Sparzwang trifft Vereine: Penzberger Stadtrat beschließt Kürzung von Zuschüssen

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Reges Treiben: Der TSV hat mehr als 1800 Mitglieder, davon sind 50 Prozent Kinder. © TSV/Scharbert

Der Sparzwang der Stadt trifft nun Penzbergs Vereine: Der Stadtrat beschloss eine neue Förder-Regelung. Statt vormals 100-prozentiger Bezuschussung bei der Nutzung der Sportstätten, sind es nun noch 80 Prozent. Welche Veränderungen auf die Ehrenamtlichen zukommen, zeigt ein Blick in das neue Konzept.

Penzberg – Da die finanzielle Lage der Stadt Penzberg angespannt ist, ging es in der vergangenen Stadtratssitzung nun der Vereinsförderung an den Kragen. Die Stadträte stimmten geschlossen für die Kürzung. Wie Kulturamtsleiter Thomas Kapfer-Arrington erklärte, orientiere sich die Stadt hier an Maßgaben der Rechtsaufsicht. Denn die Vereinsförderung sei eine freiwillige Leistung. Dem Stadtrat wurde ein Konzept vorgelegt, das vorsieht, die Nutzungsgebühren für Sportstätten statt vormals mit 100 Prozent nun mit 80 Prozent des Nettorechnungsbetrags zu fördern. Es bleibt bei einem Fördertopf, der mit 200.000 Euro gefüllt wird.

Von 100 runter auf 80 Prozent: Penzberger Stadtrat beschließt Kürzung von Zuschüssen für Vereine

Von diesen 200.000 Euro würden 125.000 Euro für die Nutzung der Sportstätten verwendet werden. 25.000 Euro kämen Vereinen mit eigenem Gelände zugute (diese werden mit 20 Prozent der Betriebskosten bezuschusst). Der Restbetrag von 50.000 Euro sei für die Einzelanträge vorgesehen, erklärte Kapfer, beispielsweise für Konzerte und Kulturveranstaltungen.

TSV 1898 Penzberg: „Das ist schon einschneidend für uns“

Der TSV 1898 Penzberg ist mit mehr als 1800 Mitgliedern einer der größten Vereine in Penzberg. Die Kürzung der Förderung ist etwas „das wir natürlich erwartet haben“, sagt Kassiererin und dritte Vorsitzende Tanja Scharbert auf Rundschau-Nachfrage. „Das ist schon einschneidend für uns“, zwischenzeitlich habe der Verein sogar gefürchtet, die Förderung würde ganz wegfallen.

Das Ergebnis sei „relativ glimpflich ausgegangen“, aber trotzdem: 80 Prozent vom Nettorechnungsbetrag bedeuten etwa ein Drittel der Kosten, die der Verein nun selbst stemmen muss, erklärt Scharbert. Im Januar werde der Verein daher über eine Beitragserhöhung beraten müssen. Erfahrungsgemäß bedeute eine Erhöhung auch immer, dass Mitglieder austreten.

Eine Unterstützung müsse nicht immer finanzieller Natur sein, betont Scharbert. Der Verein wünsche sich allgemein mehr Unterstützung von der Stadt, zum Beispiel bei der geplanten Hütte an den Beachvolleyballplätzen. Das laufe „alles bisserl schleppend“, was viele Vereine in Penzberg gleich empfinden würden.

Zukünftig solle der Sozial- und Finanzausschuss über Einzelanträge beschließen. Ein „Novum“, von dem der Kulturamtsleiter sich versprach, dass die Vereine künftig davon absehen würden „Quatsch zu beantragen“.

Der Kulturamtsleiter sagte, dass die Mitgliedsbeiträge der Vereine teilweise „nicht mehr zeitgemäß“ sein. Auch sollten die Vereine sich um alternative Einkommensmöglichkeiten bemühen, wie etwa um einen Stand am Penzberger Christkindlmarkt. Er wolle nichts schönreden, sagte Kapfer, aber die Not müsse eben erfinderisch machen.

Gebühren der Landkreis-Hallen verdoppeln sich im September 2025 - Stadt will nachziehen

Josef Siegert, Ehrenamtsförderer der Stadt, ergänzte, dass sich die Gebühren der Landkreis-Hallen ab September 2025 verdoppeln würden. Das hatte der Kreistag beschlossen (Rundschau berichtete). Die Gefahr bestehe, dass „passive Mitglieder“ die Chance nutzen würden, bei einer Beitragserhöhung aus den Vereinen auszutreten. Er kündigte an, dass alle offenen Anträge von 2022, 2023 und 2024 noch dieses Jahr und nach den bislang geltenden Richtlinien ausgezahlt würden. Bürgermeister Stefan Korpan (CSU) kündigte seinerseits an, dass sie Stadt bei den Gebühren „dem Landkreis nachziehen“ könnte.

Aleksander Trifunovic (CSU) befand es für positiv, die Vereine auch in der schweren Haushaltslage unterstützen zu können. Er wollte wissen, wie es um den Schwimmverein stehe. Korpan antwortete, es hätten Gespräche mit Eltern stattgefunden, die „sehr konstruktiv und zielführend“ waren. Vermutliche werde der Schwimmverein zeitnah an einem Tag in der Woche im „Piorama“ trainieren.

Sicherheit für Vereine: Stadt will Regelung längstmöglich behalten - Haushalt könnte Strich durch die Rechnung machen

Sportreferent Thomas Keller (SPD) sagte, es sei gut, dass die „Hängepartie endlich mal zu Ende geht“. Für die Vereine sei es wichtig „in Zukunft Planungssicherheit zu haben“. Er machte deutlich, dass die Stadt den Vereinen einiges abverlange. Er fragte, ob die 80/20-Regel für zwei Jahre festgesetzt werden könnte, damit die Vereine damit planen könnten. Korpan entgegnete, Ziel sei es, so lange wie möglich an der neuen Lösung festzuhalten, aber es hänge letztlich am Haushalt.

Martin Janner (PM) stellte die Frage, ob es möglich wäre, für Kulturveranstaltungen einen eigenen Fördertopf zu schaffen, da bei solchen Veranstaltungen oft andere Bedingungen herrschten. Zum Beispiel bei Musikern, die schon ein Jahr im Voraus gebucht und auch gezahlt werden müssen. Eine ähnliche Frage stellte auch Kerstin Engel (Grüne). Auch sie plädierte für einen eigenen Kulturfördertopf. Das Anliegen wurde abgewiesen.

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