließ Dorsch die Entwicklung Revue passieren. Das Projekt sei angestoßen worden, weil aus der Ortsgemeinschaft regelmäßig entsprechende Vorschläge gekommen seien: „Es war immer der Auftrag an uns, eine attraktivere Ortsmitte zu gestalten.“ Nach einer Bürgerwerkstatt seien drei Entwürfe erstellt worden, von denen der Vorschlag der „Toponauten“ am meisten überzeugt habe.

Informationen für die Hohenpeißenberger
Informierten die Bürger: v.l. Florian Metzler, Thomas Dorsch und Andreas Lenker. © Hochenauer

Dorsch stellte erneut klar, dass es die Möglichkeit, alles beim Alten zu lassen, nicht gebe: Der Zusammenschluss der beiden Seiten des Geh- und Radweges beim Schächen müsse ohnehin gemacht werden. Und egal, ob jetzt nur der Geh- und Radweg gebaut und auf eine Gestaltung verzichtet wird, oder der Platz vor dem Schächen neu gestaltet werde, „beide Maßnahmen kosten etwa das gleiche“. Das ergebe sich aus der hohen Förderung, die es nur im Falle einer Neugestaltung gebe. „Diese Chance ergibt sich nicht mehr“, sagte Dorsch.

„Wir bewegen uns auf einem ganz schmalen Grat zwischen Städtebauförderung und Straßenbau“, erläuterte Metzler. Um Gelder von der Städtebauförderung zu erhalten, müsse eine Aufwertung des Platzes stattfinden und damit müssten die Parkplätze, die sich jetzt noch vor dem Schächen befinden, verlegt werden. Dadurch solle jedoch kein einziger Stellplatz wegfallen, vielmehr stünden nachher mehr Parkplätze zur Verfügung. Der Bereich vor dem Platz solle möglichst offen gehalten und die Straße verschwenkt werden.

„Kann man das nicht einfacher machen? Braucht‘s das?“, fragte ein Bürger, der Plan sei ihm „zu pompös“, sagte ein anderer. „Wenn wir den Plan komplett verändern, muss er neu gemacht werden und wir sind raus aus der Förderung“, antwortete Planer Metzler. Ein anderer Bürger wollte wissen, ob Lastwagen nach wie vor in beide Richtungen durch den Ort fahren könnten. „Wir haben alles prüfen lassen, es funktioniert alles“, sagte Dorsch.

Bekenntnisse zur neuen Ortsmitte

Die meisten sprachen sich klar für die neue Ortsmitte aus und erhielten Applaus für ihre Beiträge: Er sehe überhaupt nichts Pompöses oder Übertriebenes, sagte ein Bürger: „Die Ortsmitte wird extrem aufgewertet.“ „Es ist eine Investition in die Zukunft. Davon werden die nachfolgenden Generationen profitieren“, sagte ein anderer Hohenpeißenberger. „Es ist ein wirklich schlüssiges Konzept geworden“, lobte ein anderer.

„Es geht nur miteinander“, sagte Bürgermeister Dorsch abschließend. Es sei ihm wichtig, dass ein „sachlicher, demokratischer Diskurs“ stattfinde, „in dem es um die Sache und nicht um Personen geht.“ Er lud dazu ein, die Bürgerversammlung beim „Hettenglühen“ am Gasthof „Hetten“ mit Bratwurstsemmeln und Glühwein ausklingen zu lassen, und so stapften etliche durch den frischen Schnee zum Gasthof nebenan.

Der Ort in Zahlen

Einwohner: (Stand 31. 10.): gesamt 4164, darunter 237 ausländische Menschen aus 49 Nationen

Hauptwohnungen: 3947

Nebenwohnungen: 199

Zuzüge: 199

Wegzüge: 152

Geburten: 22

Eheschließungen: 11

Sterbefälle: 32

Beerdigungen: 41 (Erdbestattungen: 6; Urnenbeisetzungen: 35)

Gewerbeanmeldungen: 32

Gewerbeabmeldungen: 23

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